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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nicht einfach Nathel und duzt mich?« fragte der Thull traurig. »Ich bin ja gar nicht wirklich König. Mutter trifft alle Entscheidungen.«
    »Wie du möchtest, Nathel«, erwiderte Unrak jetzt fast mitleidig.
    »Wie weit, glaubst du, sind wir seit gestern gekommen?« fragte Hettar Barak.
    »Etwa zwanzig Seemeilen. Wir mußten gestern abend beiliegen, weil wir uns in fremdem Gewässer befinden.«
    »Dann sind wir jetzt etwa hier, oder?« Hettar deutete auf ein ominöses Zeichen auf der Karte.
    »Wir sind nicht einmal in der Nähe dieses Riffs, Hettar. Wir drehten südostwärts, als wir die Flußmündung verließen.«
    »Aber wir sind nicht südostwärts gesegelt, Barak. Offenbar ist da eine Strömung, die die Westküste von Mallorea herunterkommt, und sie ist ziemlich stark. Ich habe sie ein paarmal überprüft. Dein Bug deutet zwar südostwärts, aber die Seevogel ist durch diese Strömung die ganze Zeit seitwärts, fast gerade südwärts getrieben.« »Seit wann bist du so ein Segelfachmann?«
    »Das muß ich gar nicht sein, Barak. Nimm einen Stecken und wirf ihn über die Steuerbordseite. In wenigen Minuten wird dein Schiff ihn eingeholt haben. Ohne Zweifel treiben wir südwärts, ganz egal, in welche Richtung dein Bug auch schaut. Ich schätze, daß wir in spätestens einer Stunde die Brandung gegen dieses Riff schlagen hören.«
    »Ich kann nicht umhin, zu bestätigen, daß die Worte unseres Freundes der Wahrheit entsprechen«, versicherte ihm Mandorallen. »Ich bin Zeuge seines Experiments mit dem Stock gewesen. Wahrlich treiben wir südwärts.« »Was können wir tun?« fragte Lelldorin besorgt.
    Barak starrte düster auf die Karte. »Wir haben keine Wahl«, entgegnete er. »In diesem Sturm können wir nicht auf die offene See zurückkehren. Wir müssen beide Anker werfen und hoffen, daß sie Grund finden, der uns hält. Dann können wir nur abwarten. Wie heißt dieses Riff, Hettar?« »Turim«, antwortete der Algarier.

20
    W ie fast alle Kajüten war die auf Kapitän Krescas Schiff niedrig und hatte dunkelgebeizte Deckenbalken. Das Mobiliar war auf dem Boden festgemacht, und Öllampen baumelten von der Decke, während das vor Anker liegende Schiff in den schweren Brechern aus dem Meer des Ostens schaukelte. Garion war gern auf See. Auf dem tiefen Wasser fand er Ruhe, und Sorgen verloren ein wenig von ihrer Schwere. Er hatte das Gefühl, daß er an Land stets von Ort zu Ort eilte, durch Menschenmassen, die ihm die Ohren füllten und ihn ablenkten. Auf See dagegen hatte er Zeit, allein mit seinen Gedanken zu sein. Das geduldige Rollen der Wellen und die langsam dahinziehenden Wolken machten den Verstand frei für den Flug der Gedanken.
    Als Abendessen gab es eine einfache, herzhafte Bohnensuppe und dicke Scheiben kräftigen Schwarzbrots, und nach dem Essen saßen sie um den schlichten Tisch, unterhielten sich und warteten auf den Kapitän, der versprochen hatte, ihnen Gesellschaft zu leisten, sobald er sich um die Sicherheit des Schiffes gekümmert hatte.
    Der halbwüchsige Wolf lag unter dem Tisch vor Ce'Nedras Füßen und seine Augen bettelten. Immer wieder, wenn sie glaubte, daß niemand es sehen würde, steckte sie ihm einen Leckerbissen zu. Wölfe sind schließlich nicht dumm.
    »Die Brandung ist offenbar ziemlich stark«, stellte Zakath fest. Er hatte den Kopf schiefgelegt und lauschte dem Donnern der Wellen gegen die Felsen des Riffs. »Das wird zu Schwierigkeiten führen, wenn wir anlegen wollen, nicht wahr?«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Belgarath. »Dieser Sturm hat sich wahrscheinlich schon seit der Erschaffung der Erde zusammengebraut. Er wird uns in keiner Weise behindern.«
    »Bist du nicht etwas fatalistisch, Belgarath?« meinte Beldin. »Und vielleicht ein bißchen zu zuversichtlich?«
    »Das glaube ich nicht. Die beiden Prophezeiungen brauchen diese Begegnung. Sie streben ihr seit Anbeginn der Zeit entgegen. Da werden sie nicht zulassen, daß irgendetwas die Ankunft jener gefährdet, die hierherkommen sollen.« »Warum dann dieser Sturm?«
    »Er ist nicht dazu gedacht, uns – oder Zandramas – zu behindern.« »Und was ist sein Zweck?«
    »Wahrscheinlich, andere fernzuhalten. Nur ganz bestimmte Personen sollen morgen auf diesem Riff sein. Die Prophezeiungen werden dafür sorgen, daß niemand sonst den Fuß darauf setzen kann, ehe nicht geschehen ist, was geschehen muß.«
    Garion blickte Cyradis an. Das Gesicht der Seherin war ruhig, ja heiter. Immer hatte die Augenbinde ihr Gesicht

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