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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Bemerkung gestattest.« »Regel ist Regel, und das Spiel ist noch nicht zu Ende.«
    Garion konzentrierte sich wieder auf Zandramas, um bereit zu sein, falls sie plötzlich versuchen sollte, den Sardion an sich zu bringen.
    »Wann ist es soweit, Cyradis?« fragte Belgarath die Seherin von Kell leise. »Bald«, erwiderte sie. »Sehr bald.«
    »Wir sind alle hier«, Silk blickte nervös zur Decke. »Warum bringen wir es nicht hinter uns?«
    »Dies ist der Tag, Kheldar«, erwiderte sie, »doch dies ist nicht der Augenblick. Zum Zeitpunkt der Wahl wird ein helles Licht erscheinen, das sogar ich zu sehen imstande sein werde.«
    Die eigenartige, gelöste Ruhe, die nach Garion griff, wies ihn darauf hin, daß das entscheidende Ereignis unmittelbar bevorstand. Es war die gleiche Ruhe, die ihn in den Ruinen von Cthol Mishrak erfüllt hatte, als er Torak begegnete.
    Dann, als habe der Gedanke an seinen Namen den Geist des Einäugigen Gottes, wenngleich flüchtig, aus seinem Schlummer geweckt, war Garion, als höre er Toraks grauenerregende Stimme jenen prophetischen Abschnitt auf der letzten Seite des Ashabiner Orakels zitieren: Wisse, daß wir Brüder sind, Belgarion, obgleich unser Haß aufeinander eines Tages den Himmel zerreißen mag. Wir sind Brüder, da wir eine schreckliche Aufgabe miteinander teilen. Daß Du meine Worte liest, bedeutet, daß Du mich vernichtet hast. Deshalb muß ich Dich mit der Aufgabe betrauen. Was in diesen Seiten vorhergesagt wird, ist fürchterlich. Dulde nicht, daß es dazu kommt. Vernichte die Welt. Vernichte das Universum, wenn es sein muß, aber gestatte nicht, daß es geschieht! In Deiner Hand liegt nun das Schicksal von allem, was war, von allem, was ist, und von allem, was je sein wird. Heil, mein verhaßter Bruder, und lebe wohl. Wir werden uns in der Stadt der Ewigen Nacht begegnen – oder uns begegnet sein, und dort wird unser Streit sein Ende finden. Die Aufgabe jedoch wird noch vor uns liegen, an dem Ort, der nicht mehr ist. Einer von uns beiden muß sich dorthin begeben und dem absoluten Grauen stellen. Solltest Du derjenige sein, dann überlasse uns nicht dem schrecklichen Geschick! Wenn alles andere versagt, mußt Du deinem einzigen Sohn den Tod bringen, so wie Du mir den Tod gebracht hast. Diesmal erschreckten Toraks Worte Garion nicht, sondern verstärkten seine Entschlossenheit, als er endlich zu verstehen begann. Was Torak in der Vision gesehen hatte, die in Ashaba zu ihm gekommen war, war so grauenvoll gewesen, daß der verstümmelte Gott im Augenblick des Erwachens aus seinem prophetischen Traum den Drang verspürt hatte, die Möglichkeit der furchtbaren Aufgabe seinem Erzfeind aufzuerlegen. Dieses momentane Entsetzen hatte selbst Toraks ungeheuren Stolz hinweggefegt. Erst später, als dieser Stolz wieder übermächtig wurde, hatte Torak die Seiten seiner Prophezeiung verstümmelt. In jenem düsteren Augenblick der Vernunft hatte der Einäugige Gott jedoch die Wahrheit gesprochen, vielleicht zum erstenmal in seinem Leben. Garion konnte sich vorstellen, was dieser eine Augenblick der Wahrheit Torak an Qualen der Demütigung gekostet hatte. In der Stille seines Geistes versprach Garion, diese Aufgabe, die sein Erzfeind ihm auferlegt hatte, getreulich zu erfüllen. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, zu verhindern, daß das Furchtbare geschieht, mein Bruder«, sandte er seinen Gedanken zu Toraks Geist. »Ruhe in Frieden, denn hier übernehme ich die Last.«
    Das stumpfrote Glühen des Sardions hatte die wirbelnden Lichter in Zandramas' Fleisch gedämpft, und nun vermochte Garion ihre Züge deutlich zu sehen. Sie waren von Unruhe erfüllt. Ganz offensichtlich war sie nicht auf die plötzliche Nachgiebigkeit des Geistes, der sie beherrschte, vorbereitet gewesen. Ihre Entschlossenheit, um jeden Preis zu gewinnen, war nun, da der Geist sie nicht mehr unterstützte, ins Wanken geraten. Trotzdem drängte es ihren eigenen Geist immer noch danach, zu verhindern, daß sie sich der Wahl stellen mußte. Die beiden Prophezeiungen hatten sich zu Anbeginn der Zeit darauf geeinigt, die Entscheidung der Seherin von Kell zu überlassen. Die Abweichungen, die Machenschaften und vielfachen Greueltaten des Kindes der Finsternis auf dem Weg durch die Welt waren allesamt der verzerrten Grolimvorstellung der Zauberin von Darshiva selbst entsprungen. In diesem Augenblick war Zandramas gefährlicher denn je.
    »Nun, Zandramas«, sagte Poledra, »ist dies die Zeit, die du für unsere

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