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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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und abgrundtiefen Haß gleichermaßen.
    »Nun, Zandramas, was sagst du?« fragte Poledra. »Willst du so kurz vor deiner versprochenen Erhebung sterben?« Poledras goldene Augen blickten eindringlich in die der Grolimpriesterin. »Ah, nein«, stellte sie ruhig fest. »Ich sehe, daß du das nicht möchtest. Aber ich will die Worte aus deinem eigenen Mund hören, Zandramas. Beugst du dich nun der Entscheidung der Seherin?«
    Zandramas biß die Zähne zusammen. »Ja«, knirschte sie.

24
    I mmer noch grollte und krachte draußen Donner, und der Sturm, der sich seit Erschaffung der Erde zusammengebraut hatte, heulte in dem Gang, der vom Amphitheater in die Grotte führte. Während er sein Schwert in die Hülle zurückschob, wurde Garion auf eigenartig abstrakte Weise bewußt, wie sein Verstand arbeitete. Es war bereits so oft zuvor geschehen, daß er sich fragte, wieso er es nicht erwartet hatte. Die Umstände erforderten es, daß er eine Entscheidung traf, und die Tatsache, daß er sich gar nicht mehr damit beschäftigte, sondern seine Aufmerksamkeit uneingeschränkt seiner Umgebung schenkte, deutete darauf hin, daß er die Wahl in seinem Unterbewußtsein bereits getroffen hatte, auch wenn es seinem wachen Bewußtsein offenbar nicht klar war. Es gab, wie er sich eingestand, einen sehr guten Grund für das, was er tat. Über eine bevorstehende Entscheidung oder Konfrontation zu grübeln, würde ihn nur nervös machen und dazu führen, daß er immer unsicherer wurde und schließlich zu gar keiner Entscheidung mehr fand. Ob nun falsch oder richtig, die Entscheidung war gefallen, und sich deshalb weiter Sorgen zu machen, würde zu nichts führen. Die Wahl, dessen war er sich klar, war nicht nur eine Sache gründlicher Überlegungen, sondern auch tiefer Gefühle. Er verspürte diesen heiteren inneren Frieden, der sich aus der Gewißheit ergab, daß die Wahl, wie immer sie auch ausfiel, richtig war. Ruhig wandte er seine Aufmerksamkeit der Grotte zu. Zwar war es im hier überall vorherrschenden roten Licht des Sardions unmöglich, sicher zu sein, aber er nahm an, daß der Stein der Wände eine Art Basalt war, der in unzähligen glatten Flächen und scharfen Kanten gebrochen war. Der Boden war ungewöhnlich glatt, entweder als Folge der äonenlangen Erosionstätigkeit des Wassers oder wegen eines flüchtigen Gedankens Toraks während seines kurzen Aufenthalts in dieser Höhle, als er sich mit UL, seinem Vater, überworfen hatte. Das Rinnsal, das an der hinteren Wand in das Becken sickerte, gab Garion ein Rätsel auf. Dies war die höchste Erhebung des Riffs. Wasser sollte von hier aus hinunterrinnen, nicht hinauf zu der verborgenen Quelle in der Wand. Beldin könnte es wahrscheinlich erklären – oder Durnik. Aber Garion wußte, daß er an diesem ungewöhnlichen Ort wachsam sein mußte und sich nicht durch Überlegungen über das Woher und Wohin von Wasser ablenken lassen durfte. Und dann, da es die einzige Lichtquelle in dieser dämmrigen Grotte war, wurde sein Blick unwillkürlich vom Sardion angezogen. Er war kein schöner Stein. Er war mit eng beisammen liegenden Ringen in abwechselnd Blaßorange und milchigem Weiß durchzogen, und nun fiel immer wieder das flackernde Blau darauf, welches das Aldursauge aussandte. Er war so glatt wie das Auge, das Aldurs Hand poliert hatte. Aber wer hatte den Sardion poliert? Irgendein unbekannter Gott? Irgendein Clan zotteliger, tierischer Urmenschen, die mit stumpfer Geduld über dem Stein gekauert und Generation um Generation dieser einen, unverständlichen Aufgabe gewidmet hatten, die weißorangene Oberfläche mit schwieligen Händen zu reiben, die eher tierische Pranken, denn menschliche Gliedmaßen waren? Selbst solch geistlose Geschöpfe mußten die Macht des Steines gespürt und ihn für einen Gott gehalten haben – oder zumindest für etwas, das von einem Gott stammte. Konnte es da nicht sein, daß ihr stumpfsinniges Polieren eine Art von Anbetung gewesen war? Dann ließ Garion den Blick über die Gesichter seiner Gefährten wandern, die vertrauten Gesichter jener, die ihn an diesem Tag zu diesem Ort begleitet hatten. Toths Heldentod hatte die eine ungeklärte Frage beantwortet, und nun war alles, wie es sein sollte. Cyradis, deren Gesicht noch die Spuren von Tränen aufwies und von ihrer Trauer gezeichnet war, trat vor den Altar und blickte sie alle an. »Der Zeitpunkt steht bevor«, sagte sie mit klarer, ruhiger Stimme. »Nun müssen das Kind des Lichtes und das Kind der

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