Malloreon 5 - Seherin von Kell
Idee?«
»Sogar mehrere.« Sie erhob sich. »Komm mit, Garion«, forderte sie ihn auf. »Du ebenfalls, Ohm.« »Was hast du vor, Pol?« fragte Belgarath.
»Wir werden uns dort oben umsehen.«
»Das habe ich doch gerade vorgeschlagen!« warf Silk ein.
»Ja, aber etwas anders, Kheldar. Im Gegensatz zu uns kannst du nämlich nicht fliegen.«
»Also wirklich!« sagte er gekränkt. »Wenn du es so siehst.«
»So sehe ich es, Silk. Das ist einer der Vorteile, wenn man eine Frau ist. Ich darf so allerlei unfaire Dinge tun, und du mußt sie hinnehmen, weil du zu ritterlich bist, dagegen aufzubegehren!« »Ein Punkt für sie«, murmelte Garion.
»Das sagst du oft«, stellte Zakath verwundert fest. »Warum?« »Das ist ein Witz unter Alornern.«
»Spar dir doch ein bißchen Zeit, Pol«, riet Belgarath. »Schau erst mal, ob du nicht eine Bestätigung in diesem Gruppenbewußtsein bekommen kannst, ehe du dich in die Lüfte schwingst.«
»Eine sehr gute Idee, Vater«, lobte sie. Sie schloß die Augen und hob das Gesicht. Einen Moment später schüttelte sie den Kopf. »Sie lassen mich nicht mehr hinein«, gestand sie seufzend.
»Das ist doch schon Bestätigung genug.« Beldin kicherte.
»Da komme ich nicht ganz mit«, gestand Sadi und rieb sich den frisch geschabten Kopf.
»Die Dalaser mögen ja weise sein«, erklärte ihm der bucklige Alte, »aber sie sind nicht sonderlich schlau. Unseren beiden Mädchen ist es gelungen, etwas herauszufinden. Wenn das nicht stimmen würde, bestünde kein Grund, Polgara den Zugang zu verwehren. Aber daß sie nicht eingelassen wurde, kann nur bedeuten, daß wir in der Tat fündig geworden sind. Spazieren wir ein Stück aus der Stadt hinaus«, schlug er Polgara vor, »es braucht ja niemand auf unser kleines Geheimnis aufmerksam werden.«
»Ich fliege wirklich nicht sehr gut, Tante Pol«, sagte Garion abwehrend. »Muß ich unbedingt mit?« »Wir wollen kein Risiko eingehen, Garion. Falls die Dalaser diesen Ort unzugänglich machen, benötigen wir vielleicht das Auge zum Durchbrechen. Wenn du gleich mitkommst, sparen wir Zeit.« »Oh, wenn es so ist.«
»Bleibt in Verbindung«, mahnte Belgarath, als sie das Haus verließen.
»Natürlich«, brummte Beldin.
Als sie durchs Gras stapften, schaute der Zwerg sich um. »Wie wär's da drüben am Stadtrand? Das Dickicht müßte uns vor Blicken schützen.« »Einverstanden, Ohm.« »Noch etwas, Pol«, fügte er hinzu. »Und ich sag es bestimmt nicht, um dich zu ärgern.« »Das wäre mal was Neues.« »Du bist aber heute gut in Form!« Er grinste. »Ich will nur sagen, daß ein Berg wie dieser sein eigenes Wetter macht – vor allem seinen eigenen Wind.« »Ja, Ohm, das ist mir bekannt.«
»Ich weiß ja, wie gern du Schnee-Eulen magst, aber deren Federn sind zu weich. Wenn du in hohen Wind gerätst, könnte es leicht dazu kommen, daß du nicht bloß zerrupft, sondern völlig nackt zurückkehrst.« Sie bedachte ihn mit einem langen, festen Blick.
»Möchtest du, daß dir alle Federn davongeweht werden?« »Nein, Ohm, das möchte ich nicht.«
»Wie wär's, wenn du meinem Beispiel folgst. Vielleicht stellst du fest, daß es dir sogar Spaß macht, ein Falke zu sein.« »Ein blaugestreifter, nehme ich an?« »Das ist dir überlassen, aber Blau steht dir, Pol.«
»Du bist unmöglich.« Sie lachte. »Na gut, Ohm, du sollst deinen Willen haben.«
»Ich verwandle mich als erster«, erbot er sich. »Dann kannst du mich als Modell nehmen, damit du den Körperbau richtig hinkriegst.« »Ich weiß, wie ein Falke aussieht, Ohm.« »Natürlich weißt du das, Pol. Ich will es dir doch nur möglichst leicht machen.« »Du bist zu gütig.«
Es war ungewohnt, eine andere Form als die eines Wolfes anzunehmen. Garion musterte sich kritisch, stellte immer wieder Vergleiche mit Beldin an, der prächtig anzusehen auf einem Ast über ihnen saß.
»Gut genug«, sagte Beldin schließlich zu ihm. »Aber mach das nächste Mal deine Schwanzfedern etwas voller. Du brauchst sie zum Steuern.«
»Also gut, meine Herren«, sagte Polgara von einem nahen Zweig. »Fliegen wir los.«
»Ich führe«, erklärte Beldin. »Ich habe mehr Erfahrung. Wenn wir in einen Abwind geraten, müßt ihr euch von der Bergwand fernhalten, wenn ihr nicht gegen die Felsen geschmettert werden wollt.« Er spreizte die Schwingen, flatterte versuchshalber, dann flog er los. Garion war bisher erst ein einziges Mal geflogen, und zwar die weite Strecke von Jarviksholm nach Riva, als Geran entführt
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