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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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Obwohl Anthony rasch einen Schritt zurücktrat, war er der erste, den Warren erblickte, als er die Augen aufschlug.
    »Wo zum Teufel kommst du her?«
    »Erst beantworte mir meine Frage«, erwiderte Anthony
    »Hast du sie geheiratet?«
    »Was soll der Blödsinn?«
    »Ich finde die Frage höchst angemessen. Oder hast du vergessen, daß du nicht allein im Bett liegst? Also?«
    »Ich habe sie nicht geheiratet«, knurrte Warren. Anthony schnalzte mit der Zunge. »Du hättest besser gelogen, Yankee, oder wenigstens ein ›noch nicht‹ hinzugefügt. Ganz schön dumm von dir, das nicht gleich zu verstehen.«
    »Wer sagt denn, daß er intelligent ist?«
    Als Warren hochfuhr, sah er Connie am Fußende des Bettes stehen und dann seinen Schwager, dessen Vorwürfe er sich gerade hatte anhören müssen.
    »O Gott«, stöhnte er und ließ sich in die Kissen zurückfal-len. »Bitte sagt mir, daß ich träume!«
    Es war Amy, die sich nun aufrichtete, nachdem Warren sie mit der Schulter gestreift hatte. »Was ...«
    »Wir haben Besuch«, fiel ihr Warren ins Wort und rümpfte verächtlich die Nase.
    »Zum Teufel«, begann sie und verstummte, als sie ihren Onkel Tony neben dem Bett stehen sah.
    »Ich freue mich, daß es dir gutgeht, Kleines«, sagte Anthony. »Zumindest auf den ersten Blick«, fügte er rasch hinzu.
    Mit einem Stoßseufzer vergrub Amy das Gesicht in Warrens Mähne. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
    »Du mußt dich nicht verstecken, Kleines«, sagte James.
    »Wir wissen schon, wer hier der Schuldige ist.«
    »Es ist nur ein böser Traum«, flüsterte sie Warren zu. »Wenn wir aufwachen, sind sie verschwunden.«
    »Ich wünschte, du machtest dir ausnahmsweise einmal keine Illusionen, Amy.«
    »Ach, das ist aber nett.« Sie richtete sich auf, um ihm in die Augen zu sehen. »Wirklich reizend. Glaube nur nicht, ich hätte vergessen, daß du mir gestern abend einen Korb gegeben hast.
    Es soll vorbei sein? Wer macht sich hier Illusionen?«
    »Jetzt versucht sie, alle Schuld auf sich zu nehmen«, bemerkte Anthony kopfschüttelnd.
    »Irgendwie erinnert sie mich an Regan mit ihrem Hang, jede Situation zu meistern«, meinte Connie.
    »Und leider haben sie beide den gleichen schlechten Geschmack, was Männer anbelangt«, schloß James.
    »Sehr witzig, Herrschaften«, entgegnete Warren. »Aber wie wär’s, wenn ihr uns einen Augenblick allein lassen würdet, damit wir uns anziehen können, bevor wir die Unterhaltung fortsetzen?«
    »Ihr habt doch nicht vor, durchs Fenster zu entwischen?«
    fragte Anthony.
    »Im zweiten Stock?« gab Warren zurück. »Um mir das Genick zu brechen?«
    »Köstlich, Yankee!« gluckste Anthony. »Dein Genick dürfte wohl im Augenblick deine geringste Sorge sein.«
    »Jetzt reicht’s, Tony«, sagte James. Und an Warren gewandt:
    »Soweit ich mich entsinne, ist das Studierzimmer der geeignete Raum für solche Auseinandersetzungen. Also beeilt euch ein bißchen.«
    Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, sprang Warren aus dem Bett und schlüpfte eilig in seine Kleider. Amy richtete sich langsam auf und hielt sich dabei die Bettdecke vor die Brust. Die Röte war immer noch nicht aus ihrem Gesicht gewi-chen und würde es wohl nie mehr, so wenigstens kam es ihr vor.
    Sie hätte sich nicht mehr gedemütigt gefühlt, wenn ihre Eltern sie in dieser Situation vorgefunden hätten. Darüber zu reden, wie man einen Mann verführt, war eine Sache, aber dabei ertappt zu werden, war eine ganz andere. Am liebsten wäre sie ihren Onkeln nie mehr unter die Augen getreten.
    Aber ihr blieb keine Wahl.
    »Man könnte meinen, du hättest das alles geplant«, sagte Warren, während er sich seine Jacke überzog.
    Dieser Vorwurf ließ Amy zusammenzucken, sie konnte damit im Augenblick einfach nicht umgehen.
    »Ich habe dich letzte Nacht nicht gezwungen, mit mir zu schlafen«, hob sie hervor.
    »Hast du nicht?«
    Dieser Angriff verletzte sie tief, und doch sah sie sich plötzlich mit Warrens Augen. Er hatte vollkommen recht. Ihr war eingefallen, was Jeremy ihr gesagt hatte, und sie hatte es gegen Warren verwendet. In ihrem Bemühen, Warren für sich zu gewinnen, war sie von Anfang an sehr egoistisch vorgegangen. Nie hatte sie sich Gedanken über seine augenblickli-chen Gefühle gemacht, nur über die, die sich ihrer Meinung nach später einstellen würden. Sie hatte sich schlichtweg unfair verhalten.
    Sie blickte auf und wollte ihm sagen, wie leid ihr alles tat und daß sie ihn nicht länger bedrängen wollte,

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