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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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Amys Leben damit aufs Spiel setzte.
    Es traf sich, daß sie ganze fünf Minuten an Macs Haustür klopfen mußten, bis sich der Schotte aus seinem Bett bemüht hatte, um ihnen zu öffnen.
    »Wißt ihr eigentlich, wie spät es ist?« brummte er, bevor er erkannte, wer ihn da aus dem Schlaf gerissen hatte. »Wissen wir, Mac.«
    »Bist du’s, Warren?«
    »Ja, und den Rest erkläre ich dir später. Wir haben es sehr eilig, könntest du deshalb ganz schnell die Tang-Vase für mich herholen?«
    Mac warf einen flüchtigen Blick auf Amy, die neben Warren stand, dann auf den Chinesen hinter ihm. »Ich habe sie zur Bank gebracht. Dort ist sie sicherer, dachte ich mir.«
    Warren grinste. »Ich habe schon befürchtet, daß du das tun könntest, aber wie ich sehe, hast du es nicht getan. Also, Mac, bring mir die Vase.«
    »Bist du dir ganz sicher, Kleiner?«
    »Ja, das verfluchte Ding hat mir schon mehr Ärger gebracht, als es eigentlich wert ist. Ich gebe es seinem rechtmäßigen Besitzer zurück. Und jetzt beeile dich, Mac, wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Mac nickte und verschwand durch den Flur. Sie warteten in der Eingangshalle. Alle Türen ringsum waren geschlossen.
    Mac hatte nur eine Kerze brennen lassen, trotzdem konnte Warren erkennen, daß Li ihm nicht recht traute.
    Und Warren wußte, daß die Sache noch nicht ausgestanden war. Li hatte den Befehl, zwei Menschen zu töten, und er wür-de alles daran setzen, diesen Befehl auszuführen. Und in diesem Augenblick suchte er verzweifelt nach einer Möglichkeit, Gehorsam zu leisten und zu verhindern, daß sein Herr getötet wurde.
    »Das ist nicht möglich«, sagte Warren beiläufig und lenkte dabei den zornigen Blick des Chinesen auf sich. »Sie kommen niemals rechtzeitig zurück. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Zhang für so einen kleinen Racheakt sein Leben opfern würde – wo es ihm doch vor allem um die Vase geht?«
    Li gab keine Antwort, und Mac kehrte in diesem Augenblick mit der Vase zurück. Li wollte sogleich danach greifen, doch der Schotte hielt sie hoch über seinen Kopf, bis Warren sie ihm abgenommen hatte.
    Amy trat näher, um das Objekt in Augenschein zu nehmen, das ihr diese Reise über den Ozean beschert hatte, eine Reise, die sie auch jetzt nicht bereute, obwohl die Stimmung zum Zerreißen gespannt war und sie sehr wohl wußte, daß Warren und sie noch nicht in Sicherheit waren. Die Vase war in der Tat ein meisterhaftes Kunstwerk, feinstes chinesisches Por-zellan, fast transparent – darauf eine mit Gold auf weißem Grund dargestellte asiatische Szene. Sie mußte ein Vermögen wert sein, doch in diesem Augenblick wog sie ihrer beider Leben auf.
    Warren dachte genau dasselbe, und plötzlich erinnerte er sich daran, was Georgina damals bei ihrer Rückkehr aus England mit der Vase gemacht hatte. Er hielt sie in den Händen und drehte sie ganz langsam von einer Seite zur anderen. Dann sah er zu Liang hinüber und sagte mit todernster Miene: »Wäre es nicht ein Jammer, wenn ich sie plötzlich fallen ließe?«
    Der Chinese wurde totenbleich. »Das würde augenblicklich Ihren Tod bedeuten«, versprach er.
    »Ist der nicht ohnehin vorgesehen?« fragte Warren spöttisch. Ohne sie anzusehen, sagte er dann: »Amy, geh in das Zimmer dort drüben, und schließ dich ein, los!« Und zu Liang, der sie aufzuhalten versuchte: »Laß sie aus dem Spiel, sie hat nichts mit dieser Sache zu tun! Du bekommst die Vase, aber wir werden ohne das Mädchen zum Hafen zurückgehen.«
    So geschah es dann auch. Und Amy, die sich in einem Wandschrank wiederfand, der weder ein Schloß besaß, noch sonst eine Möglichkeit bot, um sich zu verbarrikadieren – sie war sicher, daß Warren das gewußt und nur geblufft hatte, um sie sich vom Hals zu schaffen –, war wütend, daß sie Warren so blindlings gehorcht hatte.
    Mac öffnete die Tür. »Du kannst jetzt herauskommen, Kleines.«
    »Genau das hatte ich auch vor«, antwortete Amy. »Und stehen Sie nicht so herum. Holen Sie ein Gewehr, oder mehrere, wenn möglich. Wir müssen sofort zum Hafen zurück und dafür sorgen, daß sie nicht in letzter Minute noch eine List anwenden.«
    »Ich glaube, das würde Warren gar nicht gefallen«, sagte Mac skeptisch.
    »Und ich glaube, daß es mir völlig gleichgültig ist, ob es ihm gefällt oder nicht. Mich in einen Schrank zu sperren!«
    fügte sie brummend hinzu. »Worauf warten Sie noch? Los, gehen wir!«
    Kapitel 38
    Amy und Mac kamen zu spät, aber ihre Hilfe wäre ohnehin nicht nötig

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