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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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gewesen. Als sie die Amphitrite erreichten, sahen sie Warren gerade von Bord gehen. Zhangs Schiff hatte in Windeseile die Anker gelichtet und war bereits jenseits der Hafenlichter im nächtlichen Dunkel verschwunden.
    Amy warf sich in Warrens Arme, um seine Erleichterung über das gute Ende zu teilen. Dabei bemerkte sie nicht einmal, daß er ihre Umarmung nicht erwiderte.
    Über ihren Kopf hinweg fragte er Mac: »Was macht sie hier?«
    »Sie ist so dickköpfig wie deine Schwester, kann ich nur sagen«, war Macs prompte Antwort.
    Amy ließ Warren los und sah den rothaarigen Schotten miß-
    billigend an. »Bin ich nicht! Und wenn es so wäre? Schließlich hätte er unsere Hilfe brauchen können, und was dann? Wie hätten wir helfen können, wenn wir nicht an Ort und Stelle gewesen wären?«
    »Laß es, Mac«, seufzte Warren. »Und versuch erst gar nicht, es zu verstehen.« Und zu Amy gewandt: »Komm, wir bringen dich zu Bett. Es ist vorbei. Morgen suchen wir ein Schiff, das dich nach Hause bringt.«
    Das Wort »Bett« besänftigte Amy, ging sie doch davon aus, daß sie es weiterhin mit Warren teilen würde. Was das Schiff betraf, das er morgen für sie suchen wollte, so würde ihr schon etwas einfallen, um ihn davon abzubringen.
    Schließlich wollte sie ja noch seine Heimatstadt kennenlernen, bevor sie mit ihm nach England zurückkehrte.
    Als sie sich auf den Weg machten, bat sie ihn: »Jetzt erzähle es mir, Warren: Ist Li wirklich auf deinen Bluff hereingefallen, ihr Schiff in die Luft zu sprengen?«
    »Das war kein Bluff, Amy.«
    »Oh«, sagte sie etwas überrascht.
    »Und solange ich die Vase hatte«, fuhr er fort, »konnten sie nicht riskieren, mich anzugreifen. Wir sind hierher zurückge-kommen, und ich habe Mr. Cates nur gefragt, ob die Kanonen schußbereit seien. Als er bejahte, warf ich Liang die Vase zu.«
    »Du hast sie geworfen ? « Sie schnappte nach Luft. »Das glaube ich dir nicht.«
    »O doch, und allein schon wegen seines Gesichtsausdrucks, bevor er sie auffing, hat sich dieses ganze Unternehmen gelohnt.«
    »Wenn ich mir Mühe gebe, fällt mir bestimmt noch etwas anderes ein, wofür es sich gelohnt hat.«
    »Tu’s nicht«, sagte er nur.
    Er ging plötzlich schneller, so daß Amy Mühe hatte, Schritt zu halten. Aber das war ihr nichts Neues. Allerdings wunderte sie sich über seine schlechte Laune. Sie führte sie darauf zurück, daß er bei diesem gefährlichen Abenteuer nichts gewonnen, sondern nur eine unermeßlich kostbare Antiquität verloren hatte. Er hatte dafür zwar sie, Amy, aber das zählte für ihn wohl nicht.
    In seinem Haus angelangt, stellte er sie kurz seiner Haushälterin vor. Amy wurde in Georginas früherem Zimmer einquar-tiert und bekam Nachthemd und Morgenrock ausgehändigt. Am nächsten Tag sollte sie dann Georginas Kleider anprobieren.
    Auf die Frage, ob sie noch etwas essen wolle, bevor sie sich schlafen legte, nickte sie, allerdings dürfe es kein Reis sein.
    Weitere Erklärungen mochte sie dazu nicht abgeben, da bereits ein heißes Bad für sie vorbereitet wurde und sie an nichts anderes mehr denken konnte, als möglichst schnell in die Wanne einzutauchen.
    Nach dem Bad hatte sie plötzlich gar keine Lust mehr zu schlafen, zumindest nicht alleine. Sie wartete darauf, daß sich Warren zu ihr gesellen würde, aber sie wartete vergeblich. Als ihr klar wurde, daß er keinerlei Anstalten machte, die Nacht mit ihr zu verbringen, legte sie sich zunächst alle möglichen Erklärungen zurecht. Keine aber erwies sich als stichhaltig, und so machte sie sich auf die Suche nach ihm. Das dritte Schlafzimmer, in das sie schaute, war schließlich das seine.
    Er war nicht im Bett, sondern saß, eine Flasche Whiskey in der Hand, in einem Sessel und starrte in einen Kamin, in dem kein Feuer brannte. Er hatte sie nicht hereinkommen hören, und Amy war unschlüssig, ob sie sich bemerkbar machen sollte, nachdem ihr schmerzlich bewußt geworden war, daß er die Nacht nicht mit ihr verbringen wollte. Sie wußte nicht recht, wie sie darüber denken sollte, eines aber dachte sie nicht; daß dies in Zukunft immer so sein würde. Nein, dieser Gedanke lag ihr fern.
    Fest entschlossen, herauszufinden, was mit ihm los war, fragte sie schließlich: »Warren?«
    Er drehte sich nicht einmal nach ihr um.
    »Was machst du hier?«
    »Ich habe dich gesucht.«
    »Gut, du hast mich gefunden, jetzt geh wieder zu Bett. Es ist vorbei, Amy«
    »Der Alptraum vielleicht, nicht aber unsere Liebe.«
    »O doch, auch die ist

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