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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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trotzdem vielen Dank. Auf mich wollte sie ja nicht hören.«
    Auch Warren war über diese Worte seines Schwagers erstaunt und antwortete, schon etwas weniger hitzig: »Du hättest darauf bestehen müssen.«
    »Ja, in dem Punkt unterscheiden wir uns, Anderson. Ich streite nicht mit einer schwangeren Frau, nicht, wenn sie meine schwangere Frau ist. Sie hätte von mir verlangen können, dieses Haus mit meinen bloßen Händen niederzureißen, und ich hätte ihr den Wunsch gern erfüllt.«
    »Nachsicht zahlt sich nicht immer aus«, meinte Warren mißbilligend.
    Woraufhin James mit einem Schmunzeln entgegnete: »Das meinst du vielleicht! Bei mir hat sie sich bisher immer ausge-zahlt.«
    Diese zweideutige Bemerkung und die Tatsache, daß James ihn absichtlich mißverstanden hatte, trieb Warren die Röte ins Gesicht. »Wenn es aber zu ihrem eigenen Besten ist ...«
    »Ach, gib auf, Anderson«, schnitt ihm James das Wort ab.
    »Ich weiß es. Und sie wäre trotz aller Proteste auch nicht länger unten geblieben, das kannst du mir glauben. Auch wenn du’s nur ungern zugeben kannst, sorge ich nämlich sehr gut für meine Frau. Und jetzt mach, daß du fortkommst. Ich möchte noch ein paar ruhige Augenblicke mit ihr verbringen, solange es geht.«
    Eingedenk seines Versprechens schluckte Warren seinen Zorn hinunter und verließ das Schlafzimmer. James schaute seine Frau an, die seinen Blick kopfschüttelnd erwiderte.
    Er hob eine Braue und fragte mit unschuldiger Miene: »Was hast du?«
    »Du hättest ruhig ein bißchen freundlicher zu ihm sein können«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Das war so verdammt freundlich, wie ich’s nur sein kann, George, und das weißt du genau. Was kann ich also für dich tun, bis Charlotte kommt und mich hinauswirft?«
    »Du kannst unter die Bettdecke kommen und ein bißchen mit mir leiden«, antwortete sie und fügte dann honigsüß hinzu:
    »Nimm mich in die Arme, James. Ich glaube, allmählich habe ich doch etwas Angst.«
    Also kroch er zu ihr ins Bett und versuchte, seine eigene Angst zu verbergen, um sie zu beruhigen: »Du weißt doch, daß Kinderkriegen ein Kinderspiel ist.«
    »Du hast gut reden«, knurrte sie.
    »Du kommst aus einem guten Zuchtstall«, entgegnete er.
    »Deine Mutter hat sechs Kinder bekommen, ohne viel Aufhebens davon zu machen, und sie müssen bei der Geburt alle kleine Monster gewesen sein, nach ihrer heutigen Größe zu urteilen – Anwesende eingeschlossen.«
    »Hör auf, ich muß lachen, James.«
    »Das war auch meine Absicht.«
    »Ich weiß, aber es tut weh.«
    »George ...«
    »Pst, noch ist es nicht so schlimm. Und du hast recht, wir sind widerstandsfähig.« Dann seufzte sie dramatisch. »Wir Frauen müssen eben für unser Vergnügen bezahlen. Aber einmal möchte ich erleben, daß auch ein Mann für das seine bezahlen muß.«
    »Lieber nicht, George, oder wünschst du dir das Ende der Menschheit herbei?«
    Sie kicherte – sie konnte es, denn die Wehen hatten gerade wieder ausgesetzt. »Ach, ich weiß nicht. Ich bin ziemlich sicher, du könntest es. Bei den anderen Männern deiner Familie habe ich da meine Zweifel. Und die Männer in meiner Familie kannst du auch vergessen, obwohl Drew jedesmal lacht, wenn ihn jemand niederschlägt. Der könnte die Schmerzen bestimmt ertragen. Aber es sind nur zwei, deshalb hast du wohl recht. Wenn es von euch Männern abhinge, würde die Menschheit aussterben.«
    »Du brauchst gar nicht so verdammt überheblich zu reden«, knurrte er.
    »Aber leider haben wir Frauen eben gar keine andere Wahl. Schließlich wollen wir nicht verantwortlich sein für das Ende ...«
    »Ein Punkt für dich, Liebling«, unterbrach er sie und fragte dann zärtlich: »Geht’s besser?«
    »Ja«, sagte sie lächelnd.
    Kapitel 6
    Warren Anderson ging im Salon auf und ab und schaute immer wieder auf die Uhr über dem Kamin. Es war Viertel vor vier am Morgen. Wenn Georgina nicht bald erlöst wäre, dann würde er ... Er wußte selbst nicht genau, was. James Malorys Gesicht zu Brei schlagen, wahrscheinlich. Die Vorstellung war verlockend – aber nein, das durfte er nicht. Dieses verdammte Versprechen. Obwohl James in seinem jetzigen Zustand wahrscheinlich gar nicht bemerken würde, wenn man ihm ins Gesicht schlüge. Der Mann sah mitgenommener aus, als Warren sich fühlte, und das war schon die Hölle.
    Gott, war er froh, daß er nicht zu Hause gewesen war, als Clintons Frau ihre beiden Kinder bekommen hatte. Beide Male hatte er sich auf einer Chinafahrt befunden,

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