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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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in meine Lage zu versetzen. Was würdest du tun, wenn nichts im Leben für dich mehr von Interesse wäre, wenn es nicht einmal mehr eine Herausforderung wäre, hinter einem hübschen Rock herzulaufen, wenn selbst die Aussicht auf ein blutiges Duell fad geworden wäre?«
    »Also beleidigst du einfach die Leute, um zu sehen, ob du sie zu einer Schlägerei bringen kannst?«
    »Nein, um zu sehen, wie sehr sie sich zum Narren machen können. Du schneidest da übrigens recht gut ab.«
    Warren gab es auf. Jedes Gespräch mit James Malory raubte ihm den letzten Rest an Geduld und Selbstkontrolle, zwei Fähigkeiten, die er ohnehin nicht im Übermaß besaß. Das mußte man an seinem Gesicht ablesen können, denn James fügte hinzu: »Willst du wirklich nicht einen kleinen Versuch mit mir machen?«
    »Nein.«
    »Du gibst mir doch hoffentlich Bescheid, wenn du deine Meinung geändert hast?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    James brach in herzhaftes Lachen aus. »Manchmal bist du so amüsant wie dieser Schuft Eden. Nicht oft, aber manchmal bist du wirklich köstlich.«
    Kapitel 20
    Während Henri die Koffer des neuen Kindermädchens, Mrs.
    Hillary, auf dem Dachboden verstaute, hatte Amy erneut das Vergnügen, dem ganzen Anderson-Clan die Haustür zu öffnen.
    Diesmal wurden sie erwartet. Georgina hatte ihre Brüder zum Abendessen eingeladen und beschlossen, es mit ihnen im Speisezimmer einzunehmen. Es hatte deswegen eine kleinere Auseinandersetzung mit James gegeben, der meinte, es sei noch zu früh für sie, das Bett zu verlassen. Sie hatten sich aber schließlich auf den Kompromiß geeinigt, daß er sie hinunter-tragen würde.
    Amy war diesmal auf den Besuch vorbereitet und freute sich, daß Warren die Einladung nicht ausgeschlagen hatte, nur um ihr aus dem Weg zu gehen. Das wäre durchaus möglich gewesen. Jetzt schien er krampfhaft bemüht, so zu tun, als hätte es den gestrigen Tag gar nicht gegeben, denn er ignorierte sie einfach. Sie fragte sich, wie lange er das durchhalten würde, da sie ihn ganz gewiß nicht ignorieren würde.
    Drew lenkte ihre Aufmerksamkeit allerdings zunächst von Warren ab, indem er, während die anderen schon auf den Salon zusteuerten, mit einer charmanten Verbeugung Amys Hand ergriff und sie sanft mit den Lippen berührte. Erst als er sich wieder aufrichtete, bemerkte sie sein blaues Auge. Nachdem ihr auch schon Warrens aufgesprungene Lippe aufgefallen war, konnte sie sich leicht zusammenreimen, was geschehen war.
    »Tut’s weh?« fragte sie mitfühlend.
    »Furchtbar.« Drew grinste, um ihr zu zeigen, daß er nur gescherzt hatte. »Aber du könntest den Schmerz durch einen Kuß lindern.«
    Sie lächelte verschmitzt zurück. »Ich könnte auch ein zweites Veilchen hinzufügen, als Ausgleich sozusagen.«
    »Na, wo habe ich das denn heute schon einmal gehört?« Der Blick, den er in Warrens Richtung warf, verriet alles, aber Warren war nicht im geringsten belustigt. Doch bevor es zu Handgreiflichkeiten kommen konnte, sagte Amy rasch: »Ich hoffe, du hast eine plausible Erklärung für deine Schwester parat. Das ist nicht eben der geeignete Zeitpunkt, ihr Sorgen zu bereiten.«
    »Keine Angst, süßes Fräulein. Georgie ist längst an unsere Kratzer, Beulen und Veilchen gewöhnt. Sie wird es wahrscheinlich gar nicht zur Kenntnis nehmen.« Er wandte sich wieder Warren zu, der den anderen noch nicht in den Salon gefolgt war. »Aber nur für alle Fälle: Was hältst du davon, wenn wir sagen, wir beide wären dieselbe Treppe runtergefal-len?«
    »Sag einfach, daß ich wieder einmal angefangen habe, Drew. Georgie erwartet sowieso nichts Besseres von mir.«
    »Ich habe nichts weiter getan, als eine völlig unschuldige Bemerkung zu machen – was zum Teufel hat dich gestern abend so aufgebracht?«
    »Weiß ich nicht mehr«, log Warren.
    »Da hast du’s, wir waren beide betrunken. Sie wird das genau verstehen, aber laß mich es ihr erklären. Du wirst nur wieder in die Defensive gehen und uns den ganzen Abend verderben.«
    Damit wandte sich Drew um und ließ die beiden stehen.
    Amy war ein wenig verwirrt, plötzlich allein mit Warren zu sein. Und sie hätte schwören können, daß er genau das hatte vermeiden wollen. Trotzdem machte er keine Anstalten, Drew zu folgen.
    Sie blickte ihn erwartungsvoll an. Doch Warren schwieg, und so beschloß sie, es mit einer kleinen Neckerei zu versuchen. »Schäme dich, Warren! Mußtest du deinen Ärger unbedingt an ihm auslassen?«
    »Ich weiß nicht, wovon du

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