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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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daß deine Mutter und er in wenigen Tagen zur Sommerfrische nach Bath reisen wollen und dann weiter nach Cumberland. Eddie hat dort eine Mine ausfindig gemacht, die er sich ansehen will, bevor er in sie investiert.«
    Dies war ein Thema, mit dem Amy vertraut war. »Ja, er will die Eigner und Verwalter persönlich kennenlernen, weil sein erster Eindruck immer zutrifft und dafür ausschlaggebend ist, welche Investitionen er tätigen und empfehlen wird.«
    »Ich weiß«, erwiderte James. »Aber sie werden mehrere Wochen unterwegs sein. Wir würden uns natürlich freuen, wenn du bis zu ihrer Rückkehr hier bei uns bleibst. Aber wenn du sie begleiten möchtest, werden sie ihre Reise um einige Tage verschieben.«
    Wie angenehm es doch war, selbst entscheiden zu dürfen.
    Noch vor einer Woche wäre sie nicht einmal gefragt worden, man hätte einfach über ihren Kopf hinweg entschieden. Natürlich gab es gar keine Entscheidung zu treffen. Schließlich wür-de sie London nicht verlassen, solange Warren da war.
    »Ich bleibe, wenn es euch nicht stört«, sagte sie.
    »Wieso stören?« rief Georgina. »Du bist mir wirklich eine große Hilfe. Selbst Artie und Henri tun, was du ihnen aufträgst, ich dagegen muß erst einen Aufstand machen. Ich wür-de dich gern bis zu deiner Hochzeit bei mir behalten, wenn deine Mutter nichts dagegen hätte, aber das hat sie natürlich.«
    »Ist die Frage damit geklärt?« schaltete sich James schließ-
    lich ein.
    »Nicht ganz«, sagte Georgina. »Wenn du bleibst, Amy, muß ich darauf bestehen, daß du wieder deine Bewerber empfängst.
    Deinen Onkel wird das Kommen und Gehen nicht stören. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß er es genießt, all die jungen Gecken einzuschüchtern.« Sie lächelte schelmisch. »Übung, weißt du, für Jacqueline. Du wirst doch zugeben, daß du dich nicht weiter vor all den Bewerbern verstecken kannst, denen du bei deinem ersten Ball den Kopf verdreht hast.«
    Amy sah zu Warren hinüber, bevor sie antwortete. Ein Wort von ihm, nur ein vielsagender Blick, und sie hätte einen Grund genannt, weshalb sie gern noch ein bißchen länger im Verborgenen geblieben wäre. Doch er schaute eigens weg und gab ihr zu erkennen, daß er nicht im geringsten an ihrer Antwort interessiert war.
    »Du hast recht«, sagte sie schließlich.
    Doch sie hatte Warren zu lange angestarrt. Als sie den Blick von ihm löste, spürte sie, wie Jeremys Augen sie beinahe durch-bohrten, und der verdammte Halunke platzte heraus: »Großer Gott, doch nicht der!«
    Die Röte, die ihr ins Gesicht schoß, bestätigte seinen Verdacht, ob sie es leugnen würde oder nicht. Zum Glück aber schenkte ihr gerade jetzt, außer Jeremy, niemand Beachtung, denn aller Augen waren auf ihn gerichtet, und jeder stellte sich die gleiche Frage.
    »Was soll das?« insistierte sein Vater. »Von wem zum Teufel redest du da, Kleiner?«
    Amys Blick kündigte Jeremy die schlimmste Vergeltung an, sollte er ihr Geheimnis verraten. Das hätte wohl wenig Wirkung gezeigt, wenn sie nicht so gute Freunde gewesen wären. Und so sah er sich gezwungen, diese unvorsichtige Bemerkung zu korrigieren – zunächst einmal.
    »Tut mir leid«, sagte Jeremy und brachte sogar einen zer-knirschten Gesichtsausdruck zustande. »War mit meinen Gedanken woanders. Ich mußte daran denken, daß der gute alte Percy unserer Amy den Hof zu machen gedenkt.«
    »Percy? Du meinst Percival Alden?« fragte James ungläubig und fügte auf Jeremys Nicken hinzu: »Dann kann er schon mal sein eigenes Grab schaufeln.«
    Er hatte es ganz ruhig gesagt, wie eine bloße Feststellung.
    Jeremy grinste und erwähnte erst gar nicht, daß Derek und er ihren Freund bereits vor dieser Möglichkeit gewarnt hatten.
    »Dachte mir schon, daß du so reagieren würdest«, war alles, was er erwiderte.
    Amy aber, am anderen Tischende, stöhnte innerlich. Wenn sich ihr Onkel schon beim harmlosen Percy so anstellte, wie würde seine Reaktion erst sein, wenn er erfuhr, daß ihre Wahl auf Warren gefallen war? Sie warf Warren einen verstohlenen Blick zu und sah, wie seine grünen Augen seinen Schwager plötzlich zornig anblitzten. Da holte sie tief Luft, denn ihr kam mit einem Mal ein Gedanke, der ihr schon eher hätte kommen müssen. Wenn man James’ und Warrens gegenseitige Abneigung in Rechnung stellte, war es dann nicht denkbar, daß Warren, sollte James ihn auffordern, sich von Amy fernzuhalten, genau das Gegenteil tun würde? Wenn auch nur, um seinen verhaßten Schwager zu

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