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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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Bruder am besten loswerden konnte. Er erwog, eine weitere Schlägerei anzuzetteln, um Drew außer Gefecht zu setzen, war aber jetzt, da er sein Problem bereits für geregelt hielt, viel zu gut gelaunt, um schlechte Laune vorzutäuschen.
    Doch Drew hatte offensichtlich eigene Pläne.
    »Ich schaue mal bei dem Schneider vorbei, den Derek uns empfohlen hat. Der gute Mann soll einem in wenigen Tagen und zu einem vernünftigen Preis eine elegante Abendgarderobe schneidern können.«
    »Wozu brauchst du denn hier in London eine elegante Abendgarderobe?« fragte Warren.
    »Boyd und ich sind am Wochenende zu einem Ball eingeladen. Die Einladung gilt übrigens uns allen, aber ich nehme an, daß du kein Interesse hast.«
    »Habe ich auch nicht. Ich dachte, du wolltest am Sonntag in See stechen«, erinnerte ihn Warren.
    »Was spielt das für eine Rolle? Deshalb bin ich immer noch für ein paar romantische Stunden zu haben.«
    »Ach ja, fast hätte ich deine Vorliebe fürs Küssen und Süß-
    holzraspeln vergessen.«
    »Das Pech der Seeleute.« Drew grinste von einem Ohr zum anderen. »Und was ist mit dir?«
    »Ich mache Frauen keine Versprechen, die ich nicht einzu-halten gedenke.«
    »Nein, sie fürchten deinen verdammten Jähzorn viel zu sehr, um dir ein Versprechen zu entlocken.«
    Warren nahm die Herausforderung nicht an, legte sogar den Arm um Drews Schulter und sagte: »Mach nur so weiter, wenn du unbedingt auf ein zweites Veilchen aus bist. Aber ich könn-te heute ganz gut auf eine weitere Schlägerei verzichten.«
    »Hast dich gestern ordentlich ausgetobt, was?« lachte Drew.
    »Fürs erste ja.«
    »Schön zu hören, auch wenn es natürlich nicht lange anhalten wird. Tut deine gute Laune ja nie.«
    Warren runzelte die Stirn, als Drew gegangen war. War es wirklich so schwer, mit ihm auszukommen? Für seine Mannschaft anscheinend nicht, denn sonst wären seine Leute nicht all die Jahre auf seinem Schiff geblieben. Er hatte natürlich ein aufbrausendes Temperament, und es gab gewisse Dinge, die ihn aus der Fassung brachten. Drews Frohsinn zum Beispiel.
    Die Unbekümmertheit seines jüngeren Bruders ging ihm einfach auf die Nerven, vor allem, weil er sich an Zeiten erinnern konnte – lange war es her, noch vor Marianne –, als er ganz ähnlich gewesen war.
    Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, und machte sich auf den Weg zum Berkeley Square, wo ihn neuer Ärger erwartete. Vorerst war seine Stimmung noch gut und wurde sogar noch besser, je näher er seinem Ziel kam. Kein weiterer Tag mehr wie gestern. Keine Versuchung mehr. Er würde sich wieder auf die gemeinsamen Stunden mit seiner Schwester freuen können. Er konnte sich auf die Eröffnung des neuesten Skylark-Büros konzentrieren. Er konnte sogar in Betracht ziehen, sich für die Zeit seines Londoner Aufenthalts eine Mätresse anzuschaffen.
    Vielleicht sollte er seine Brüder auf den Ball begleiten, nur um zu sehen, was die feine Gesellschaft an leichter Beute zu bieten hatte.
    Der französische Ex-Pirat Henri öffnete ihm die Tür und ließ ihn wissen, daß er zu einem ungünstigen Zeitpunkt erschien. Georgie schlief. Jacqueline ebenfalls. Und die übrige Familie war ausgegangen.
    Warrens Enttäuschung war groß, seine eben noch so gute Laune verflüchtigte sich schlagartig. Er war fest entschlossen gewesen, jede schlechte Stimmung zu vermeiden, und jetzt waren ihm die Hände gebunden. Er konnte natürlich warten, seine Ungeduld aber würde seine Laune weiter verschlechtern, und wenn Georgie erwachte, würde er sie am Ende noch an ihr auslassen. Deshalb ging er lieber, auch wenn er nicht wußte, wie er seine Zeit in dieser ihm unbekannten Stadt totschlagen sollte.
    Eine Sache freilich gab es, die er sich schon länger vorgenommen hatte. Eine Stunde später betrat er die Boxhalle, nach der er gesucht hatte, und traf eine Vereinbarung mit dem Besitzer, um sich für viel Geld einem Einzeltraining zu unterziehen.
    Dabei mußte er sehr bald feststellen, daß er so gut wie nichts von fachmännischen Fausthieben verstand. Er war immer nur ein Raufbold gewesen und damit gut zurechtgekommen – bis er es mit James Malory zu tun bekommen hatte.
    »Nicht so, Yankee«, schimpfte sein Lehrer. »Damit schlägst du zwar jeden Durchschnittskerl zu Boden, aber wenn du willst, daß er unten bleibt, dann mußt du es so machen.«
    Warren war eine solche Kritik nicht gewöhnt, aber er wollte sich zusammenreißen, auch wenn es ihm noch so schwerfiel.
    Zum Lohn konnte er dann seinem

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