Malory
diesem Abend, ihn zu heiraten.
Sie saßen beim Abendessen, und sie hatte gerade einen Schluck Rotwein genommen. Gott sei Dank war das Tischtuch dunkelblau, deshalb sah man den Fleck nicht allzusehr.
»Entschuldigung.« Derek grinste einfältig. »Ich wollte dich nicht so aus der Fassung bringen.«
Aus der Fassung bringen? Schock war hier wohl der richtigere Ausdruck.
»Darüber macht man keine Scherze«, wies sie ihn miß-
billigend zurecht.
»Darüber würde ich nie im Leben scherzen.«
»Aber du kannst es doch unmöglich ernst meinen!«
»Warum nicht?«
»Sei nicht albern, Derek. Du weißt warum. Ich bin deine Mätresse. Ein Mann in deiner Stellung heiratet seine Mätresse nicht. Das geht einfach nicht.«
»Es wird gehen, wenn ich es will.«
Das war so lächerlich ... so verbohrt, daß sie fast die Augen verdrehte. Das Thema regte sie jedoch zu sehr auf, um daran irgend etwas Erheiterndes zu finden.
Natürlich würde sie ihn furchtbar gern heiraten. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen. Aber sie wußte genausogut wie er, daß es unmöglich war. Und daß er dieses Thema trotzdem aufgebracht hatte, machte sie ärgerlich. Wie konnte er es wagen, sie so in Versuchung zu führen?
Es spielte überhaupt keine Rolle, daß sie gut zu ihm paßte, oder es zumindest getan hatte, bevor sie sich in
einem
übelbeleumdeten
Haus
in
einem
Raum
voller Londoner Lords verkaufen ließ. Daß sie verkauft worden war, machte sie für eine Ehe untaug-lich, auch wenn derjenige, der sie gekauft hatte, sie ihr anbot.
»Ich werde dich nicht heiraten, Derek«, sagte sie steif.
»Und ich danke dir auch nicht dafür, daß du mich gefragt hast.«
»Du willst mich nicht heiraten?«
»Das habe ich nicht gesagt, ich sagte, ich werde dich nicht heiraten. Ich will dir und deiner Familie keinen weiteren Skandal bescheren.«
»Kelsey, überlaß die Sorgen um meine Fam ...«
»Meine Antwort lautet nein, Derek, und daran wird sich nichts ändern. Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du heute nacht nicht hierbleiben würdest. Ich möchte gerne alleine sein.«
Er starrte sie ungläubig an. Sie wich ihm aus. Und sie war wütend. Er kannte die Anzeichen. Sie verbarg es gut, aber sie war verteufelt wütend auf ihn – weil er sie gebeten hatte, ihn zu heiraten! Und dabei hatte er gedacht, sie würde erfreut reagieren, sogar entzückt –
zumindest hatte er geglaubt, daß sie sofort ja sagen würde.
Derek seufzte. Er hatte sich selbst noch nicht ganz an die Idee gewöhnt, hatte sich nur überlegt, daß er sie gerne heiraten wollte, und das, nachdem er die ganze Woche lang mit widerstreitenden Gefühlen gekämpft hatte. Der Gedanke war ihm gekommen, als ihm klar wurde, daß nach Lonnys Tod Kelsey nichts mehr bei ihm hielt als ihre Ehre. Sie brauchte keine Angst mehr zu haben, daß Lonny sie zwingen würde, den Handel einzuhalten. Und sie kannte Derek mittlerweile so gut, daß sie wußte, er würde sie deswegen nicht bedrohen.
Sie konnte ihn jederzeit verlassen, wie eine ganz normale Mätresse. Es spielte keine Rolle mehr, daß er viel Geld für sie bezahlt hatte.
Und das versetzte ihn in eine gewisse Panik. Als er das merkte, suchte er nach einem Grund. Und die Antwort fiel ihm rasch ein: Er hatte sich ganz einfach in seine Mätresse verliebt.
Das war verdammt dumm, selbst er wußte das. Aber es war nun mal passiert. Er wußte, er brauchte sie nicht zu heiraten. Sie konnten sehr gut so weitermachen wie bisher – solange sie bereit war, bei ihm zu bleiben. Aber dieses »solange wie« gefiel ihm überhaupt nicht. Er wollte etwas von Dauer. Er wollte, daß sie in sein Haus zog. Er wollte, daß sie ihm Kinder schenkte. Er wollte sie nicht mehr verstecken.
Aber sie hatte nein gesagt. Und sie hatte gesagt, daran würde sich nichts ändern.
Bei Gott, es würde sich ändern – vielleicht nur nicht heute nacht.
44
Derek blieb drei Tage lang weg. Was sich als klug erwies, da Kelsey so lange brauchte, um sich wieder zu beruhigen. Schließlich kam sie zu dem Schluß, daß sein Heiratsantrag
wahrscheinlich
mit
dem
Ashford-Vorfall
und seiner Besorgnis um sie zu tun hatte. Der Antrag war
wahrscheinlich
auch
impulsiv
gemacht
worden.
Und da er nun Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, würde ihm klar sein, wie albern sein Benehmen gewesen war.
Als er drei Tage später wieder erschien, erwähnte er den Heiratsantrag nicht mehr, also beschloß Kelsey, auch
ihrerseits
das
Thema
nicht
anzusprechen.
Nachdem ihr Ärger
Weitere Kostenlose Bücher