Malory
nachdem er keine Anstrengung gescheut hatte, ihre innige Beziehung an die große Glocke zu hängen, um seine verletzte Eitelkeit zu beschwichtigen.
Enttäuscht und in die Ecke gedrängt, rüstete sie sich für das Geständnis. »Wie wäre es euch denn lieber, soll ich es buchstabieren oder würde es den Herren genügen, wenn ich versichere, daß Kapitän Malory in diesem Punkt die Wahrheit gesagt hat?«
»Georgina! Ein verfluchter Pirat?«
»Hab ich das etwa gewußt?«
»Ein Engländer!« kam es von Drew.
»Das allerdings war nicht zu überhören«, meinte sie trok-ken.
»Werd' bloß nicht frech, Georgie«, warnte sie Clinton.
»Dein Geschick bei der Auswahl deiner Männer ist mehr als erbärmlich.«
»Zumindest bleibt sie konsequent bei einer Sorte«, warf Warren dazwischen. »Ein Mistkerl jagt den nächsten.«
»Ich hab' das Gefühl, George, deine Brüder mögen mich nicht sonderlich«, gab James noch seinen Kommentar dazu.
Das ging ihr dann doch über die Hutschnur. »Ihr könnt jetzt alle mal die Luft anhalten. Ich geb zu, daß ich einen Fehler gemacht habe. Ich bin sicherlich nicht die erste Frau, der das passiert ist, und werde ganz bestimmt nicht die letzte sein. Doch mit Blindheit bin ich nicht geschlagen! Ich weiß jetzt, daß er von Anfang an nichts anderes im Sinn hatte, als mich zu verführen. Macht ihr vielleicht etwas anderes? Und wenn ihr euch jetzt als Moralapostel aufspielen wollt, seid ihr auch nur elende Heuchler. Er ist dabei so raffiniert zu Werke gegangen, daß ich es nicht einmal gemerkt habe.
Kurzzeitig war ich sogar der irrigen Auffassung, daß er mich für einen Burschen hielt - was sich leider sehr schnell als falsch herausgestellt hat. Ich habe allen Grund, wütend zu sein, und nicht ihr. Außerdem bin ich sicher, wäret ihr an seiner Stelle gewesen, ihr hättet euch nicht einen Deut anders verhalten. Doch abgesehen davon habe ich das Spiel freiwillig mitgespielt und war mir meines Tuns voll bewußt.
Mein Gewissen kann das bestätigen.«
»Dein was?«
»Gut gesagt, George«, bemerkte James hinter ihr, belustigt darüber, wie sie ihn angeklagt und im selben Atemzug verteidigt hatte. »Aber ich denke, deine Brüder hätten viel lieber gehört, daß ich dich gewaltsam verführt, oder auf die eine oder andere Weise unter Druck gesetzt habe?«
Georgina fuhr herum und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß du mich unter Druck gesetzt hast?«
»Kaum, meine Liebe. Ich war schließlich nicht derjenige, der mit den Schmetterlingen im Bauch angefangen hat.«
Die Erinnerung daran trieb ihr die Schamröte in die Wangen, und jeder konnte es sehen. Oh Gott, er wird ihnen doch nichts darüber erzählen, oder?
»Was soll das bedeuten«, hakte Drew nach, der als einziger ihre Verlegenheit bemerkte.
»Ach nichts ... nur ein dummer Scherz«, preßte sie heraus und flehte James mit einem Blick an, doch bitte den Mund zu halten.
Was er natürlich nicht tat: »Ein Scherz, George? Das nennst du einen ...«
»Ich bring dich um, James Malory, das schwör ich!«
»Aber erst, nachdem du ihn geheiratet hast.«
»Was?« kreischte sie laut und starrte fassungslos den Bruder an, der diese wahnwitzigen Worte ausgesprochen hatte.
»Clinton, das kann doch nicht dein Ernst sein! Du willst so jemanden in der Familie haben?«
»Das trifft es nicht ganz, meine Liebe. Du hast ihn doch ausgesucht...«
»Hab ich nicht! Und er wird mich niemals heiraten ...« Sie unterbrach sich, um sich nach James umzudrehen und musterte ihn mit einem langen, plötzlich unschlüssigen Blick.
»Willst du?«
»Natürlich nicht«, antwortete er mürrisch, zögerte jedoch selbst einen Augenblick, als er sie fragte: »Willst du es denn?«
»Natürlich nicht«, formte ihr Stolz die Worte, in Anbetracht seiner Meinung zu diesem Thema. Mit einem abschlie-
ßenden »Damit wäre wohl alles geklärt?« wandte sie sich ihren Brüdern zu.
»Ganz recht, wir haben bereits alles geklärt, Georgie, während der Kapitän und du bewußtlos darnieder gelegen habt«, erklärte ihr Thomas. »Heute nacht wird geheiratet!«
»Du hast das angestiftet, nicht wahr?« erinnerte sie sich an ihre gemeinsame Unterhaltung an diesem Morgen.
»Wir wollen nur dein Bestes.«
»Was soll daran gut sein, Thomas? Ich werde keinen Mann heiraten, der mich nicht will.«
»Daß ich dich nicht will, stand doch niemals in Frage, Kleines«, erwiderte James trocken und eindeutig verärgert. »Du hast doch eine prima
Weitere Kostenlose Bücher