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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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MacDonell für genau das hielt, was sie vorgab zu sein.
    Shawn war ein recht umgänglicher Geselle, fünfundzwanzig Jahre alt, mit lustigen grünen Augen, die er ständig wach-sam über sein Revier schweifen ließ. Er hatte nichts dagegen, daß sich Georgina in der Küche herumdrückte, doch ließ er sie gleich wissen, daß sie dann aber auch mit anpacken müs-se. Dagegen hatte Georgina nichts einzuwenden und half wo sie konnte, wenn die anderen beiden Gehilfen gerade beschäftigt waren. Der Ire war eher einer von der gesprächigen Sorte und beantwortete bereitwillig ihre zahlreichen Fragen.
    Doch er hatte auch erst hier in England angemustert, und konnte ihr nur wenig Auskunft über den Kapitän oder das Schiff geben.
    Noch hatte sie kaum jemanden von der übrigen Besatzung kennengelernt, obwohl sie und Mac schon die letzte Nacht an Bord geschlafen hatten, besser gesagt, versucht hatten zu schlafen, was bei dem Spektakel kaum möglich gewesen war, den die von den umliegenden Hafenkneipen heimkehrenden Seeleute veranstaltet hatten. Stockbetrunken und grölend waren sie über das Vorderdeck gestolpert und hatten im Dunkeln nach ihrer Hängematte gesucht, um sich dann laut schnarchend noch eine Mütze voll Schlaf zu gönnen.
    Die Mannschaft bestand aus einer bunt zusammengewür-felten Meute, wie es auf Schiffen üblich war, die weite Reisen in alle Herren Länder unternahmen und in einem Hafen Leute anheuerten und im nächsten wieder entließen. Das bedeutete zwangsläufig, daß auch einige Engländer unter der Mannschaft vertreten waren.
    Der erste Steuermann zum Beispiel, Conrad Sharpe, war einer von ihnen. Connie war sein Spitzname, aber bisher hatte Georgina erst einen Mann ihn so rufen hören. Connie hatte eine sehr gepflegte Aussprache, beinahe so wie diese hochnäsigen Aristokraten und irgendwie hatte sie das Ge-fühl, daß mit ihm nicht zu spaßen sei. Er war sehr groß und schmal, sein rotes Haar war eine Spur dunkler als das von Mac und seine Arme und Hände waren voller Sommer-sprossen, wahrscheinlich hatte er sie überall am Körper. Au-
    ßer im Gesicht, das von Wind und Sonne gegerbt war und die Farbe eines alten Lederapfels hatte. Seine haselnußbraunen Augen blickten einen so direkt an, daß Georgina mehr als einmal an der Tauglichkeit ihrer Maskerade gezweifelt hatte. Scheinbar war ihm aber an ihrem Äußeren nichts aufgefallen, sonst hätte er sie ja wohl kaum angeheuert. Bei ihrem kurzen Gespräch hatte er nicht viele Worte gemacht und nicht lange rumgefackelt: entweder sie arbeiteten, oder sie würden nicht auf der Maiden Anne fahren. Für Georgina war das in Ordnung, aber Mac hatte nur äußerst ungern eingewilligt.
    Georgina konnte Mr. Sharpe von Anfang an nicht leiden, obwohl sie nichts Konkretes an ihm auszusetzen fand - jedenfalls bis jetzt. Dieses vorschnelle Urteil war zwar nicht fair, aber das störte Georgina nicht im geringsten, solange es Engländer betraf, die sie mittlerweile mit Ratten, Schlangen und anderem ekelhaften Getier in einen Topf steckte.
    Ihre Abneigung durfte sie natürlich nach außen hin nicht zeigen, denn es wäre äußerst unklug gewesen, sich diesen Mann zum Feind zu machen. Also ging sie ihm und den anderen Engländern unter der Besatzung weitgehend aus dem Weg.
    Kapitän Malory hatte sie noch nicht kennengelernt, denn als sie aufs Schiff kam, war er noch nicht an Bord gewesen.
    Sie wußte, daß sie demnächst zu ihm gehen und sich vorstellen mußte, um zu erfahren, welche Dienste er von ihr erwartete. Darin waren alle Kapitäne unterschiedlich. Drew zum Beispiel bestand jeden Tag auf ein eingelassenes Bad, und wenn es nur Salzwasser war. Clinton verlangte einen Becher warme Milch, bevor er sich zur Ruhe begab, und es war die Aufgabe seines Schiffsjungen, ihm die Milch zu bringen und auch die Kuh zu versorgen. Warrens Bursche hingegen mußte nur die Kajüte sauberhalten und brauchte sich nicht ums Essen zu kümmern, denn das nahm Warren stets mit seiner Mannschaft ein. Mr. Sharpe hatte ihr schon die übliche Palette ihrer Pflichten aufgezählt, aber was sonst noch von ihr erwartet wurde, konnte sie nur vom Kapitän selbst erfahren.
    Der würde im Moment wohl noch sehr beschäftigt sein und sie beschloß die Gunst der Stunde zu nutzen und noch eine Weile herumzutrödeln. Der Kapitän war nämlich der einzige, vor dem sie sich in acht nehmen mußte, denn mit ihm würde sie mehr Zeit verbringen als mit jedem anderen an Bord. Ihr Aussehen mußte perfekt sein, denn der

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