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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01. Das Geheimnis ihrer Liebe
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»Hat es irgendwelche Probleme gegeben?« fragte Nicholas und wartete vergeblich auf eine lange Liste von Schwierigkeiten.
    »Absolut nicht, Mylord.«
    »Kein Lärm?«
    »Nichts dergleichen.«
    Nicholas holte tief Atem. Sie sparte sich wahrscheinlich ihre gesamte Wut für ihn auf. »Lassen Sie die Kutsche vorfahren, Tyndale«, befahl er, ehe er die Treppe hinaufstieg.
    Im zweiten Stock herrschte Grabesstille. Die Dienstboten hatten keinen Grund, sich in diesem Teil des Hauses nach Einbruch der Dunkelheit aufzuhalten. Lucy, das hübsche Zimmermädchen, auf das er in letzter Zeit ein Auge geworfen hatte, würde sich nicht nach oben wagen, wenn nicht nach ihm geschickt wurde, und Harris, sein Kammerdiener, schlief jetzt sicher im ersten Stock und rechnete damit, daß sein Herr wesentlich später zurückkehren würde. Wenigstens befand sich außer Tyndale niemand im Haus, der etwas von der Anwesenheit der Dame wußte. Das war immerhin etwas.
    Nicholas blieb einen Moment lang vor Reggies Tür stehen, ehe er sie aufschloß und eilig aufriß. Er rechnete mit einem Schlag in sein Gesicht, aber der Schlag, der ihn bei ihrem Anblick traf, saß mindestens ebensogut.
    Sie stand am Fenster, wie in einem Bilderrahmen, und sah ihn auf eine verblüffend direkte Art an. In ihrem Blick lag keine Scheu, und dieses zarte, edle, herzförmige Gesicht verriet auch keine Angst. Die Augen waren beunruhigend, leicht exotisch angehauchte Mandelaugen.
    Derart dunkelblaue Augen in diesem hellen Gesicht, so blau und so klar, wie eingefärbte Kristalle. Die Lippen weich und voll, und die Nase gerade und schmal. Diese ungewöhnlichen
    Augen
    wurden
    von
    pechschwarzen
    langen Wimpern umrahmt, und darüber wölbten sich zarte schwarze Brauen. Ihr Haar war rabenschwarz und umgab ihr Gesicht in kleinen Kringellöckchen, was ihrer hellen Haut den Schimmer von poliertem Elfenbein verlieh.
    Sie war atemberaubend. Die Schönheit hörte keineswegs bei ihrem Gesicht auf. Sie war zwar zierlich, aber ihre Gestalt hatte nichts Kindliches an sich. Feste, junge Brüste preßten sich gegen den dünnen Musselin ihres ro-séfarbenen Abendkleides, das nicht so tief ausgeschnitten war wie manche anderen Kleider und genau den Punkt erreichte, an dem es nicht provozierend, aber doch verführerischer als alles war, was er in London bisher gesehen hatte. Er wollte den rosefarbenen Musselin ein paar Zentimeter weit hinunterziehen und zusehen, wie diese bezaubernden Brüste sich befreiten. Jetzt traf ihn der nächste Schlag, als er feststellte, daß seine Männlich-keit sich gegen seinen Willen regte. Himmel, seit seiner Jugend hatte er nicht mehr derart die Kontrolle über sich verloren!
    Er bemühte sich verzweifelt, wieder alles in seine Gewalt zu bekommen, und er suchte nach irgend etwas, was er sagen könnte. »Hallo«, war alles, was ihm einfiel.
    Aus seinem Tonfall war ein »Was haben wir denn da?«
    herauszuhören, und Reggie lächelte unwillkürlich. Er sah fantastisch aus, einfach fantastisch. Es lag nicht nur an seinem Gesicht, wenngleich auch das umwerfend war. Von diesem Mann ging eine magnetische sexuelle Anzie-hungskraft aus, die zutiefst beunruhigend wirkte. Er gefiel ihr sogar noch besser als Onkel Anthony, den sie bis dahin als den attraktivsten Mann auf Erden betrachtet hatte.
    Der Vergleich war beruhigend. Er erinnerte sie an Onkel Tony, nicht nur in seiner Größe und seinem Äußeren, sondern auch in der Art, wie er sie abschätzend musterte.
    Seine Mundwinkel zogen sich zufrieden nach oben. Wie oft hatte sie beobachtet, daß ihr Onkel Frauen auf eben diese Art begutachtet hatte. Nun, dann ist er wohl ein Lebemann, sagte sie sich. Wer sonst hätte seine Mätresse von der Türschwelle eines anderen Mannes entführt? War er eifersüchtig gewesen, weil er geglaubt hatte, daß seine Mätresse und Onkel Anthony zusammen. .. Oh, das ver-sprach eine äußerst amüsante Situation zu werden.
    »Selber hallo«, sagte Reggie verschmitzt. »Ich habe schon angefangen, mich zu fragen, wann Sie die Verwechslung wohl bemerken würden. Sie haben sich reichlich Zeit gelassen.«
    »Ich bezweifle, daß es wirklich eine Verwechslung war.
    Sie sehen gar nicht so aus, als hätte ich mich geirrt. Sie sehen sogar ganz so aus, als hätte ich ausnahmsweise endlich einmal das Richtige getan.«
    Er schloß leise die Tür und lehnte sich dagegen. Diese wunderbaren Bernsteinaugen wanderten dreist von Kopf bis Fuß über ihren Körper. Ein junges Mädchen war absolut nicht sicher,

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