Malory
leid.«
»Mir auch. Aber ich habe bezaubernde Verwandte müt-terlicherseits, die sich um mich gekümmert haben. Und jetzt ist es nur gerecht, wenn sie mir sagen, wer Sie sind.«
»Nicholas Eden.«
»Der vierte Vicomte von Montieth? Ach, du meine Güte, von Ihnen habe ich allerdings schon einiges ge-hört.«
»Alles skandalöse Lügen, das versichere ich Ihnen.«
»Das bezweifle ich.« Sie lächelte ihn an. »Aber Sie brauchen nicht zu fürchten, daß ich schlecht über Sie denke.
Schließlich ist kein anderer so schlimm wie Tony - oder wie sein Bruder James - und ich liebe beide von Herzen.«
»Beide? Tony und James Malory?« Er war total verdutzt.
»Gütiger Himmel, Sie wollen damit doch nicht etwa sagen, daß Sie auch James Malorys Mätresse sind?«
Ihre Augen wurden kugelrund. Sie biß sich auf die Zunge, aber es half nichts. Sie brach gegen ihren Willen in Gelächter aus.
»Ich kann daran nichts komisch finden«, bemerkte Nicholas kühl.
»Doch, es ist komisch, und wie! Ich hatte schon Angst, Sie könnten glauben, daß Tony und ich... Oh, das ist einfach prima! Das muß ich Tony erzählen... Nein, lieber doch nicht. Er wird es gar nicht komisch finden. Ihr Männer seid manchmal so steif«, seufzte sie. »Sehen Sie, er ist nämlich mein Onkel.«
»Wenn Sie es vorziehen, ihn als solchen zu bezeichnen.. .«
Sie lachte wieder. »Sie glauben mir nicht, stimmt's?«
»Meine liebe Miß Ashton... «
»Lady Ashton«, verbesserte sie ihn.
»Nun gut - Lady Ashton. Ich muß Ihnen mitteilen, daß Jason Malorys Sohn, Derek Malory, einer meiner engsten Freunde i st ... «
»Ja, das weiß ich.«
»Das wissen Sie?«
»Ja, und eigentlich ist er sogar Ihr bester Freund. Sie gingen mit ihm in die Schule, wenngleich Sie auch ein paar Jahre vor ihm fertig waren. Und Sie faßten eine Zuneigung zu ihm, als andere ihn nicht mochten. Dafür liebt er Sie. Ich liebte Sie auch, weil Sie sich mit ihm angefreundet hatten, obwohl ich damals, als er es mir erzählte, erst elf war und Sie nicht kannte. Was glauben Sie denn, wo ich von Ihnen erfahren habe, Lord Montieth? Vetter Derek sprach die ganze Zeit nur über Sie, wenn er in den Ferien nach Hause kam.«
»Und warum hat er Sie dann nie erwähnt?« fauchte Nicholas.
»Warum hätte er über mich reden sollen?« fragte sie.
»Ich bin sicher, daß Sie und er besseren Gesprächsstoff als die Kinder Ihrer Familie hatten.«
Nicholas zog ein finsteres Gesicht. »Sie könnten sich das alles ausgedacht haben.«
»Natürlich.« Sie beließ es dabei und unternahm keinen Versuch, ihn zu überzeugen.
Ihre Augen sprühten vor Lachen. Verdammt, sie war so schön. »Wie alt sind Sie?« fragte er.
»Sie sind also nicht mehr wütend?«
»War ich wütend?«
»Ja, sicher.« Sie lächelte. »Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, warum. Ich bin hier doch diejenige, die wütend sein müßte. Und ich bin neunzehn, wenn Sie es unbedingt wissen wollen, obgleich Sie mich das nicht hätten fragen dürfen.«
Er wurde wieder gelöster. Sie war wunderbar. Er hielt es kaum aus. Er wollte sie in seine Arme ziehen, und doch war es ihm zuwider, sie an die Unziemlichkeiten ihrer Lage zu erinnern.
»Ist das Ihre erste Ballsaison, Regina?«
Es gefiel ihr, wie er ihren Namen aussprach. »Sie gestehen mir also zu, daß ich bin, wer ich zu sein behaupte?«
»Das muß ich wohl.«
»Sie brauchen deshalb nicht gleich so enttäuscht zu sein«, gab sie zurück.
»Ich bin am Boden zerstört, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.« Seine Stimme wurde wieder heiserer, und er gestattete es sich, einen Finger über ihre Wange gleiten zu lassen, zart, um sie nicht zu erschrecken. »Ich will nicht, daß du ein unschuldiges Mädchen bist. Ich will, daß du ganz genau weißt, wovon ich spreche, wenn ich dir sage, daß ich dich lieben will, Regina.«
Ihr Herz schlug schneller. »Wirklich?« flüsterte sie, und i hr Herz schlug schneller. Sie durfte ihre Beherrschung nicht verlieren. »Ja, natürlich wollen Sie das«, neckte sie ihn. »Ich dachte mir doch, daß ich diesen Ausdruck in Ihrem Blick gesehen habe.«
Seine Hand fiel herunter, und seine Augen verengten sich. »Und woher sollten Sie diesen Ausdruck kennen?«
»Ach, du meine Güte, jetzt sind Sie schon wieder wü-
tend«, sagte sie voller Unschuld.
»Zum Teufel noch mal!« stieß er hervor. »Können Sie denn nicht einen Moment lang ernst sein?«
»Wenn ich ernst werde, Lord Montieth, dann bekommen wir beide Schwierigkeiten.«
Ihre dunklen Augen
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