Malory
Kopfbewegung auf Derek. »Er weiß bisher noch nichts davon, aber natürlich wird er es noch heute erfahren.«
Nicholas fühlte sich, als wäre ihm eine harte Faust in den Bauch geschmettert worden. Er bemühte sich, mit leiser, ruhiger Stimme zu sprechen. »Sei so gut und sag mir, wie du an diese Information gelangt bis.«
»Das ist kein Geheimnis«, sagte Percy kichernd. »Ich wette sogar, daß sie noch am heutigen Tag die Runde durch ganz London macht. Gerade habe ich es in der Rot-ten Row gehört. Ich bin auf zwei hübsche Mädchen zuge-ritten, die ich kenne, und sie konnten es kaum erwarten, mir das neueste Gerücht zu unterbreiten.«
»Wie kommt das?« platzte Nicholas laut heraus, und Derek warf ihm einen fragenden Blick zu, ehe er sich wieder an das Mädchen wandte.
»Lady E., ist dir das nicht klar? Ihr Kutscher dachte an-scheinend, daß sie großen Wert darauf legen würde, alles über deinen gemeinen Plan zu erfahren. Und bei dem Gedanken, du seist eifersüchtig genug gewesen, um etwas derart Empörendes zu tun, muß sie richtig aufgeblüht sein. Sie konnte es kaum erwarten, es all ihren lieben Freundinnen zu erzählen - auch denen, die ihr gar nicht so lieb sind. Oh, sie hat heute morgen viel zu tun.«
»Der Teufel soll dieses Weib holen!«
»Ja, also, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich London für einige Zeit verlassen.«
»Damit das Mädchen all das allein durchmacht?«
»Das hat dich bisher doch auch nie gestört.« Mit dieser Bemerkung fing sich Percy eine finstere Miene ein. »Sei mir nicht böse, Nick. Aber ihr wird es besser ergehen als dir, und zweifellos wird man sie schleunigst verheiraten, wie es auch mit deinen anderen unschuldigen Mädchen geschehen ist, und sie wird bis ans Ende ihres Lebens glücklich sein. Aber du darfst Dereks Onkel nicht vergessen, von seinem Vater ganz zu schweigen. Die Verwandten dieses Mädchens, das du kompromittiert hast, wollen dir an den Kragen. Diesmal ist es nicht so wie bei den anderen.«
»Verdammt noch mal, ich habe das Mädchen nicht angerührt!«
»Natürlich nicht, aber wer wird dir das glauben?«
wandte Percy ein. »Am besten verschwindest du, ehe einer ihrer Onkel dich zum Duell fordert.«
In dem Moment erschien Tyndale in der Tür und verkündete: »Lord Malorys Diener wünscht Sie kurz zu sprechen, Mylord.«
Derek sah überrascht auf und sah den Diener, der hinter Tyndale stand. »Hör mal, Nicky, hier muß ein Irrtum vorliegen. Der Kerl arbeitet nicht für mich.«
»Nein, ich glaube nicht, daß es ein Irrtum ist«, murmelte Nicholas, und Percy stöhnte.
8.
»Nein!«
Anthony Malory blickte auf, als seine Nichte in das Zimmer stürzte und mit weitaufgerissenen Augen die Pistole anstarrte, die er gerade an seinem Schreibtisch reinigte. Er sah sie unwillig an, ehe er sich wieder der Waffe widmete.
»Für ein Nein ist es zu spät, Reggie.«
»Er ist schon so gut wie tot!« schrie sie.
Er blickte nicht auf, und daher sah er nicht, wie die Farbe aus ihren Wangen wich. »Ich habe einen Diener zu ihm geschickt. Es war nicht schwierig, die Adresse heute morgen gleich in Erfahrung zu bringen. Er muß jeden Moment hier sein, damit wir uns auf den Ort und die Zeit einigen können.«
»Nein, nein, nein!«
Als er aufblickte, sprühten ihre Augen Funken. »Jetzt hör mal, Reggie...« begann er, aber sie kam ihm zuvor.
»Ist das deine Antwort auf alles, was gewesen ist?« Sie zeigte mit einem Finger auf die Waffe in seinen Händen.
»Ich dachte, wir hätten gestern abend alles besprochen.«
»Das war, ehe Montieths Streich zum allgemeinen Gesprächsstoff wurde. Oder weißt du etwa nicht, daß dein Name heute in aller Munde ist?«
Reggie zuckte zusammen, aber sie sagte mit ruhiger Stimme: »Doch, ich weiß es. Ich komme gerade aus einem Raum voller Frauen, die es gar nicht erwarten konnten, mir ihr Mitgefühl auszudrücken.«
»Und was hast du ihnen erzählt?«
»Ich konnte ja schlecht abstreiten, daß es passiert ist, weil Lady Eddingtons Kutscher die ganze Geschichte be-stätigt. Aber ich habe gelogen und gesagt, Lord Montieth hätte seinen Irrtum sofort erkannt und mich gleich wieder zurückgebracht.«
Anthony schüttelte den Kopf. »Und sie haben dir kein Wort geglaubt. Stimmt's?«
»Ja, es stimmt«, gab sie widerstrebend zu.
»Weil nämlich dieser verdammte Kutscher rund eine Stunde auf dich gewartet hat, das weiß jeder. Und um das zu tun, wovon es heißt, es sei geschehen, braucht man keine Stunde. Deine Lügen weisen nur
Weitere Kostenlose Bücher