Malory
entschieden, nie zu heiraten.
Das weißt du doch selbst.«
Rebecca nickte unwillig. »Und gerade deshalb ist das ja ein Geschenk Gottes. Jetzt muß er heiraten, noch dazu ein Mädchen aus guter Familie. Es paßt ihm zwar im Moment überhaupt nicht, aber mit der Zeit wird er froh darüber sein. Ich sage dir, Regina Ashton stört sich keine Spur daran, wenn sie jemals die Wahrheit erfährt.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, könnte sie nicht die Richtige für ihn sein«, sagte Rebecca brüsk.
Beide kannten Nicholas' Motive ganz genau, was er allerdings nicht klar wußte. In den Augen der Öffentlichkeit war Miriam seine Mutter, und der Tag, an dem sie dieser Heuchelei ein Ende setzte - womit sie ständig drohte -
war der Tag, an dem er aufhören würde, in Panik vor dieser Enthüllung zu leben, und dann konnte er der Ausge-stoßene werden, auf den bereits jetzt sein gesamtes Handeln abzielte. Er wollte für verrucht gehalten werden, um sich an die Behandlung zu gewöhnen, die er erfahren würde, wenn die Wahrheit eines Tages ans Licht kam.
»Irgend jemand sollte ihm erklären, daß es wahrscheinlich keinen großen Unterschied machen würde, wenn die Leute über alles informiert wären«, meinte Rebecca. »Es würde ohnehin niemand glauben, nicht nach all diesen Jahren.«
»Warum sagst du es ihm nicht?« fragte Ellie, obwohl sie die Antwort kannte.
»Ich tue es nicht, meine Liebe. Warum tust du es denn nicht?«
»O nein.« Eleanor schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Es geht ihm viel zu nahe.« Sie seufzte. »Wir haben schon hundertmal darüber gesprochen, Rebecca. Und außerdem wird er sich endlich eine Braut nehmen, sich nieder-lassen und seine eigene Familie gründen.«
»Das wollen wir doch hoffen. Aber bisher haben sie ihm noch kein Ja entlockt.«
»Ihre Einstellung ist äußerst verblüffend, Nicholas«, sagte Edward. »Wenn ich nicht mit Bestimmtheit wüßte, daß Sie ein Schürzenjäger sind, würde ich anfangen, mich zu wundern.«
Nicholas mußte über diese Bemerkung aus dem Munde dieses gesetzten Lords lächeln. »Meine Neigungen gelten entschieden dem weiblichen Geschlecht, Sir.«
»Und trotzdem wollen Sie meine Nichte nicht?«
Anthony meldete sich barsch zu Wort. »Sehen Sie mich an, wenn Sie antworten, Montieth, denn ich habe das Mal gesehen, das Sie an Reginas Hals hinterlassen haben.«
»Was soll denn das heißen?« fragte Edward.
»Ganz ruhig, Eddie. Das ist eine Angelegenheit zwischen dem Vicomte und mir. Aber wie lautet Ihre Antwort, Montieth?«
Nicholas lief vor Zorn rot an. Er fühlte sich in die Enge getrieben, und das behagte ihm überhaupt nicht. Hatte er wirklich Spuren an dem Mädchen zurückgelassen? Und wenn es so war, wie zum Teufel kam sie dann dazu, ihrem Onkel etwas davon zu erzählen? Sie hatten gesagt, sie wollte ihn heiraten. Verdammt noch mal, hatte sie Anthony vielleicht den Eindruck vermittelt, ihre Begegnung mit ihm wäre doch nicht so unschuldig gewesen? Lag ihrem jüngsten Onkel deshalb so viel daran, sein Blut flie-
ßen zu sehen?
»Ihrer Nichte fehlt nichts, meine Herren«, sagte Nicholas gepreßt, und seine bernsteinfarbenen Augen glühten vor Zorn. »Aber das wissen Sie ja wohl besser als ich.«
»Ja, man kann ganz unvoreingenommen sagen, daß sie in jeder Hinsicht begehrenswert ist. Und doch können wir das Problem nicht lösen.« Edward seufzte. »Jason wird das alles überhaupt nicht gefallen. Er ist Reginas gesetzli-cher Vormund, verstehen Sie.«
»Jason wird ihn in Stücke reißen, wenn sie sich zu dem Zeitpunkt, zu dem er hier eintrifft, nicht wenigstens verlobt hat«, prophezeite Anthony tonlos. »Gib es auf, Eddie, und überlaß ihn mir. Wenn Jason ihn in die Finger kriegt, bleibt nichts von ihm übrig.«
Nicholas setzte sich wieder und stützte seinen Kopf in die Hände, während die beiden miteinander diskutierten.
Er mochte und respektierte Dereks Vater, Jason Malory.
In Haverston war er mit ihm auf die Jagd gegangen, und sie hatten lange gemeinsame Abende bei gutem Cognac und interessanten Gesprächen verbracht. Er bewunderte, wie Jason über Haverston herrschte und mit seinen Leuten umging, und wünschte sich nichts weniger, als sich seinen Zorn zuzuziehen. Aber er konnte das Mädchen nicht heiraten, und er konnte ihnen nicht sagen, warum.
Nie zuvor war seine Erbitterung über seine Herkunft so schmerzlich gewesen. Er war ein uneheliches Kind. Und jede Frau, die sich auf eine Heirat mit ihm
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