Malory
einem höheren Adelstitel als dem seinen an Land ziehen können. Aber jetzt, nachdem er ihren Namen mit dem seinen in Verbindung gebracht hatte, war sie nicht mehr die er-strebenswerte Schwiegertochter, nicht für die Familien, die nichts mit einem Mädchen zu tun haben wollten, das je in einen Skandal verwickelt worden war. Das wußten alle Anwesenden in diesem Raum, er selbst inbegriffen.
Und doch gab es andere Männer, die sie begehren würden, ungeachtet dessen, Männer, die weniger verbissene Auffassungen vertraten als andere.
Dementsprechend wandte er sich an Anthony. »Sie scheinen nicht zu glauben, daß sie ihre Chancen auf eine gute Partie verspielt hat. Warum also sind Sie bereit, sich mit mir abzufinden?«
»Habe ich gesagt, mir sei das recht? Nein, ganz bestimmt nicht. Sie ist diejenige, die Sie haben will, nicht ich.«
Nicholas suchte krampfhaft eine Antwort. »Und als die geliebte Nichte bekommt sie, was sie will?« fragte er dann.
»Wir haben es mit der simplen Tatsache zu tun«, mischte sich Edward ein, »daß - würde sie einen anderen heiraten - der arme Kerl mit dem Skandal leben müßte, den Sie verursacht haben, und für den Rest seines Lebens würden die Leute hinter seinem Rücken tuscheln.
Das könnte kein Mann je wirklich verkraften, und mit Sicherheit wäre es keine Voraussetzung für eine glückliche Ehe.«
Nicholas runzelte die Stirn. »Aber sie würde ihrem Mann die Wahrheit erzählen.«
»Was zählt die Wahrheit, wenn es die Unwahrheit ist, an die alle Welt glaubt?« erwiderte Edward verdrossen.
»Dann soll ich hier also als Geisel für die Engstirnigkeit anderer festgehalten werden?«
»Was zum Teufel ist los mit dir, Nicholas?« fragte Rebecca erbost. »Ich habe das Mädchen gesehen, und sie ist das entzückendste kleine Geschöpf, das ich kenne. Eine bessere Partie kannst du gar nicht machen, und das weißt du selbst. Warum wehrst du dich so sehr dagegen?«
»Ich will keine Frau - ganz gleich, wen«, stieß Nicholas hervor.
»Was du willst, ist in dem Moment irrevelant geworden«, gab seine Großmutter zurück, »in dem du dich mit einem unschuldigen Mädchen eingelassen hast, dessen Familie nicht daran denkt, den Vorfall zu übergehen und ein Auge zuzudrücken, wie es bei anderen deiner Eskapaden der Fall war. Du hast verdammtes Glück, daß man dir Regina überlassen will.«
»Sei vernünftig, Nicky«, meldete sich Eleanor zu Wort.
»Du mußt ja irgendwann doch heiraten. Du kannst nicht ewig so weiterleben wie bisher. Und dieses Mädchen ist bezaubernd und wird dir eine wunderbare Frau sein.«
»Sie mag die beste Ehefrau abgeben, aber nicht meine«, entgegnete Nicholas tonlos. In der Stille, die darauf folgte, stiegen seine Hoffnungen, doch seine Groß-
mutter zerschlug sie wieder.
»Du wirst nie der Mann werden, der dein Vater war.
Zwei Jahre zur See zu gehen, einfach zu verschwinden, und dann kommst du zurück und führst ein Lotterleben, überträgst deine Verantwortlichkeit an Makler und Lakaien. Bei Gott, es beschämt mich, zugeben zu müssen, daß du mein Enkel bist, und ich sage dir jetzt - du kannst für alle Zeiten vergessen, daß du mich kennst, wenn du nicht deinen Mann stehst und dieses Mädchen heiratest.«
Sie erhob sich, und ihr Gesichtsausdruck war versteinert.
»Komm, Ellie. Ich habe alles gesagt, was ich ihm zu sagen habe.«
Rebeccas Gesicht blieb kalt und unerbittlich, als sie mit Ellie den Raum verließ. Doch sowie sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, drehte sie sich zu Eleanor um und strahlte sie verschwörerisch an. »Was sagst du, meine Liebe? Glaubst du, damit haben wir ihn rumgekriegt?«
»Daß du dich seiner schämst, das war ein bißchen zu dick aufgetragen. Ich weiß, daß es nicht so ist. Schließlich kostest du seine wüsten Eskapaden mehr aus als er selbst.
Ich schwöre es dir, Rebecca, du hättest ein Mann werden sollen.«
»Als ob ich das nicht selbst wüßte! Aber diesmal ist eine seiner kleinen Eskapaden ein Geschenk Gottes. Trotzdem hätte ich nicht geglaubt, daß er sich derart widersetzt.«
»Wirklich nicht?« gab Eleanor zurück. »Du weißt, warum er nicht heiraten will. Du weißt, wie er empfindet.
Nicky weigert sich, einer arglosen Frau den Makel seiner Geburt anzuhaften. Er hat das Gefühl, nicht um die Hand eines anständigen Mädchens anhalten zu dürfen, und doch macht es ihm seine gesellschaftliche Stellung un-möglich, sich unter seinem Niveau zu verheiraten. Er hat sich schlicht und einfach
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