Malory
einließ, würde den Makel seiner Herkunft und dessen Folgen ertragen müssen. Man würde ihn ächten, wenn die Wahrheit ans Licht kam. Hatte er all das nicht bei Derek Malory erlebt, von dem man wußte, daß er ein uneheliches Kind war?
Daher fühlte er sich Derek auch so verbunden wie keinem seiner anderen Freunde.
Edwards Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. »Ich bezweifle, daß Reginas finanzielle Lage Sie beeindrucken könnte, Nicholas, da die geschickten Geldanlagen Ihres Vaters sowie auch Ihre eigenen Sie zu einem reichen jungen Mann gemacht haben. Es reicht zu sagen, daß sie sehr gut dasteht. Aber - vielleicht interessieren Sie sich für das hier.«
Nicholas nahm den Stapel Papiere entgegen, den Edward aus seinem Jackett gezogen hatte. Briefe. Seine Briefe an den Earl von Penwich!
»Wie zum Teufel kommen Sie zu diesen Briefen?« fragte er ungläubig.
»Sie sind mir erst kürzlich zugeschickt worden, wenn Sie es genau wissen wollen. Der Earl ist dafür berüchtigt, Dinge, die ihn nicht interessieren, zu ignorieren, und dieses Stück Land, das Sie haben wollen, interessiert ihn nicht.«
»Und weshalb haben Sie die Briefe?«
»Weil das Land Teil eines Vermögens ist, das ich verwalte. Es ist ein hübsches, kleines Grundstück mit fast einem Dutzend von Bewohnern, die alle regelmäßig ihre Miete zahlen.«
»Es ist ein verdammt großes Grundstück, das wissen Sie selbst, und es wird nicht annähernd so gut genutzt, wie man es nutzen könnte«, gab Nicholas zurück.
»Ich hätte nicht geglaubt, daß Sie sich so sehr für Land-besitz interessieren«, bemerkte Edward boshaft. »Schließ-
lich kümmern Sie sich auch nicht um Silverley.«
Ein Muskel sprang auf Nicholas' Kiefer hervor. Verdammt und zum Teufel! Gegen seinen alten Feind Captain Hawke hatte er unbewaffnet bessere Chancen als gegen diese Malorys.
»Soll ich das so verstehen, daß ich dieses Stück Land niemals bekomme, wenn ich Ihre Nicht nicht heirate?«
»Sie könnten es zartfühlender formulieren, aber den Kern der Aussage haben Sie durchaus erfaßt.«
»Lehnen Sie ab, Montieth«, verlockte Anthony ihn mit sanfter Stimme. »Treffen Sie sich statt dessen morgen früh mit mir. Ich werde Sie nicht töten. Ich werde ein ganzes Stück unter Ihr Herz zielen, damit das nächste Mädchen, mit dem Sie sich mitten in der Nacht davonstehlen, sich darauf verlassen kann, daß ihr alle glauben, wenn sie behauptet, Sie hätten sie nicht angerührt.«
Nicholas mußte lachen. Jetzt lautete die Drohung also Kastration? So sahen seine Möglichkeiten aus? Er bezwei-felte nicht, daß seine Großmutter ihn ins Gefängnis bringen konnte, wie sie es angedroht hatte. Zweifellos würden sie sich einander entfremden, und in Wahrheit liebte er die alte Hexe. Im übrigen stellte man ihm den Tod oder betrübliche Verletzungen zur Wahl. So also sahen seine Möglichkeiten aus.
Oder er konnte das bezauberndste Geschöpf heiraten, das ihm je unter die Augen gekommen war. Er würde wahrscheinlich das Land bekommen, das er wollte. Tante Ellie war für diese Heirat ebenso wie seine Großmutter und sämtliche Malorys.
Nicholas schloß sekundenlang die Augen und tat so, als wäre er tief in Gedanken versunken. Dann öffnete er sie wieder und stand auf. »Meine Herren«, sagte er mit fester Stimme, »wann soll die Hochzeit stattfinden?«
11.
»Du bist also gekommen, um deine Verlobte in die Vauxhall Gardens auszuführen? In ein Konzert? Ich hätte nie geglaubt, daß ich es einmal erlebe, daß du dir ein verdammtes Konzert anhörst, und noch dazu am hellichten Tage!«
Derek Malory amüsierte sich königlich, und der Abscheu, den Nicholas Edens Gesicht ausdrückte, war vollkommen. Sie hielten sich im Salon von Edwards Haus auf, in genau dem Raum, in dem am Vorabend die peinliche Zusammenkunft stattgefunden hatte, und Nicholas war soeben eingetroffen.
»Anscheinend ist das die einzige Möglichkeit, sie zu sehen«, sagte Nicholas. »Gestern abend wollten sie mich nicht in ihre Nähe lassen.«
»Nein, natürlich nicht. Das hätte sich schließlich nicht gehört. Sie ist ins Bett geschickt worden.«
»Willst du damit sagen, daß sie sich wirklich Vorschriften machen läßt?« fragte Nicholas mit gespieltem Erstaunen. »Ich dachte, alle tanzen nach ihrer Pfeife.«
»Tja, ich sehe es schon. Du bist wirklich sauer. Ich kann das gar nicht verstehen. Sie ist ganz große Klasse, verstehst du, ein echtes Juwel. Besser könntest du gar nicht dran sein.«
»Ich hätte es
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