Malory
so groß, daß ich dachte, Regina könnte meine Gesellschaft vielleicht gebrauchen.
Es war nicht richtig, deine Frau hier ganz allein leben zu lassen.«
»Ich habe sie in Silverley gelassen!« polterte er.
»Wage es nicht, Ellie anzuschreien!« fuhr Reggie ihn an. »Und du kannst ja in Silverley mit Miriam leben. Mir gefällt es gut hier.«
»Ich glaube, wir gehen beide wieder nach Silverley«, sagte er mit kalter Stimme. »Jetzt, da ich keinen Grund mehr habe, meiner Mutter aus dem Weg zu gehen.«
»Undenkbar!«
»Ich habe dich nicht um deine Zustimmung gebeten.
Ein Mann braucht die Einwilligung seiner Frau nicht -
wozu auch immer«, sagte er grob.
Sie schnappte nach Luft, als sie den Inhalt seiner Worte voll und ganz erfaßte. »Du hast auf alle Rechte verzichtet«, sagte sie heftig.
Er lächelte. »Nicht darauf verzichtet. Nur Abstand davon genommen, sie zu nutzen - bis heute. Schließlich hat sich deine Familie solche Mühe gegeben, uns wieder zu-sammenzubringen, daß ich sie jetzt ganz bestimmt nicht enttäuschen will.«
»Lady Regina«, unterbrach sie die Stimme einer älteren Angestellten von der Tür her. »Es ist an der Zeit.«
»Danke, Tess.« Regina schickte das Kindermädchen fort. Dann wandte sie sich an James und Conrad. »Ich weiß, daß ihr es gut gemeint habt, aber ihr werdet verstehen, daß ich euch nicht für eure Mühe danke.«
»Du hast gesagt, du kämst allein zurecht, Regan«, rief James ihr ins Gedächtnis zurück..
Sie lächelte zum ersten Mal seit ihrer Ankunft, umarmte beide Männer und küßte sie auf die Wange. »Ich bin auch zurechtgekommen. Und ich werde weiterhin zurecht-kommen. Wenn die Herren mich jetzt bitte entschuldigen würden.. . Ich muß mich um meinen Sohn kümmern.«
James und Conrad brachen in schallendes Gelächter aus, als Reggie das Zimmer verlassen hatte. Ihr Mann stand stocksteif da, wie angewurzelt, mit offenem Mund, völlig entgeistert.
»Was habe ich dir gesagt, Connie?« polterte James. »Ist dieser Anblick die ganze Mühe wert, die wir mit ihm hatten, oder nicht?«
27.
Nicholas kippte seinen dritten Cognac in zwanzig Minuten hinunter und schenkte sich den nächsten ein. James Malory und Conrad Sharpe, die ihm so lange wie Schatten gefolgt waren, hatten gerade sein Haus verlassen, und ihn wurmte immer noch, wie sehr sie sich auf seine Kosten lustig gemacht hatten. Dennoch, sagte er sich, gab es viel wichtigere Dinge, mit denen er sich auseinandersetzen mußte.
Er saß in einem Raum, der noch vor kurzem sein Arbeitszimmer gewesen und jetzt ein kleines Musikzimmer war. Ein Musikzimmer! Wenn das keine böswillige Ge-hässigkeit war, dann wußte er nicht, was es sonst sein sollte. Das Arbeitszimmer eines Mannes war heilig. Und sie hatte sein Arbeitszimmer nicht nur verändert, sie hatte es vollständig abgeschafft.
Hatte sie damit gerechnet, er würde nie mehr kommen, oder auf seine Heimkehr gehofft? Der Teufel sollte sie holen. Seine entzückende, hübsche Frau hatte sich in ein rachsüchtiges, aufbrausendes Weib verwandelt, das vom selben Holz wie ihre beiden jüngeren Onkel geschnitzt war. Die sollte auch der Teufel holen.
Eleanor lief auf und ab und warf jedesmal, wenn er das Cognacglas an seine Lippen hob, mißbilligende Blicke auf Nicholas. Er kochte vor Zorn.
»Was zum Teufel hat sie mit meinen Papieren, meinem Schreibtisch und meinen Büchern angestellt?«
Eleanor zwang sich, ganz ruhig zu bleiben. »Du hast gerade eben erfahren, daß du einen Sohn hast. Ist das alles, wonach du dich jetzt erkundigst?«
»Willst du damit etwa sagen, daß du nicht weißt, wohin sie meine Sachen geschafft hat?«
Eleanor seufzte. »Auf den Dachboden, Nicky. Es ist alles auf dem Dachboden.«
»Und du warst hier, als mein ganzes Haus auf den Kopf gestellt wurde?« fragte er anklagend.
»Ja, ich war hier.«
»Und du hast nicht versucht, sie davon abzuhalten?«
rief er ungläubig.
»Um Himmels willen, Nicky, du bist verheiratet. Du hast doch nicht erwartet, daß du nach deiner Hochzeit weiterhin in einem Junggesellenhaus lebst?«
»Ich wollte keine Frau haben«, stieß er erbittert hervor.
»Und ich dachte, sie würde dort bleiben, wo ich sie hinge-bracht hatte - und nicht, daß sie unbefugt hier eindringt.
Wenn sie unbedingt ein Haus neu einrichten wollte, warum konnte sie sich dann nicht damit begnügen, Silverley umzukrempeln?«
»Ich glaube, daß ihr Silverley so, wie es ist, gefallen hat.«
»Warum ist sie dann nicht dort geblieben?« tobte
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