Malory
amüsant finde, ist meine eigene Dummheit. Wenn ich gewußt hätte, daß dieser Kerl es sich zur Lebensaufgabe macht, mich zu be-lästigen, hätte ich nie dafür gesorgt, daß die Wächter ein Auge zudrücken, damit er entkommen kann.«
»Verdammter Lügner!« mischte sich Conrad hitzig ein.
»Diese Wächter waren unbestechlich! Ich habe ihnen genug geboten, um das mit Sicherheit sagen zu können.«
»Connie, so heißen Sie doch?«
»Für Sie immer noch Mr. Sharpe!«
Nicholas grinste. »Sie sollten wissen, daß sich nicht alles mit Geld regeln läßt. Manchmal hilft es auch, wenn man die richtigen Leute kennt.«
»Weshalb?« fragte James leise.
»Oh, Sie brauchen nicht zu bezweifeln, daß meine Gründe rein egoistisch waren«, erwiderte Nicholas. »Da ich nicht da war, als Sie gehängt werden sollten, habe ich mich entschlossen, die übrige Bevölkerung auch um dieses Vergnügen zu bringen. Hätte ich arrangieren können, daß die Hinrichtung bis nach meiner Rückkehr aufgescho-ben wird, können Sie sicher sein, daß ich es getan hätte.
Sie brauchen also nicht das Gefühl zu haben, daß Sie mir Dank schuldig sind.«
»Überlaß ihn mir, Hawke.« Conrads Wut wurde übermächtig. »Sie braucht es nie zu erfahren.«
»Falls Sie von meiner Haushälterin sprechen, kann ich Ihnen versichern, daß sie wahrscheinlich in diesem Moment an der Tür lauscht. Aber das braucht Sie von nichts abzuhalten, Sie alter Knacker.«
Conrad schnellte von seinem Stuhl hoch, doch James bedeutete ihm, sich zurückzuhalten. Der Captain starrte Nicholas etliche Sekunden lang nachdenklich an, sah forschend in diese honiggoldenen Augen, dann lachte er.
»Ich will verdammt sein, wenn ich Ihnen nicht einiges von dem, was Sie gesagt haben, glaube, Montieth. Aber ich frage mich«, fuhr er langsam fort, »was wirklich Ihr Motiv war. Haben Sie sich etwa gedacht, wenn Sie mich aus der Klemme holen, in die Sie mich gebracht haben, sind wir quitt? So sehe ich das nicht.« Nicholas antwortete nicht, und James lachte wieder. »Erzählen Sie mir bloß nicht, ein Mann mit Ihrem Charakter hätte ein Gewissen? Ein Gerechtigkeitsempfinden?«
»Verdammt unwahrscheinlich«, murmelte Conrad.
»Ah, Connie, vergiß nicht, daß ich nicht für das ge-hängt werden sollte, was ich mit ihm angestellt habe.
Und doch war er dafür verantwortlich, daß ich verhaftet wurde.«
»Sehr amüsant«, meinte Nicholas kühl. »Könnten wir diese unsinnigen Spekulationen hiermit abtun? Legen Sie Ihre Karten auf den Tisch, Hawke, oder verschwinden Sie. Ich habe anderes zu tun.«
»Wir auch. Sie glauben doch nicht etwa, es macht mir Spaß, Sie immer wieder aufzuspüren, oder? Es scheint, als sei das alles, was ich heute noch tue«, seufzte James.
»Die letzten sechs Monate waren reichlich ermüdend.«
»Sie verstehen sicher, wenn mir das kein Mitgefühl entlockt.«
»Wieviel läßt du dir noch von ihm sagen, Hawke?«
knurrte Conrad. »Bist du jetzt bereit, es dir noch einmal zu überlegen?«
»Connie hat recht«, warf Jeremy ein. »Ich kann nicht verstehen, was Regan je an ihm gefunden hat.«
»Nein, mein Junge, wirklich nicht?« höhnte Conrad.
»Schau dir doch dieses hübsche Gesicht an.«
»Ruhe jetzt, alle beide«, warnte James. »Regan ist viel zu klug, um auf einen attraktiven Mann reinzufallen. Sie muß mehr als das in ihm gesehen haben.«
»Er ist jedenfalls ganz bestimmt nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe«, murrte Jeremy.
James lächelte. »Du kannst ihn nicht nach diesen paar Minuten beurteilen, Jeremy. Er ist in Verteidigungsstel-lung.«
Nicholas hatte das Gefühl, sich genug angehört zu haben. »Hawke, wenn Sie mir etwas sagen wollen - nur zu!
Wenn Sie sich wieder mit mir zu schlagen beabsichtigen -
worauf warten Sie? Aber wenn Sie sich lediglich über irgendeine Dirne unterhalten möchten, dann tun Sie das woanders.«
»Das nehmen Sie zurück, Lord Montieth!« schrie Jeremy. »Sie ist keine Dirne!«
»Wer zum Teufel ist dieser Junge?«
James lachte. »Mein Sohn, wissen Sie das denn nicht?
Ich habe versucht, ihn dazu zu bringen, daß er an Bord bleibt, aber davon wollte er nichts hören. Er war wild entschlossen, dabeizusein, weil er sehen wollte, wie Sie die Nachrichten aufnehmen, die wir für Sie haben.«
»Ich bezweifle, daß Sie mir Neuigkeiten bringen, die mich interessieren.«
»Ihre Frau interessiert Sie nicht?«
Nicholas erhob sich langsam und ließ den Captain nicht aus den Augen. »Was ist mit ihr?«
»Sie ist
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