Malory
gelassen haben. Sie wollen, daß Sie wieder zurückkommen und Regan im Auge behalten.«
»Das ist ja wohl das Absurdeste, was ich je gehört habe!
Sie können mich nicht in England festhalten, wenn ich das Land verlassen will.«
»Was Sie tun, wenn Sie erst wieder zu Hause sind, geht mich nichts an.« James zuckte die Achseln. »Ich befolge nur Jasons Anweisungen. Er hat gesagt, ich soll Sie nach Hause bringen, und genau das werde ich auch tun.«
Als sie Nicholas aus seinem Arbeitszimmer führten, wisperte Jeremy seinem Vater zu: »Onkel Jason hat doch gar nicht gesagt, daß du ihn nach Hause bringen sollst.
Er hat nur gesagt, daß du ihm von dem Baby erzählen sollst, falls wir ihn finden.«
»Seit ich volljährig bin, habe ich nicht mehr getan, was meine Brüder mir vorgeschrieben haben, Junge«, flü-
sterte sein Vater zurück. »Ich fange doch nicht jetzt plötzlich an, ihnen zu gehorchen.«
»Aber wenn er es wüßte, würde er vielleicht nicht so einen Wirbel machen.«
James kicherte in sich hinein. »Habe ich behauptet, mir würde was dran liegen, daß ihm die Überfahrt Spaß macht?«
26.
»Nicholas!« Eleanor sprang eilig auf, als die drei Männer den Salon des Montieth-Stadthauses betraten.
Reggie erhob sich langsamer, und ihre Augen verengten sich beim Anblick ihres Mannes und seiner Begleiter.
»Onkel James, war das dein Werk?«
»Ich bin ganz zufällig auf ihn gestoßen, Süßes.«
»Dann bringst du ihn am besten wieder dorthin, wo du rein zufällig auf ihn gestoßen bist«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Er ist hier nicht willkommen.«
»Regina!« rief Eleanor entsetzt aus.
Reggie verschränkte die Arme vor der Brust und weigerte sich hartnäckig, Nicholas' Tante anzusehen. In den letzten Monaten hatte sie sich eng mit Eleanor angefreundet, und sie hatte diese Frau sehr ins Herz geschlossen.
Aber keiner von ihren oder seinen Verwandten würde Reggie dazu bringen, einen Mann an ihrer Seite zu akzeptieren, der mit Gewalt zu ihr zurückgebracht worden war. Diese Demütigung erschien ihr fast so schlimm wie die, daß er sie verlassen hatte.
Nicholas musterte sie verstohlen und tat dabei so, als sähe er seine Tante an. Ihm war danach zumute, mit den Fäusten um sich zu schlagen, auf irgend etwas einzuschla-gen - oder in tiefster Verzweiflung zu versinken. Es war offensichtlich. Sie wußte von seiner unehelichen Geburt, wußte es und verachtete ihn dafür. Er konnte es in der Linie ihrer fest zusammengepreßten Lippen sehen, in der unnachgiebigen
Körperhaltung,
die
sie
eingenommen
hatte.
Miriam hatte es ihr also gesagt. Gut so. Wenn ihr der Gedanke verhaßt war, mit einem Mann seiner Herkunft verheiratet zu sein, dann verdiente sie das, denn schließ-
lich hatte sie ihn zu dieser Ehe gezwungen.
Der Umstand, daß ihr Onkel ihn nach Hause gebracht hatte, ließ Nicholas ganz vergessen, daß er von sich aus entschlossen gewesen war, zurückzukehren und alles wiedergutzumachen. Er vergaß alles, bis auf seine Wut.
»Ich bin hier nicht willkommen?« fragte Nicholas mit leiser Stimme. »Irre ich mich, oder gehört dieses Haus mir?«
Er sah ihr erstmals in die Augen. Gütiger Himmel, sie hatte nicht bedacht, welche Macht diese sherryfarbenen Augen auf sie ausübten. Und er sah fantastisch aus, die Haut sonnengebräunt, das Haar voller heller, ausge-bleichter Strähnen. Aber sie durfte nicht in seinen Bann geraten.
»Du vergißt, daß du dich geweigert hast, in ein und demselben Haus mit mir zu wohnen. Um es genauer zu sagen - du hat mir dein Haus zur Verfügung gestellt.«
»Silverley, nicht mein Stadthaus in „London. Und was zum Teufel hast du hier angestellt?« fragte er, während er sich zwischen all den neuen Möbeln und den blumigen Tapeten umsah.
Reggie lächelte unschuldig. »Was ist, Nicholas, gefällt es dir etwa nicht? Du warst natürlich nicht da, um mir bei der Ausstattung behiflich zu sein, aber ich bin sehr spar-sam mit deinem Geld umgegangen. Er hat dich nur vier-tausend Pfund gekostet.«
James wandte sich eilig ab, um seine Heiterkeit zu verbergen. Conrad fand plötzlich die Decke ganz faszinierend. Nur Eleanor zog die Stirn in Falten. Die beiden jungen Menschen starrten einander böse an.
»Nicholas, ist das etwa eine Art, deine Frau nach sieben Monaten zu begrüßen?«
»Was hast du hier zu suchen, Tante Ellie?«
»Ist das eine Art, mich zu begrüßen?« Seine Züge mil-derten sich nicht. Sie seufzte. »Wenn du es unbedingt wissen willst - dieses Haus ist
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