Malory
er.
»Mußt du das wirklich noch fragen?«
»Worin bestand das Problem?« höhnte er. »Wollte meine liebe Mutter ihr die Zügel nicht überlassen?«
»Regina hat dort den Platz eingenommen, der ihr rechtmäßig zusteht, wenn es das ist, was du meinst.«
»Dann sind die beiden prächtig miteinander ausgekom-men? Ja, warum auch nicht?« Er lachte hämisch. »Sie haben ja soviel gemeinsam, wenn man bedenkt, wie sehr mich beide verabscheuen.«
»Du bist ungerecht, Nicky.«
»Erzähl mir bloß nicht, daß du jetzt plötzlich anfängst, deine Schwester in Schutz zu nehmen!«
»Nein«, erwiderte Eleanor betrübt.
»Ich verstehe. Du stellst dich hinter Regina. Du wolltest ja schließlich, daß ich sie heirate. Bist du zufrieden mit dem Ausgang der Dinge?«
Eleanor schüttelte den Kopf. »Ich schwöre dir, daß ich dich einfach nicht mehr kenne. Warum hast du das getan, Nicky? Sie ist ein wunderbares Mädchen. Sie hätte dich so glücklich machen können.«
Ein plötzlicher Schmerz zog seine Brust zusammen und raubte ihm den Atem. Glück an Reginas Seite war etwas, was er nie finden konnte, ganz gleich, wie sehr er es sich auch wünschte. Aber Eleanor konnte die Gründe nicht verstehen, weil Miriam ihr nie die Wahrheit erzählt hatte.
Die Schwestern hatten sich schon zu Zeiten auseinander-gelebt, an die er sich nicht erinnern konnte. Und wenn Miriam und Regina es ihr nicht gesagt hatten, dann würde er es ihr ganz bestimmt nicht erzählen. Die süße Ellie hätte ihn bemitleidet, und davon wollte er nichts wissen. Es war besser, wenn sie ihn für den widerlichen Kerl mit dem verabscheuungswürdigen Charakter hielt, den auch alle anderen in ihm sahen.
Er starrte das Glas in seiner Hand an und murmelte:
»Ich kann es nicht leiden, wenn man mich zu etwas zwingt.«
»Aber es ist geschehen«, wandte Eleanor ein. »Du hast sie geheiratet. Hättest du ihr nicht wenigstens eine Chance geben können?«
»Nein.«
»Gut. Das kann ich verstehen. Du warst erbittert. Aber jetzt, Nicky, kannst du es denn nicht jetzt versuchen?«
»Damit sie mir ins Gesicht lacht? Nein, danke.«
»Du hast sie verletzt, das ist alles. Was konntest du denn anderes erwarten, nachdem du deine Braut schon am Tage der Hochzeit verlassen hast?«
Seine Hand spannte sich fester um das Glas. »Ist es das, was sie dir erzählt hat? Daß ich sie verletzt habe?«
Eleanor wandte ihren Blick ab. »Eigentlich...«
»Das dachte ich mir.«
»Unterbrich mich nicht, Nicky. Ich wollte sagen, daß sie mit mir überhaupt nicht über dich redet. Aber ich verstehe sie ganz gut, nachdem ich seit vier Monaten mit ihr zusammenlebe. «
»Es ist klug von ihr, dir nicht zu sagen, was sie von mir hält. Sie weiß, daß du eine Schwäche für mich hast.«
»Du denkst wohl nicht im Traum daran, deine Sturheit aufzugeben?« Er gab keine Antwort, und sie verlor die Geduld. »Was ist mit deinem Sohn? Soll er in einem Haushalt aufwachsen, in dem ständig gestritten wird - so, wie du groß geworden bist? Ist es das, was du ihm wünschst?«
Nicholas sprang von seinem Stuhl auf und zerschmet-terte sein Glas an der Wand.
Eleanor war zu schockiert, um auch nur ein Wort zu sagen, und im nächsten Moment erklärte er mit barscher Stimme: »Ich bin doch kein Dummkopf. Sie mag zwar jedem erzählt haben, daß das Kind von mir ist, aber was sollte sie auch sonst sagen? Soll sie doch versuchen, mir einzureden, das Baby sei von mir.«
»Willst du damit sagen, daß du und sie - daß ihr nie...«
»Einmal, Tante Ellie, ein einziges Mal. Und das war vier Monate vor unserer Hochzeit.«
Eleanors Miene hellte sich auf. »Sie hat das Kind fünf Monate nach der Hochzeit geboren, Nicky.«
Er blieb erstarrt stehen und äußerte dann mit ausdrucksloser Stimme: »Es war eine Frühgeburt.«
»War es nicht!« fauchte Eleanor. »Woher willst du das denn wissen?«
»Weil«, sagte er sachlich, »sie bei der Hochzeit noch nichts von ihrer Schwangerschaft wußte. Sonst hätte sie mir's erzählt, um mich hier festzuhalten. Du kannst mir doch nicht einreden, sie hätte es nicht gewußt, wenn sie schon im vierten Monat war. Außerdem hätte man ihr etwas angesehen, und es war nichts zu erkennen. Als ich fortging, war sie höchstens im zweiten Monat, und offensichtlich ahnte sie noch nichts davon.«
»Nicholas Eden, solange du nicht aufhörst, derart abar-tigen Unsinn zu reden, habe ich dir nichts mehr zu sagen!« Mit diesen Worten stürmte Eleanor wutentbrannt aus dem Zimmer.
Nicholas griff nach
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