Malory
und handle, so bin ich doch eine von ihnen.«
Er ging zu ihr und legte die Arme um sie. »Das soll nicht unser erster Streit sein.«
»Nein?«
»Nein. Das verbiete ich.«
Sie beugte den Kopf ein wenig zurück, um ihm in die Augen zu sehen. »Ich werde einige Zugeständnisse machen, um dir entgegenzukommen. Das gleiche verlange ich aber auch von dir. Auf diese Weise werden wir uns schließlich über alles einigen. Einverstanden?«
»Deine Art, sich mit Schwierigkeiten auseinanderzu-setzen, ist einmalig. Ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen. Wollen wir zum Beispiel jetzt gemeinsam beschließen, die Küche zu plündern?«
»Wenn das bedeutet, daß wir ein Frühstück bekommen, bin ich einverstanden.« Sie deutete mit der Hand zur Tür, machte eine schwungvolle Geste und ver-beugte sich. »Nach Ihnen, Lord Engländer.«
Er rollte die Augen, schob sie vor sich her und gab ihr einen Klaps auf das Hinterteil. »Damit ist jetzt Schluß.
Christoph reicht völlig.«
Sie kicherte. »Wenn du darauf bestehst.«
Kapitel Achtzehn
D ie Hoffnung, daß sie weiterhin in völligem Ein-klang miteinander auskommen würden, war zu hoch gesteckt. Mit einigen Tagen oder Wochen hätte man zwar rechnen können, aber man hätte doch niemals erwartet, daß ihr Glück von so kurzer Dauer war. Es währte gerade die Zeitspanne, die sie brauchten, um an jenem Morgen die Treppen hinunterzugehen.
Wenn er zurückdachte, mußte sich Christopher eingestehen, daß etwas mehr Taktgefühl am Platz gewesen wäre. Aber es war einfach nicht seine Art, die Worte abzuwägen, vor allem nicht bei seinen Freunden. Bei wem sonst würde es ihm schließlich einfallen, mit seiner entzückenden Eroberung zu prahlen, als bei seinen besten Freunden?
Und das waren Walter und David, aber er hätte sich gewünscht, sie wären nicht unten in der Halle aufgetaucht, gerade als er die Treppen hinunterkam, Anastasia an der Hand haltend. Und die beiden Männer hatten sie natürlich sofort erspäht. Kein Wunder, denn der goldfarbene Glockenrock war unübersehbar wie ein Leuchtturm in der Nacht.
»Was ist denn das?« fragte David und beäugte Anastasia, obwohl er die Frage an Christopher gerichtet hatte.
»Da bist du also gestern nacht gewesen?«
»Bringst du sie ins Lager zurück?« erkundigte sich Walter und fügte dann mit einem Grinsen hinzu: »Dann kommen wir mit.«
»Eigentlich nicht«, erklärte Christopher. »Ich bringe sie nur zu ihrem Wagen, damit sie ihre Siebensachen holen kann. Ab heute wird sie bei mir bleiben. Sie hat mir ihre Einwilligung gegeben.«
»Oh, hältst du das für klug, Kit?« fragte David. »Die ty-pische Geliebte ist sie eigentlich nicht.«
Anastasia entriß Christopher bei dieser Bemerkung ihre Hand. Christopher war jedoch zu sehr mit Davids Worten beschäftigt, um es zu bemerken. »Was hat das damit zu tun?« fragte er. »Typisches hatte ich zur Ge-nüge, David, und man wird dieser Art von Geliebten schnell überdrüssig, das weißt du ja aus eigener Erfahrung. Mit meiner Anna hier wird das nicht der Fall sein. Außerdem habe ich sie nicht gebeten, meine Geliebte zu werden, um sie in die Gesellschaft einzuführen. Also spielt es doch wohl kaum eine Rolle, ob sie typisch oder einmalig ist, oder?«
»Ehm, ich möchte nicht als Überbringer einer Un-glücksbotschaft dastehen, mein Bester«, meinte Walter.
»Aber ich würde sagen, deine Anna ist dabei, dir den Kopf zu verdrehen. Bildlich gesprochen.«
Christopher drehte im richtigen Augenblick den Kopf, um eine schallende Ohrfeige zu erhalten und zu sehen, wie Anna den Rock raffte und die Treppen hinauf-rannte. »Was, zum Teufel, soll das!« rief er ihr hinterher.
Aber sie blieb nicht stehen. Eine Sekunde später hörte er die Tür zu seinem Zimmer zuschlagen. Das ganze Haus hatte es gehört.
»Verdammt noch mal!« murmelte er.
In seinem Rücken hustete David taktvoll hinter vorgehaltener Hand. Walter aber lachte laut heraus. »Nein, tatsächlich. Durchaus nicht typisch. Vielleicht hilfreich für dich, wenn du folgendes weißt, Kit. Ihr Gesicht verfinstere sich sofort, als David auf das Thema Geliebte zu sprechen kam.«
»Ja. Schieb mir nur die Schuld in die Schuhe«, brummte David.
Christopher beachtete seine Freunde nicht mehr und ging in sein Zimmer zurück. Die Tür war nicht verschlossen. Anna verstaute die Sachen, die noch herum-lagen, wieder in ihre Tasche.
Er schloß die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.
Er war nicht wütend, aber in gewisser Weise
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