Malory
verärgert und kein bißchen verlegen. Eine Geliebte hatte keinen Grund, sich darüber aufzuregen, wenn man sie als solche bezeichnete.
»Was machst du da?« herrschte er sie an. »Und warum zum Teufel, hast du mich geschlagen?«
Sie betrachtete ihn lange und eingehend. »Ich halte dich nicht für einen Narren, Christopher Malory. Also spiele ihn mir jetzt nicht vor.«
»Entschuldige, habe ich dich recht verstanden?« fragte er steif.
»Ja, entschuldigen solltest du dich bei mir«, gab sie schlagfertig zurück. »Aber du bist nicht entschuldigt!«
»Darum habe ich dich auch nicht ersucht. Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, dann will ich verdammt sein, wenn ich weiß, was es ist. Warum sagst du mir nicht, was dich gestört hat? Dann vielleicht, vielleicht ...
werde ich dich um Verzeihung bitten.«
Ihr Gesicht wurde zornesrot. »Ich nehme es zurück, Gajo, du bist ein Narr.« Sie ging auf ihn zu. »Laß mich vorbei. Ich gehe nach Hause!«
Er bewegte sich keinen Zentimeter von der Tür weg und packte sie bei den Schultern, um sie festzuhalten. Es kostete ihn einige Überwindung, sie nicht zu schütteln.
»Du wirst nirgendwo hingehen, bevor du mir nicht eine Erklärung abgibst. Das wenigstens bist du mir schuldig.«
Die schönen Kobaltaugen flammten auf. »Ich bin dir nichts schuldig, nach dem, was du mir gerade angetan hast!«
»Was habe ich getan?«
»Du hast nicht nur zugelassen, daß mich diese Männer beleidigt haben, du hast sie auch noch darin bestätigt!
Wie konntest du so von mir sprechen? Wie konntest du!?«
Bei diesem Ausruf seufzte er. »Das sind meine besten Freunde, Anastasia. Du kannst dir doch denken, daß ich stolz auf dich bin und mit dir vor ihnen prahle.«
»Mit mir prahlen? Ich bin doch kein Spielzeug. Du hast mich nicht gekauft. Und ich bin nicht deine Geliebte!«
»Zum Teufel noch mal, was dann?« schoß er zurück, schwieg dann aber und runzelte die Stirn. »Sag nur nicht, gestern nacht hätte ich vergessen, dich zu fragen, ob du einwilligst, meine Geliebte zu werden. Aus diesem Grund bin ich zu deinem Lager zurückgeritten.
Warum wärst du sonst hier, wenn ich dich nicht gefragt und du nicht eingewilligt hättest?«
»Oh, du hast mich gefragt«, entgegnete sie mit wüten-dem Flüstern. »Und das war meine Antwort.«
Zum zweiten Mal schlug sie ihm ins Gesicht. Nur wurde das Gesicht jetzt puterrot, und nicht nur durch die Ohrfeige. Jetzt war er wütend.
»Schlage mich nicht noch einmal, Anna. Für mich lag es doch auf der Hand, daß du auf den Vorschlag, meine Geliebte zu werden, eingegangen bist, vor allem, da ich dich beim Aufwachen nackt in meinem Bett fand.
Verdammt noch mal, du sagtest sogar, du hättest eingewilligt. Ich weiß genau, daß du das heute morgen behauptet hast. Womit, zum Teufel, warst du einverstanden, wenn nicht damit?«
»Wenn du dir wieder ins Gedächtnis rufst, daß du mich nur unter einer einzigen Bedingung haben konntest, dann hast du die Antwort auf deine Frage. Ich bin nicht deine Geliebte, ich bin deine Frau!«
»Der Teufel bist du!«
Er sah wahrscheinlich so entsetzt aus, daß sie sich an ihm vorbei schob und zur Tür hinaus eilte. Vor Schreck blieb er wie benommen stehen und versuchte nicht, sie aufzuhalten. Er konnte es einfach nicht fassen, betrunken oder nicht, daß er sich über die Regeln seines Standes hinweggesetzt hatte. Ein Marquis heiratete keine Zigeunerin, nun, sie war schon etwas Besseres, aber immer noch eine Zigeunerin, nun, eine halbe Zigeunerin, trotzdem . . . Das tat man einfach nicht.
Ah, das war eine Lüge! Ein raffinierter Trick, um ihn glauben zu machen, er hätte sie geheiratet. Und die Möglichkeit dazu hatte sie gehabt, nachdem er letzte Nacht im Vollrausch war und sich an nichts mehr erinnern konnte. Verdammt noch mal! Er hätte doch einen Beweis von ihr verlangen können, und dann wäre der Schwindel schnell aufgeflogen. Er hätte sie für in-telligenter gehalten. Wie konnte sie glauben, mit so einem billigen Trick davonzukommen! Seine Wut wuchs schnell, vor allem aus Enttäuschung über sie.
Er ging ihr nach. Sie hatte das Haus bereits verlassen.
In der Ferne sah er den bunten Rock hinter den Baumstämmen verschwinden. Sie war schon zu weit, um sie zu Fuß einzuholen, also rannte er zu den Stal-lungen.
Sie war schon auf halbem Weg zum Lager, als er den galoppierenden Hengst dicht vor ihr zum Stehen brachte. Sie beachtete weder ihn noch das Pferd, machte einen Bogen um sie und ging in Richtung Lager weiter. Es
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