Malory
Kissen, die Dinge, deretwegen man im Bett bleiben möchte? Das hier ist ein Junggesellenbett, wie es im Buche steht!«
»Aber du kannst nicht wissen, wie angenehm es darin ist, wenn du es nicht ausprobiert hast, oder? Ich versichere dir, mein Bett wird dir keinen Grund zur Klage geben.«
Das hatte Jeremy mit so rauer Stimme geraunt, dass Mary der Versuchung nicht widerstehen konnte, seinen Kopf an ihren Busen zu ziehen. In diesem Augenblick begann das Hämmern an der Tür, und jemand rief: »Machen Sie sich salonfähig, Mann; ich komm gleich rein.«
Auf der anderen Seite der Tür stand Danny und schnaubte vor Wut. Zehn Minuten hatte sie Malory gegeben, wahrscheinlich sogar zwanzig, auch wenn sie keine Uhr hatte, um nachsehen zu können. Sie fürchtete, er war einer der »zärtlich-galanten« Typen, von denen Lucy so schwärmte, und würde sich mit dem Schätzchen, das er bei sich hatte, den ganzen Tag amüsieren. So lange würde sie jedoch ganz bestimmt nicht warten. Also war sie schließlich nach oben marschiert und hatte an jeder Tür gehorcht, bis sie hinter einer Stimmen hörte.
Nachdem sie dagegen gehämmert hatte, dauerte es gar nicht lange, bis die Tür aufgerissen wurde und Malory vor ihr stand. Seine Empörung verwandelte sich augenblicklich in Verwunderung, als er sie erkannte. »Du?«
»Sie haben’s erfasst.« Vor lauter Zorn verfiel Danny wieder in ihre Gossensprache.
Bei diesem Ton runzelte Malory wieder die Stirn.
»Was zum Teufel machst du hier?«
»Schmeißen Sie das Mädchen raus; dann reden wir.«
Malory schien die Dame im Zimmer hinter ihm vorü-
bergehend vergessen zu haben. Sie war beleidigt, weil Danny sie »Mädchen« genannt hatte, und strich sich pi-kiert die Röcke glatt, während sie sich nach ihrem Reti-kül umsah. Als sie das kleine Beutelchen gefunden hatte, schnappte sie es sich und eilte zur Tür.
Rasch versicherte ihr Jeremy: »Du brauchst nicht zu gehen, Mary. Es dauert nur einen Augenblick.«
Mary blieb gerade lange genug stehen, um zu erwidern:
»Das ist schon in Ordnung, Liebster.« Sie tätschelte Jeremys Wange, um ihm zu zeigen, dass sie über das abrupte Ende ihres Stelldicheins gar nicht so böse war. »Komm doch später zu mir nach Hause; dort sind wir ungestört.«
Mit einem letzten giftigen Blick in Dannys Richtung verschwand die Dame. Resigniert fuhr sich Malory mit einer Hand durch sein schwarzes Haar und kehrte in das Zimmer zurück. Er steuerte auf den Kaminsims zu, auf dem eine Flasche Brandy und zwei Gläser standen.
Danny folgte ihm hinein, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als sie das Bett sah. War sie nicht mehr ganz bei Trost, ausgerechnet in Malorys Schlafzimmer hineinzu-platzen?
»Ich warte unten«, sagte sie unsicher und wandte sich wieder zum Gehen.
»Einen Teufel wirst du tun.« Als das Danny nicht auf-hielt, fügte Malory hinzu: »Zwing mich nicht, handgreif-lich zu werden. Es könnte mir gefallen.«
Auf der Stelle blieb Danny stehen, ja sie erstarrte regelrecht zur Salzsäule. Ob es ihr gelingen würde, ihn noch einmal abzuhängen?
Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, warnte Malory:
»Ich würde dich schnappen, bevor du unten am Eingang wärst; darauf kannst du dich verlassen. Du kannst also ebenso gut die Tür zumachen und mir verraten, was du hier willst.«
Danny dachte nicht daran, die Tür zu schließen, doch sie drehte sich immerhin wieder zu Malory um. Zu ihrem Verdruss stand er nicht einmal in ihrer Nähe, sondern lehnte mit verschränkten Armen und gekreuzten Beinen an der Wand neben dem Kaminsims, in genau der gleichen verflucht gelassenen Haltung wie in jener Nacht in dem Gasthaus. Gelassen war er jedoch heute ebenso wenig wie damals.
Er zog eine seiner schwarzen Augenbrauen hoch. »Al-so? Ich glaube kaum, dass du gekommen bist, um mich auszurauben. Dann hättest du nicht geklopft. Oder?
Hältst du dich für so geschickt?«
Danny spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, und auch die Wut stieg wieder in ihr auf und verlieh ihr den Mut zu erklären: »Ich hab aufgehört zu klauen. Bin rausgeschmissen worden, wegen Ihnen und Ihrer verdammten Überheblichkeit.«
»Tatsächlich? Ach, das ist aber schade, wahrhaftig.«
Nicht ein Fünkchen Mitleid blitzte bei dieser Bemerkung in Malorys Augen auf. Er lächelte sogar, und dieses Lächeln traf Danny mit voller Wucht – ihr Puls begann zu rasen, und sie starrte Malory so hypnotisiert an, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Wie sollte sie ihm die
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