Malory
Hausmädchen.«
»Wie schade. Es wäre sicherlich lustig anzuschauen gewesen, wie du als Lakai herumstolperst.«
Als Danny ihn wütend anfunkelte, zog Jeremy eine Augenbraue hoch. »Glaubst du nicht? Und übrigens, seinen Arbeitgeber schaut man nicht so böse an. Man sagt ›Ja, Sir‹, ›Nein, Sir‹, ›Sehr wohl, Sir‹, und zwar entweder mit einem Lächeln oder völlig ausdruckslos. Als meine Mätresse könntest du dagegen Grimassen schneiden, so viel du willst.«
Danny wollte schon etwas Passendes entgegnen, wandte ihm aber stattdessen steif den Rücken zu; ihre ganze Haltung drückte Unmut und Empörung aus.
»Aha, wir zählen also bis zehn?«, sagte Jeremy bissig.
Danny drehte sich wieder um, schenkte ihm ein etwas verkrampftes kleines Lächeln und presste hervor: »Ja, Sir.«
Jeremy brach in schallendes Gelächter aus. Er konnte nicht anders, und vorübergehend war sogar sein Zorn wie weggeblasen. Dannys Bemühungen, sich zu »bessern«, würden amüsant sein. Und er würde wohl auch damit leben können, erpresst zu werden, solange die Erpresserin am Ende seine Mätresse wurde.
Immer noch grinsend schlug er vor: »Nun gut, dann regeln wir mal die Formalitäten. Sollen wir mit deinem Namen beginnen?«
Danny entspannte sich so weit, dass sie antworten konnte: »Ich heiße Danny.«
»Nein, ich meine deinen richtigen Namen. Wenn es dir ernst damit ist, sozusagen ein neues Kapitel aufzuschlagen, möchtest du das doch sicher mit einer weißen Weste tun.«
»Aber Danny ist mein richtiger Name.« Sie starrte ihn mit steinerner Miene an.
»Ehrlich? Es ist keine Kurzform von Danielle oder ...?«
»Es ist der einzige Name, an den ich mich erinnere.
Wenn ich bei meiner Geburt einen anderen bekommen hab, werde ich das nie erfahren.«
Jeremy fühlte sich ein wenig peinlich berührt. Natürlich konnte eine Waise ihren richtigen Namen nicht kennen, und diese hier hatte offenbar nicht einmal einen Familiennamen. Ganz schön eigenartig, ohne Familiennamen durchs Leben zu gehen. Zögernd fragte er: »Macht es dir etwas aus, wenn ich dich Danielle nenne?«
»O ja, allerdings. Ich bin keine Danielle. Meine Freunde nennen mich Danny. Da Sie nicht dazu gehö-
ren, können Sie Dan zu mir sagen.«
Es war einfach köstlich, wie dickköpfig sie darauf pochte, Distanz zu wahren. Sie würde keinen Zentimeter nachgeben, vermutete Jeremy. Wahrscheinlich aus purer Gewohnheit. Dort, wo sie aufgewachsen war, hatte sie sicherlich keine andere Wahl gehabt, als eine solche Abwehrhaltung einzunehmen.
»Aber wir werden bald Freunde sein, meine Liebe; also werde ich mich wohl an Danny gewöhnen. Übrigens ein schöner Name, sehr wohlklingend.«
»Quatschen Sie keine Opern, Mann«, schimpfte Danny, fügte angesichts von Jeremys Stirnrunzeln jedoch rasch hinzu: »Sir.«
Jeremy grinste. »Sehr wohl. Nächstes Thema also.
Hast du in dem Sack, den du wie deinen Augapfel hü-
test, auch Damengarderobe?«
Danny schüttelte den Kopf. »Nur mein kleines Haustier und Kleider zum Wechseln.«
»Hosen, nehme ich an?«
»Natürlich Hosen«, gab Danny knapp zurück. »Ich bin die letzten fünfzehn Jahre ein Junge gewesen.«
»Großer Gott, ist das wahr?«
Danny lief dunkelrot an.
»Nun, dir dürfte klar sein, dass du in der Anstellung, die du dir ausgesucht hast, Frauenkleider tragen musst.
Mein Vater mag zwar über Konventionen die Nase rümpfen, aber ich bin nicht mein Vater. Ich erwarte allerdings keine Uniformen«, versicherte Jeremy. »Wahrhaftig nicht. Dies ist das Haus eines Junggesellen, und als solcher möchte ich, dass meine Bediensteten gern hier arbeiten. Niemand braucht sich Gedanken zu machen, ob ein Kragen nicht steif genug oder ein Rock zu zerknittert ist und dergleichen.«
»Ich hab erwartet, dass ich ein Kleid tragen muss«, sagte Danny steif. »Sagte ich schon, dass ich kein Geld hab?«
»Ich glaube ja.« Wieder grinste Jeremy. »Keine Sorge.
Meine Haushälterin wird dir diesbezüglich behilflich sein und dir auch alles sagen, was du sonst noch wissen musst.
Komm. So sehr ich deine Gesellschaft auch schätze, ich sollte dich jetzt besser ihrer Obhut übergeben.«
Danny folgte ihm, blieb jedoch am Fuße der Treppe stehen, um zu fragen: »Sagen Sie der Frau, dass Sie mich eingestellt haben? Dass sie mich nicht feuern kann? Bei meinem letzten Versuch als Hausmädchen bin ich rausgeflogen, sobald ich der Haushälterin begegnet bin. Ihr hat nicht gefallen, wie ich rede oder wie ich aussehe.«
»Das kann ich mir
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