Malory
Frühstück«, erklärte er. »Die Kombüse ist geschlossen, solange der Sturm dauert, also wird es wohl erst morgen wieder eine richtige Mahlzeit geben. Du solltest eigentlich wissen, dass das so üblich ist.«
»Ja, ich weiß«, gestand sie, während er sie weiter mit Wurststückchen fütterte, die ihr den schlimmsten Hunger nahmen.
»Bist du wirklich verletzt?«, fragte Drew.
Diese Frage ließ sie beide an das letzte Mal denken, als er sie nach ihren Blessuren gefragt hatte; sie hatte ihm vorgeworfen, ihr bei der ersten Begegnung im Hafen weh getan zu haben. Die Erinnerung ließ sie beide lächeln.
»Nein, nur ein bisschen wund«, gab sie zu. »Morgen werde ich es wahrscheinlich gar nicht mehr merken. Sei aber vorsichtig, wenn du durchs Zimmer gehst. Das Schiff läuft noch nicht ruhig genug, sonst hätte ich schon versucht, die Glassplitter von der Laterne wieder aufzusammeln.«
»Ich hätte daran denken sollen, sie wegzunehmen, als der Sturm losbrach.«
»Du warst doch gar nicht hier. Ich schon, und trotzdem ha-be ich sie bloß gelöscht.«
Zu spät fiel Gabrielle ein, dass sie soeben verraten hatte, dass sie sich frei in der Kabine bewegen konnte und die Fessel kein Hindernis mehr darstellte. Doch anscheinend war Drew dieser Versprecher gar nicht aufgefallen. Er fütterte sie weiter mit Wurstscheiben und aß später auch selbst etwas mit.
Es war nicht richtig, so bei ihm zu sitzen und sich in seinen Armen geradezu geborgen zu fühlen, doch Gabrielle konnte sich noch nicht dazu durchringen, von ihm Abstand zu nehmen, dazu fühlte sie sich viel zu wohl. Seine nassen Sachen hatten sich anfänglich kalt angefühlt, doch da, wo ihr Körper an seinem ruhte, waren sie nun bereits warm von ihrer Hitze.
Eigentlich hätte bereits Dampf aufsteigen müssen, derart rasch stieg die Temperatur zwischen ihnen.
Es gab schlicht keine Möglichkeit, den Körper, an dem sie lehnte, zu ignorieren, oder nicht an das zu denken, was er vorletzte Nacht mit ihr gemacht hatte. Die Art von Vergnügen, die er ihr gezeigt hatte, war vor dieser Nacht jenseits ihrer Vorstellungskraft gewesen, aber jetzt ... sie konnte einfach nicht aufhören, an ihn zu denken. Er hatte es ja selbst gesagt, sie hatte Geschmack daran gefunden und sie würde mehr wollen. Und damit hatte er verdammt recht gehabt.
Die Weise, wie er sie gerade hielt, erinnerte sie so deutlich daran, wie seine Hände sich angefühlt hatten, während sie zärtlich über ihre nackte Haut glitten, dass sie beinahe die Luft angehalten hätte. Und sein Mund, Gott, wie weich er war und wie wunderbar er schmeckte. Er hatte sie zum Beben gebracht und ihre Haut hatte vor Vorfreude geprickelt, sodass sie alle Vorsicht in den Wind geschlagen hatte und all seinen Lockun-gen gefolgt war.
Ein Schauer durchrieselte sie bei dem Gedanken, wie süß ihre Niederlage gewesen war. Drew spürte das.
Den Donner, der gerade gegrollt hatte, hatte sie nur von fern wahrgenommen, Drew jedoch glaubte, er sei der Grund für ihr Erschauern. »Hast du Angst vor Gewitter?«
»Früher nicht, aber vor ein paar Jahren habe ich einen ganz schlimmen Sturm erlebt, einen sogenannten Hurrikan. Es gab sogar Tote. Ganze Gebäude sind dem Erdboden gleichge-macht worden. So etwas hatte ich noch nie gesehen und hoffentlich sehe ich es auch nie wieder.«
»War das in der Karibik?«
»Ja, damals lebte ich schon eine ganze Weile bei meinem Vater. Der Hurrikan ist mit voller Wucht durch die Tropen ge-rast. St. Kitts war nicht die einzige Insel, die betroffen war. Er hat einen breiten Pfad der Zerstörung hinterlassen.«
Drew zog Gabrielle ein wenig enger an sich. »Ich glaube, an den erinnere ich mich. Ich bin selbst nur knapp davonge-kommen, weil ich einige Tage zuvor nach Amerika zurückge-segelt bin. Doch bei der nächsten Fahrt habe ich davon gehört und einige Zerstörungen auch mit eigenen Augen gesehen.
Manche Gebiete haben sich immer noch nicht erholt.«
Gabrielle nickte. »Bei einem der kleineren Dörfer auf unserer Insel war es ähnlich. Da praktisch alle Häuser zerstört waren, haben die Überlebenden einfach ihre Sachen gepackt und sind woanders hingezogen. Und selbst bei uns, in der größten Stadt, hat es mehrere Monate gedauert, bis wir alle Schäden beseitigt hatten und mit dem Wiederaufbau anfangen konnten. Damals hatte ich fast vergessen, wie es ist, wenn man regelmäßig schläft.«
Überrascht blickte Drew auf sie herab. »Du hast richtig mit angefasst?«
»Ja, und Margery auch.« Doch dann
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