Malory
ließen?«
»Wie wär’s, wenn du meine Neugier befriedigst, ehe ich die Wahrheit aus dir herausprügele.«
»Na dann los. Ich verrate meine Freunde nicht.«
»Willst du mir weismachen, sie sei bloß eine gute Freundin?«
»Sind Sie etwa anderer Ansicht, obwohl sie daran dachte, Sie zu heiraten?«
Das Wort »heiraten« ließ Drew einen deutlichen Schritt zurückweichen. Schon der Gedanke an eine Ehe ließ ihn schaudern. Und es fiel ihm schwer zu glauben, dass Gabby solche Gedanken gehegt haben sollte. Vielleicht tischte Richard ihm ja in Wahrheit einen Haufen Lügen auf, um ihn von der richtigen Spur abzubringen.
Er war jedoch neugierig genug geworden, um zu fragen:
»Hat sie dir das erzählt?«
»Ich habe schon zu viel verraten«, erwiderte Richard. »Von jetzt an sage ich nichts mehr.«
»Also hast du mich nicht aus Eifersucht geschlagen?«, drang Drew weiter in ihn.
Richard schnaubte. »Sie hören nicht richtig zu, Kapitän.
Sie ist meine beste Freundin. Wen sie am Ende auch heiratet, mir ist jeder recht, abgesehen von Ihnen natürlich.«
»Dann bist du eifersüchtig!«
»Nein, es gefällt mir einfach nicht, wie Sie sie behandelt haben. Ich habe zwar versucht, einige Entschuldigungen dafür zu finden, aber ich habe sie selbst nicht richtig geglaubt.«
Drew knirschte mit den Zähnen. So frustriert, wie er augenblicklich war, grenzte es an ein Wunder, dass er den Piraten nicht längst zusammengeschlagen hatte. Doch dann fiel es ihm wieder ein ...
»Ich habe sie betrunken gemacht, weil ich vorhatte, sie zu verführen, doch mein dämlicher Bruder hat uns unterbrochen, daher bin ich nicht weit gekommen. Geht es darum? Hat sie gedacht, es sei noch mehr passiert, als sie beschwipst war?«
Richard zuckte die Achseln. »Das hat sie nie erwähnt, daher habe ich keine Ahnung.«
»Was hat sie denn erwähnt?«
»Netter Versuch, Kapitän, doch das Geheimnis nehme ich mit ins Grab. Also schlagen Sie mich oder schicken Sie mich zurück in den Frachtraum, denn diese Unterhaltung ist in jedem Fall beendet.«
Richard war sicher, dass Drew nicht Hand an ihn legen würde. Das war seinem selbstbewussten Ton anzumerken.
Drew hätte ihn eines Besseren belehren können, auch wenn er keinen anderen Grund hatte als den, auf diese Weise die Enttäuschung verarbeiten zu können, weil er so gut wie nichts in Erfahrung gebracht hatte. Doch er ließ Richard gehen. Dieses Thema würde er wohl mit Gabby besprechen müssen. Sie war allerdings auch nicht gerade in friedlicher Stimmung, was seine Frustration noch verschlimmerte.
Er hätte sie einfach mit ihrer Mannschaft in den Frachtraum sperren sollen. Das wäre die gerechte Strafe dafür gewesen, dass sie versucht hatte, sein Schiff zu stehlen. Doch sie hatte ihm unerwartete Freuden bereitet, nachdem er sie in jener Nacht schlafend in der Kabine gefunden hatte. Eine Erfahrung, die ihm nicht aus dem Kopf ging.
Gott, das war wirklich toll gewesen, aber sie zu lieben hatte auch Nachteile – insbesondere den, dass dieses eine Mal mit ihr ihm eigentlich hätte reichen sollen, dem aber leider nicht so war. Bei jeder anderen Frau hatte einmal ihm gelangt. Er kehrte aus reiner Bequemlichkeit zu seinen vielen Bräuten zurück, nicht weil er sich nach ihnen verzehrte. Doch bei Gabby wollte er mehr. Trotz seiner Schuldgefühle.
Und auch das verblüffte ihn. Wer hätte gedacht, dass diese verflixte Piratin sich als Jungfrau entpuppen würde? Es wunderte ihn immer noch. Aber es war auch irgendwie schön, für sie der erste Mann gewesen zu sein. Für ihn war es eine weitere neue Erfahrung, denn danach suchte er seine Bräute gewiss nicht aus. Ganz im Gegenteil. Er bevorzugte Frauen mit Erfahrung. Sie kannten das Spiel und wussten, dass es dabei keinen Ehemann zu gewinnen gab.
Hatte Gabby ihn ernsthaft als Heiratskandidaten in Betracht gezogen? Drew lächelte kopfschüttelnd. Das musste er herausfinden.
Kapitel 37
Der Sturm, der schon den ganzen Tag über gedroht hatte, brach am Nachmittag mit voller Wucht los. Gabrielle hatte gehofft, dass er einfach vorbeiziehen würde oder dass die Triton ihm wenigstens davon segeln konnte, doch leider war beides nicht eingetroffen.
Es gab nur eine Situation, in der Gabrielle sich an Bord eines Schiffes nicht wohlfühlte, und das war mitten in einem heftigen Unwetter. Seit sie den Hurrikan überlebt hatte, der die Inseln getroffen hatte, mochte sie eigentlich überhaupt keine Gewitter mehr, egal, wo sie sich gerade befand. Und auf See musste man
Weitere Kostenlose Bücher