Malory
würde.
»George wird bald da sein«, berichtete James lässig. »Sie muss ihre Brüder nur noch dazu bringen, euch heute Abend zu begleiten.«
»Euch« anstelle von »uns« bedeutete, dass er nicht dabei sein würde. Gabrielle fühlte sich augenblicklich erleichtert.
»Sie kommen also nicht mit?«
»Großer Gott, nein. Ich liebe meine Nichte und würde keines ihrer Familienessen schwänzen, aber dieses Fest ist etwas ganz anderes. Ich gestehe gern, dass ich gesellschaftliche Zusammenkünfte dieser Art nicht ausstehen kann, daher werde ich mein Möglichstes tun, all die Veranstaltungen, zu denen meine Frau Sie mitnehmen will, zu meiden.«
»Das heißt, ich werde gezwungen, als ... dein .. « Die tiefe, männliche Stimme stockte. Der Mann, dem es die Sprache ver-schlagen hatte, stand neben Malory und starrte Gabrielle un-gläubig an. Sie machte bestimmt ein ähnliches Gesicht. Lieber Himmel, ausgerechnet er? Der blonde Hüne vom Kai, zu dem sie so grob gewesen war? Als Gabrielle wieder einfiel, wie sie sich am vergangenen Tag benommen hatte, wurde sie rot. Verdammt, sie hatte gewusst, dass sie sich schämen würde, falls sie ihm je wieder über den Weg lief. Und nun stand er vor ihr, in genau dem Haus, in dem sie in den nächsten Wochen wohnen würde. Gabrielle war äußerst verlegen.
»Ich nehme an, ihr zwei kennt euch schon?«, fragte James trocken, indem er von einem zum anderen schaute. »Oder darf ich davon ausgehen, dass das hier Liebe auf den ersten Blick ist?«
Drew fasste sich als Erster und schnaubte: »Liebe? Ganz bestimmt nicht. Ich habe sie bloß gestern auf dem Kai vor einem bösen Sturz bewahrt, als sie mir dummerweise fast vor die Füße gefallen wäre.«
Diese Bemerkung ließ zum Glück alle Anzeichen von Verlegenheit von Gabrielles Wangen verschwinden. Vielleicht lag es aber auch an ihrer rasch aufflackernden Empörung.
»Dummerweise?«, wehrte sie sich. »Ich konnte doch gar nichts dafür, dass der Karren mich fast umgefahren hätte. Und Sie waren bei Ihrer sogenannten Rettung reichlich brutal.«
»Brutal?«, fragte James interessiert. »Tja, das wundert mich nicht. Schließlich ist er Amerikaner.«
»Fang nicht schon wieder damit an, Malory«, erwiderte Drew beinahe knurrend. »Das ist jetzt nicht der geeignete Moment.«
»Da bin ich anderer Meinung, mein lieber Junge«, entgegnete James. »Jeder Moment eignet sich dazu, darauf hinzuwei-sen, wie barbarisch ihr ...«
»James Malory, wage es nicht.« Seine Frau kam gerade rechtzeitig, um ihn zu unterbrechen, und die beiden Männer auseinander zu bringen, indem sie zwischen ihnen durchging.
»Verflixt, kann ich euch zwei denn nicht einmal für fünf Minuten in einem Zimmer allein lassen?«
»Natürlich kannst du das, meine Liebe«, erwiderte James.
»Er steht doch noch aufrecht, oder?«
Der große blonde Mann und Georgina reagierten bloß mit einem abfälligen Geräusch. Gabrielle wusste nicht, was von dem Gezänk und James Malorys versteckten Drohungen zu halten war. Die Situation schien ernst zu sein, doch keiner machte ein ernstes Gesicht.
Als Nächstes schmiegte Georgina sich an James, gab ihm einen Kuss und sagte: »Wir werden sicher erst spät zurückkommen, also warte nicht auf mich.«
»Ich warte.«
Sein Gesichtsausdruck wurde weich und er legte seinen Arm um ihre Taille, um sie enger an sich zu ziehen. Der hübsche Hüne schaute das Paar an und verdrehte die Augen.
Georgina kicherte bloß und löste sich von ihrem Mann.
»Also los, Gabby«, sagte sie, indem sie sich unterhakte.
»Ich kann es gar nicht erwarten, Sie Regina vorzustellen. Sie ist eine unverbesserliche Kupplerin und wird sicher im Handumdrehen einen Ehemann für Sie finden.« Doch dann sah sie sich noch einmal nach ihrem Mann um und warnte ihn: »Fast hätte ich es vergessen: Boyd hat sich geweigert, uns zu begleiten, also versuch, ihm aus dem Weg zu gehen. Angeblich hat seine Reise länger gedauert als geplant, deshalb sei er für an-ständige Gesellschaft erst wieder bereit, wenn er mindestens drei Nächte gefeiert habe.«
»Was für ein Blödsinn«, sagten James und der Hüne beinah gleichzeitig.
»Ja, das habe ich auch gesagt, aber er hat immer noch Kopfschmerzen von der ersten durchzechten Nacht, daher habe ich ihn nicht weiter gedrängt.«
»Nur weil du mich schon zwangsrekrutiert hattest«, beschwerte sich der Riese, wenn auch in heiterem Ton.
Gabrielle erkannte, dass es sich bei ihm um Georginas bereits erwähnten Bruder Drew handeln musste. Und
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