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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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der sich weniger für ein näheres Kennenlernen eignete, gab es kaum.

Kapitel 12
    »Haben wir sie verpasst?«
    »Ist sie noch nicht runtergekommen?«
    Drew legte seine Gabel zur Seite und lächelte die beiden kleinen Mädchen an, die gerade in das Frühstückszimmer stürmten. Ihre Aufregung war offensichtlich. Und er brauchte gar nicht zu fragen, von wem sie sprachen, denn er hatte gerade an dieselbe Frau gedacht und sich dieselben Fragen gestellt!
    Daher sagte Drew zu seiner Nichte: »Falls du die Piratin meinst, die ist wohl noch im Bett. Wir sind gestern Nacht erst spät vom Fest bei deiner Cousine Regina zurückgekommen.«
    »Hat es ihr da gefallen?«, fragte Judith.
    »Wahrscheinlich«, erwiderte er, und es gelang ihm, seine Stimme gleichmütig klingen zu lassen, obwohl ihn der Gedanke irritierte. »Alle anwesenden Junggesellen haben sich um sie geschart.«
    »Sie hat gesagt, sie ist gar keine Piratin«, korrigierte Jacqueline ihn, während sie näher kam und ein Würstchen von seinem Teller stibitzte.
    »Aber sie ist eine Schatzsucherin!«, erklärte Judith ungefragt.
    »Und Papa hat gesagt, sie wird uns alles darüber erzählen«, fügte Jacqueline hinzu.
    Drew schaute seine Nichte strafend an, doch sie grinste ihn bloß frech an und steckte sich die Wurst schnell in den Mund.
    Drew schüttelte den Kopf und lachte in sich hinein. Jacqueline war ein entzückendes kleines Biest, anmutig, kein bisschen ungelenk und viel zu hübsch für ihr Alter. Aus ihr würde einmal ein unverbesserlicher Wildfang werden, da war er sicher.
    »So spät am Morgen und ihr zwei habt noch nichts gegessen?«, fragte er.
    »Oh doch, aber das ist lange her«, sagte Jacqueline.
    »Wir wollten nur nochmal nachsehen«, erklärte Judith.
    »Wir möchten die Dame nicht verpassen. Ich muss doch heute nach Hause. Und ich wäre ganz traurig, wenn ich nicht von ihr selbst hören kann, wie das mit der Schatzsuche ist.«
    »Falls ich sie sehe, Mädels, werde ich sie direkt zu euch schicken.«
    Die beiden nahmen ihn beim Wort und stürzten genauso ausgelassen aus dem Zimmer, wie sie hereingekommen waren.
    Doch als es im Raum wieder still wurde, kehrten Drews Gedanken umgehend zu den Überlegungen zurück, die er über den Gast seiner Schwester angestellt hatte.
    Ihre Ankunft hatte nicht nur Georginas Pläne durcheinandergebracht, sondern auch seine. Da seine Schwester und ihre Familie ihn bei der Rückreise nach Connecticut nun doch nicht begleiten würden, konnte er auf den ursprünglichen Plan zurückgreifen, der es ihm erlaubte, noch ein oder zwei Wochen bei seiner Schwester zu verbringen. Allerdings war er nicht sicher, ob er unter diesen Umständen bleiben sollte. Er konnte Georgina auch ein anderes Mal besuchen. Es war ihm nicht wohl dabei, in ihrem Haus zu bleiben, nachdem sie einen weiteren Gast aufgenommen hatte, zu dem er sich auch noch hingezogen fühlte. Insbesondere da er diesem unerwarteten Gast seiner Schwester nicht zu nah kommen durfte.
    Piraten. Ihm selbst waren nie welche begegnet, aber seinem Bruder Boyd. Piraten hatten ihm auf See die Fracht gestohlen.
    Dasselbe war seinem Bruder Thomas passiert, dessen Schiff bei dem Kampf so schwer beschädigt worden war, dass es einen Hafen anlaufen musste. Doch das hatte Thomas nichts ausgemacht, so wie er sich niemals aus der Ruhe bringen ließ.
    Er war der Geduldigste von den sechs Andersons.
    Ironischerweise war es James Malory gewesen, der seine beiden Brüder auf See angegriffen und besiegt hatte. Heute lachten sie alle darüber, doch damals war es nicht lustig gewesen. Damals hatte James sich als Gentleman-Pirat bezeichnet. Ein Jahrzehnt lang hatte er sich auf hoher See amüsiert, indem er wahllos jedes Schiff angriff, das ihm eine Herausforde-rung darzustellen schien, sogar englische Schiffe. Für James war es ein Spiel gewesen, an dem er sein Können maß, und wollte man Georgina glauben, war das Leben als Gentleman-Pirat die einzige Rettung für ihn gewesen. Er war so gelangweilt gewesen, als einer von Londons berüchtigtsten Lebe-männern zu gelten, dass nicht einmal Duelle seine Gefühle noch in Wallung bringen konnten.
    Drew wunderte sich, wie Gabrielle Brooks so schnell erraten hatte, dass James der Pirat war, mit dem Georgina früher verkehrt hatte. Erkannten Piraten einander denn sofort? Das bezweifelte er.
    Als James und Georgie ihm von ihrem Hausgast erzählt hatten, hatte James erklärt, der Vater des Mädchens wisse nicht, dass er selbst auch ein Piratenleben geführt

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