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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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in Gegenwart einer Dame niemals äußern würde. Der Witz war, dass sie in den letzten Jahren noch viel Schlimmeres gehört hatte und immun geworden war, oder zumindest gab es nicht mehr viel, was sie zum Erröten brachte – bis sie Drew Anderson getroffen hatte. Er konnte ihr, fast ohne es zu wollen, das Blut in die Wangen treiben.
    Im Moment bekämpfte Gabrielle die aufsteigende Röte, indem sie ihm kühl entgegnete: »Anscheinend gehst du von falschen Annahmen aus. Meine Mutter glaubte, den Kapitän eines Handelsschiffes zu ehelichen. Sie kannte seinen wahren Beruf nicht. Und sie ist vor einigen Jahren gestorben, ohne es je erfahren zu haben. Jetzt bist du dran. Da du so erpicht auf das Thema Ehe warst, würde ich gern wissen, warum du so felsenfest entschlossen bist, nie zu heiraten.«
    Drew grinste. »Kannst du dir das nicht denken, Schätzchen? Du bist eine Piratin. Du weißt doch, wie es ist, von einem Hafen zum andern zu segeln. Die meisten Seeleute müssen, um die ehelichen Freuden genießen zu können, den Heimathafen anlaufen, den einen Hafen, in dem sie sich niedergelassen haben und in dem ihre Frau wartet. Doch wie viele Häfen steuern sie an, in denen sie entweder die Sehnsucht nach der Ehefrau im Alkohol ertränken oder aber untreu werden und sich nachher dafür schämen. In diese Falle werde ich niemals tappen. Ich liebe es, dass in jedem Hafen – egal in welchen ich einlaufe – eine Frau mit offenen Armen auf mich wartet.« »Ah, ich verstehe. Ich hatte gedacht, du würdest einer ver-flossenen Liebe nachtrauern und hättest aus diesem Grund einen solchen Widerwillen gegen die Ehe. Dabei hatte ich nur vergessen, dass du im Grunde bloß ein unverbesserlicher Wei-berheld bist.«
    »Ich habe keinen Widerwillen gegen die Ehe. Für manche Männer ist sie sogar ideal. Ich habe nur schon vor langer Zeit erkannt, dass sie für mich nicht das Richtige ist. Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Warum sollte ich es ändern?«
    Gabrielle zuckte die Achseln und sagte beiläufig: »Keine Ahnung, manchmal passieren Dinge einfach.«
    »Ja, das stimmt. Aber nimm zum Beispiel meine Mutter. Sie wusste genau, was sie bekam, als sie meinen Vater heiratete. Sie wusste, dass er nicht oft zu Hause sein würde. Und obwohl sie recht glücklich zu sein schien, während sie ihre zahlreichen Kinder aufzog, ertappte ich sie manchmal in Situationen, in denen ihr deutlich anzumerken war, wie einsam, ja sogar elend, sie sich ohne meinen Vater fühlte. Ich war noch sehr jung, als ich beschlossen habe, einer Frau niemals so etwas an-zutun.«
    Es machte Gabrielle traurig zu erfahren, dass Drew es tatsächlich ernst meinte. Er glaubte jedes Wort, das er gerade gesagt hatte. Aber das ließ keinen Raum für Liebe. Wollte er wirklich durchs Leben gehen, ohne je die wahre Liebe kennenzulernen?
    »Es hätte auch noch die Möglichkeit gegeben, nicht zur See zu fahren«, wandte sie ein.
    »Jetzt machst du aber wirklich Witze, oder?«
    Gabrielle biss die Zähne zusammen. »Ja natürlich.«
    »Die See liegt mir im Blut, Schätzchen«, setzte Drew hinzu, nur für den Fall, dass ihr das entgangen war, dann schaute er sie prüfend an. »Du hast zu schnell das Thema gewechselt.
    War das vorhin ernst gemeint? Deine Mutter hat wirklich nie gewusst, dass dein Vater Pirat war?«
    »Warum überrascht dich das? Wenn mein Vater uns besuchte, hatte er seine Crew nicht dabei, sonst wäre meine Mutter ihm wohl doch auf die Schliche gekommen. Schließlich ist das ein frecher, unbändiger Haufen. Außerdem zeigte er sich, wenn er in England war, nur von seiner besten Seite.«
    »Was ist mit dir? Wie lang weißt du es schon?«
    »Erst seit meine Mutter gestorben ist und ich von zu Hause fort bin, um ihn zu suchen«, erwiderte Gabrielle.
    »Also erst seit ein paar Jahren? Meine Güte, da hast du dich aber schnell angepasst, was?«
    Sein sarkastischer Tonfall war zurück. Sie hatte ihm Dinge erzählt, die sie besser für sich behalten hätte, erkannte Gabrielle zu spät. »Zum Glück lerne ich schnell«, erwiderte sie lässig, um den Eindruck, den er von ihr bekommen hatte, so gut es ging zu korrigieren.
    Sie stand auf, reckte sich genüsslich und näherte sich Drew, blieb dann jedoch außerhalb seiner Reichweite stehen. Er saß mit übergeschlagenen Beinen auf dem Boden. Die Arme hatte er vor der breiten Brust gekreuzt. Als sie so dicht vor ihm stehen blieb, schien er einen Augenblick lang argwöhnisch zu sein, doch dann wurde sein Blick schnell

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