Malory
hat.«
»Glaubst du denn, er wollte dir deshalb die Aussicht auf ei-ne gute Partie vermasseln?«
»Schon bei dem Versuch, darauf eine Antwort zu finden, sehe ich rot. Ich habe keine Ahnung, warum er es getan hat.«
»Manche Männer sind so, chérie, insbesondere wenn sie es persönlich nehmen, dass sie bei einer Frau abgeblitzt sind.«
Richard musterte Gabrielle eindringlich. »Dir wäre es lieb gewesen, wenn er sich etwas mehr Mühe gegeben hätte?« Im Mondlicht konnte man Gabrielles Erröten nicht sehen, doch Richard hatte sie nur ein wenig aufgezogen und überlegte schon weiter. »Er ist ein sehr attraktiver Mann. Wahrscheinlich ist er es gewohnt, bei Frauen schnell zum Ziel zu kommen.«
»Da bin ich sicher«, stimmte Gabrielle zu. »Aber das gibt ihm noch lange nicht das Recht ...«
»Nein, du verstehst mich nicht«, unterbrach Richard sie.
»Gefühle brauchen keine Rechtfertigung, wenn sie die Oberhand gewinnen. Es könnte ganz einfach so sein: Da er dich nicht haben konnte, wollte er sichergehen, dass dich auch kein anderer bekommt. Aber ich kenne dich, Gabby. Du wirst das nicht einfach so abschütteln können, oder?«
»Nein. Glaub mir, noch ehe diese Reise vorbei ist, wird er bedauern, was er getan hat, das verspreche ich dir. Ich bezirze ihn derart, dass er am Boden zerstört sein wird, wenn ich ihm Adieu sage.«
Kapitel 32
Am nächsten Morgen entdeckte Gabrielle, dass Richard nach ihrem Gespräch über Drew offenbar Mitleid mit ihr gehabt hatte. Sie war überzeugt, dass er es gewesen war, der Drew später in der Nacht unvermutet die Faust ins Gesicht gerammt hatte. Die Verletzung war allerdings nur oberflächlich.
Und wie sich später zeigte, blieb sie kaum eine Woche zu sehen. Diese Woche verging unerträglich langsam. Gabrielle wusste auch warum. Jeden Morgen nach dem Frühstück mit ihren Freunden gestattete sie sich lediglich eine kleine Weile allein mit Drew, um ihre Verführungskünste an ihm zu erpro-ben. Den Rest des Tages verbrachte sie dann damit, sich auf das nächste Wiedersehen zu freuen und die Minuten zu zählen, bis es so weit war. Doch sie zwang sich dazu, ihm fernzubleiben und sich an ihren Plan zu halten.
Leider schien er nicht zu funktionieren. Obwohl der Ausdruck in Drews Augen bei ihrem Anblick gelegentlich durchaus begehrlich wurde, schien er viel zu beschäftigt mit seinem eigenen Ziel – Flucht um jeden Preis –, um ernstlich auf ihre subtilen Reize einzugehen. Der Mann glaubte immer noch, sie mit der erotischen Schilderung dessen, was er gern mit ihr anstellen würde, dazu verlocken zu können, sich ihm zu nähern.
Er machte praktisch das Gleiche wie sie! Er hatte bloß ein anderes Motiv.
Drew versuchte es mit romantischen und mit groben Worten und mit einer Mischung aus beidem. Wäre Gabrielle all das nicht bereits in der einen oder anderen Form bei den Piraten zu Ohren gekommen, hätte sie dem sexuellen Ansturm nie widerstanden. Aber sie hielt stand. Meistens jedenfalls. Obwohl sie für gewöhnlich eilig die Kabine verließ, um sich die kühle Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen.
Selbst wenn andere dabei waren, schaffte Gabrielle es nicht, die Augen von Drew zu lassen. An diesem Morgen machte er, als sie eintrat, gerade seine sportlichen Übungen. Er reckte und streckte sich, während er den engen Bogen ab-schritt, den die Kette zuließ. Der eine Blick, den er ihr aus seinen dunklen Augen zuwarf, als sie vorüberging, genügte, um die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu wecken. Und sogar nachdem sie saß und Ohr ein Gespräch mit ihr angefangen hatte, kehrte ihr Blick ständig zum Spiel der Muskeln auf Drews langen Beinen und den straff angespannten Sehnen auf Po und Rücken zurück. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, den Blick von ihm abzuwenden.
Vielleicht sollte sie mutiger werden oder so tun, als gäbe sie seinem Drängen nach. Allerdings blieb ihr bei dem, was sie unternehmen konnte, schon allein deswegen keine große Auswahl, weil sie ihn nicht berühren durfte. Sie wagte es nicht, ihm zu nah zu kommen. Dabei gab es so vieles, was sie tun könnte, um sein Verlangen ins Unerträgliche zu steigern, wenn sie ihn nur in die Finger bekäme.
Und dann fiel ihr plötzlich ein, dass es eine Möglichkeit gab, diese Beschränkung zu umgehen, zumindest zeitweise, und diese Idee wollte sie gleich in die Tat umsetzen. Zunächst bat sie Richard um Unterstützung. Er lachte nur, als sie ihm von ihrem Vorhaben erzählte, und holte vier weitere Piraten zur
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