Malory
mit dir habe ich ein Hühnchen zu rupfen, Bruderherz. Was, zum Teufel, hast du dir nur dabei gedacht, meinen nichtsnutzigen Sohn zu Regans Begleiter zu machen?«
Anthony knirschte mit den Zähnen, als er den Namen Regan hörte. »Bist du deshalb hier aufgetaucht?«
»Du hast es ja nicht für nötig gehalten, mir auf deinem Zettel mitzuteilen, daß du ebenfalls hier sein würdest.«
»Daß ich an dem Ball teilnehme, kann man ja kaum behaupten, nachdem ich mich hier im Dunkeln verstecke.«
»Werd
nur
nicht
sarkastisch,
Kleiner!«
mischte
sich
Conrad
ein.
»Solange
du
keinen
eigenen
Sohn
hast,
kannst du dir nicht vorstellen, welche Ängste man bei dem Gedanken aussteht, was er alles anstellen könnte.«
»Was soll der arme Junge mit zwei so wachsamen Vä-
tern denn anstellen? Nebenbei möchte ich aber darauf hinweisen, daß Jeremy sich der Aufgabe, Reggie zu beschützen, selbst nicht gewachsen fühlte. Deshalb mußte ich mitkommen.«
»Du mißverstehst mich, Tony. Es geht mir nicht darum, wer Regan vor den Massen beschützt. Ich habe mir Sorgen gemacht, wer sie vor ihrem Beschützer beschützen würde.«
»Um Himmels willen, sie ist doch seine Kusine!« lachte Anthony.
»Glaubst du, daß er sich auch nur einen Deut darum schert?«
»Ist das wirklich dein Ernst?«
»Er ist unsterblich in sie verliebt«, lautete James' knappe Antwort.
»Das mag ja sein, aber du läßt das Objekt seiner Ver-liebtheit außer Betracht. Er würde nach höchstens einer Minute um Gnade winseln, wenn er es wagen sollte, ihr auch nur schöne Augen zu machen. So gut müßtest du deine Nichte doch eigentlich kennen, alter Junge.«
»Ja, ich weiß, daß sie ganz gut auf sich aufpassen kann. Aber ich kenne auch meinen Sohn, und er läßt sich nicht so leicht entmutigen.«
»Muß ich dich daran erinnern, daß wir über einen siebzehnjährigen Jungen sprechen?«
»Und muß ich dich daran erinnern, wie du mit siebzehn warst?« konterte James.
Anthony grinste. »Ein Punkt für dich. Also gut. Ich werde ab jetzt nicht nur Reggie im Auge halten, sondern auch deinen Satansbraten.«
»Er will sagen, daß er sie im Auge behalten wird, wenn er seine Augen zufällig einmal von der Schottin lösen kann«, kommentierte Connie.
»Dann bleibt doch am besten auch hier«, erwiderte Anthony. »Warum sollten wir nicht zu dritt Wache halten? Es ist schließlich ein so angenehmer Zeitvertreib.«
James grinste. »Ich glaube, das ist eine höfliche Auffor-derung, daß wir uns verdrücken sollen. Komm, Connie, überlassen wir den armen Jungen seinen schmachtenden Blicken. Aber man kann ja nie wissen - vielleicht traut sie sich noch einmal heraus und tröstet ihn über den langweiligen Abend hinweg.« Er kicherte. »Anders kommen sie nämlich nicht zusammen. In die Höhle des Lö-
wens wird er sich genauso wenig wie ich begeben -
nicht einmal diesem Prachtweib zuliebe.«
Doch darin täuschte sich James.
Kapitel 7
»Ich möchte wirklich wissen, was er hier macht. Lady Crandal hat für seinesgleichen nicht viel übrig. Sie hätte ihn nie eingeladen.«
»Sir Anthony benötigt keine Einladung, meine Liebe.
Er tut, was ihm gefällt.«
»Aber er hatte immer soviel Anstand, unseren Veran-staltungen fernzubleiben.«
»Anstand?« Ein kurzes Lachen. »Mit Anstand hat das nicht das geringste zu tun. Er kann solche Festivitäten einfach nicht ausstehen. Und das ist kein Wunder. Es gibt vermutlich keine einzige Dame hier im Saal, die diesen Schürzenjäger nicht liebend gern bekehren würde.«
»Ich weiß wirklich nicht, was du daran komisch findest, Lenore. Er taucht auf, und mindestens die Hälfte der anwesenden Frauen verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Deshalb würde es einer Gastgeberin nie einfallen, ihn einzuladen, wenn sie auf ein harmonisches Fest Wert legt. Er verursacht viel zuviel Aufsehen.«
»Aber er versorgt uns auch auf Monate hinaus mit Gesprächsstoff. Das mußt du doch zugeben.«
»Du hast gut reden, Lenore«, warf eine andere Dame verstört ein. »Du führst in dieser Saison keine Tochter in die Gesellschaft ein. Mein Gott, schaut euch nur mal meine Jane dort drüben an! Sie läßt ihn nicht mehr aus den Augen. Ich weiß genau, daß Percy für sie jetzt nicht mehr in Frage kommen wird. Sie kann so schwierig sein.«
»Laß
sie
doch
schauen,
Alice.
Du
brauchst
deiner
Tochter später doch nur einige Histörchen über ihn zu erzählen, dann wird sie gründlich schockiert sein
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