Malory
Tür zu. »Groß-
artig!« kicherte er. »Du fliegst fast aus dem Klub raus, weil du Billings verprügelt hast, dessen einziges Verbrechen darin bestand, dir zur Hochzeit zu gratulieren, und jetzt weißt du überhaupt nicht mehr, daß du eine Frau hast.«
George mußte sich auch erst an diesen Gedanken ge-wöhnen. Er war völlig sprachlos gewesen, als Anthony am Vortag bei ihm vorbeigekommen war, um ihm die große Neuigkeit persönlich mitzuteilen.
»Wenn du lachst, George - oder auch nur schmun-zelst -, werde ich dir eine neue Nasenform verpassen!«
hatte
Anthony
gedroht.
»Ich
muß
vorübergehend
den
Verstand verloren haben. Das ist die einzig mögliche Er-klärung.
Also
bitte
keine
Glückwünsche.
Beileidsbekun-
dungen wären eher angebracht.«
Danach war aus ihm kein Wort mehr herauszubringen gewesen, weder wer die Frau war, noch warum er sie geheiratet hatte und warum er es bereits bereute. Aber George
war
sowieso
nicht
überzeugt
davon,
daß
sein
Freund
diesen
Schritt
wirklich
bereute,
denn
Anthony
hatte ihn auf die Suche nach einem Vetter seiner Frau mitgeschleppt, der eine Gefahr für sie darstellte. Anthonys
Wunsch,
sie
zu
beschützen,
war
unverkennbar.
Ebenso sein Wunsch, nicht über sie zu sprechen. Am un-verkennbarsten war aber sein Zorn, der den ganzen Tag dicht unter der Oberfläche gebrodelt hatte. George war sehr erleichtert gewesen, daß sie den Kerl nicht gefunden
hatten,
denn
es
hätte
schreckliche
Folgen
haben
können.
Eine zufällige Bemerkung von James, als George die Brüder aus dem Klub geschoben hatte, war ganz auf-schlußreich gewesen. »Du bist zufällig an eine geraten, die genauso temperamentvoll ist wie du selbst, Tony.
Keine schlechte Sache bei einer Frau. Zumindest wird sie dich ganz schön auf Trab halten, wenn schon nichts anderes.« Und er hatte gelacht, sogar als Anthony lallte:
»Wenn du selbst einmal heiratest, Bruderherz, hoffe ich nur, daß du an eine gerätst, die so süß ist wie die kleine Viper, die dich neulich getreten hat, anstatt dir für deine Hilfe zu danken.«
Die Tür wurde geöffnet, noch bevor George klopfen konnte. Dobsons Miene war zunächst völlig ausdruckslos, doch das änderte sich rasch, als James seinen Bruder losließ und statt dessen an dem Butler einen festeren Halt suchte. Jetzt spiegelte Dobsons Gesicht eine Mischung aus Überraschung und Sorge wider.
»Wo ist Willis, lieber Junge? Ich glaube, ich werde bei meinen Stiefeln Hilfe brauchen.«
Die Stiefel waren nicht das einzige, wobei er Hilfe be-nötigen
würde,
dachte
George
grinsend,
während
der
magere Dobson sich abmühte, den viel größeren Lord zur Treppe zu bringen.
»Sie
sollten
vielleicht
lieber
noch
einige
Dienstboten
rufen, Dobson«, schlug George vor.
»Ich befürchte«, keuchte Dobson, ohne sich umzudrehen, »daß sie im Auftrag der gnädigen Frau unterwegs sind, Mylord.«
»Verdammt!«
explodierte
Anthony
unerwartet.
»Was
fällt ihr ein, meine Leute einzuspan...«
George
brachte
ihn
mit
einem
Rippenstoß
zum
Schweigen. Die betreffende Dame war aus dem Empfangszimmer
getreten, stand
mit den
Händen in
den
Hüften da und ließ ihre Blicke von einem zum anderen schweifen.
Ihre
Augen
funkelten
gefährlich.
George
schluckte. Das war also Anthonys Frau? O Gott, sie war atemberaubend schön - und unglaublich wütend.
»Ich bitte um Verzeihung, Lady Malory«, begann er zögernd. »Ich habe die beiden im Klub getroffen. Sie haben ein bißchen zu tief ins Glas geschaut, deshalb hielt ich es für vernünftig, sie nach Hause zu bringen, damit sie ihren Rausch ausschlafen können.«
»Und wer sind Sie, Sir?« erkundigte sich Roslynn eisig.
George hatte keine Gelegenheit zu antworten. Anthony schnaubte wie ein Stier und lallte sodann: »Aber, aber, meine Liebe, du mußt doch den guten alten George kennen! Das ist doch der Bursche, der für dein Mißtrauen
gegenüber
dem
männlichen
Geschlecht
verantwort-
lich ist.«
Heiße Röte schoß George in die Wangen, als sie ihn aus
schmalen
Augenschlitzen
wütend
anstarrte.
»Hol
dich der Teufel, Malory?« zischte George, während er Anthonys Arm von seiner Schulter stieß. »Ich überlasse dich der Gnade oder Ungnade deiner Frau. Etwas Besseres hast du nach dieser Entgleisung nicht verdient.« Er hatte zwar keine Ahnung, was Anthony mit seiner dummen Bemerkung gemeint hatte, aber so stellte man doch seinen besten Freund niemandem vor, schon gar
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