Malory
demselben
Tag.
Das
wäre
etwas
unappetitlich,
findest
du nicht auch?«
»Du hast völlig recht, aber meine liebe Frau traut mir alles
zu,
auch
Geschmacklosigkeiten.
Und
mir
ist
es
denkbar zuwider,
erklären
zu müssen,
daß
ich
über-
haupt nichts verbrochen habe. Das müßte nun wirklich nicht sein. Ein bißchen Vertrauen könnte nichts schaden.«
James seufzte. »Tony, mein Junge, du hast noch sehr viel zu lernen, was frisch gebackene Ehefrauen betrifft.«
»Du hattest wohl schon eine, daß du ein solcher Experte bist?« höhnte Anthony.
»Das
nun
nicht
gerade«,
erwiderte
James
gelassen.
»Aber der gesunde Menschenverstand sagt doch jedem, daß dies für eine Frau eine sehr schwierige Zeit ist. Sie ist noch verdammt unsicher und nervös, fühlt sich in ihrer neuen Rolle noch nicht ganz wohl. Vertrauen? Ha! Die ersten
Eindrücke
sind
viel
wichtiger,
als
du
glaubst.
Leuchtet dir das ein?«
»Ich sehe nur, daß du keine Ahnung hast, wovon du redest. Wann hast du zuletzt auch nur den Ellbogen einer
Dame
gestreift?
Captain
Hawkes
Geschmack
geht
doch in eine völlig andere Richtung.«
»Nicht ganz, mein Junge. Gewiß, das Piratenleben hat den Nachteil, daß man in der Auswahl gewisser Etablissements nicht allzu wählerisch sein darf. Und es ist schwer,
alte
Gewohnheiten
wieder
abzulegen.
Aber
mein Geschmack unterscheidet sich im Grunde nicht von deinem. Ob nun Herzogin oder Hure - sie muß n u r hübsch und willig sein. Und so lange ist es nun auch wieder nicht her, als daß ich die Eigenheiten der Herzogin vergessen hätte. Außerdem sind sie i n einer Hinsicht alle gleich, mein Junge - die Eifersucht macht sie zänkisch und unausstehlich.«
»Eifersucht?« murmelte Anthony verdutzt.
»Herrgott,
Mann,
darin
besteht
doch
das
Problem,
oder?«
»Daran habe ich nicht gedacht - aber jetzt, wo du's sagst. . . Ja, es könnte sein, daß sie deshalb so unvernünftig ist. Sie ist so wütend, daß sie nicht einmal darüber sprechen will.«
»Knighton
hatte
also
recht.«
James
lachte
schallend.
»Was ist nur aus deiner Finesse geworden? Du hast doch weiß Gott genügend Erfahrung in solchen Dingen, um zu wissen, wie m a n . . . «
»Hört, hört!« fiel Anthony ihm verärgert ins Wort.
»Hier spricht derselbe Mann, der erst vor wenigen Tagen einen
ordentlichen
Tritt
vors
Schienbein
einstecken
mußte. Was ist nur aus Hawkes Finesse geworden. . . «
»Halt die Klappe, Tony«, knurrte James. »Wenn du diesen Namen weiter so herumposaunst, ende ich noch am Galgen. Hawke ist tot. Vergiß das bitte nicht.«
Anthonys Laune besserte sich etwas, als er die finstere Miene seines Bruders sah. »Beruhige dich, alter Junge.
Diese Burschen hier haben doch von Tuten und Blasen keine Ahnung. Aber ich werd's mir merken. Nachdem du Hawke
offenbar abgemurkst
hast, sollten wir
ihn
wirklich in Frieden ruhen lassen. Aber du hattest es mir nie erzählt. Und was ist aus deinen anderen Piraten geworden?«
»Manche
sind
ihre
eigenen
Wege
gegangen.
Andere
haben wieder auf der ›Maiden Anne‹ angeheuert, obwohl sie jetzt unter neuer Flagge segelt. Sie warten sehnsüchtig darauf, daß die Reise losgeht.«
»Und wann wird das sein, wenn ich fragen darf?«
»Beruhige dich, alter Junge«, warf James ihm seine eigenen Worte an den Kopf. »Es macht mir soviel Spaß zu-zusehen, wie du dein Leben versaust, daß ich vorläufig noch nicht den Anker lichten kann.«
Kapitel 30
Es war fünf Uhr nachmittags, als George Amherst den beiden
Malory-Brüdern
vor
der
Sandsteinfassade
des
Hauses auf dem Piccadilly aus der Kutsche half. Sie waren wirklich auf seine Hilfe angewiesen. George lächelte; er schmunzelte die ganze Zeit, seit er im Klub auf die beiden Herren gestoßen war und vermittelnd in das tumult-artige
Geschehen
eingegriffen
hatte.
Er
mußte
einfach
grinsen, ob er wollte oder nicht. Noch nie hatte er Anthony so total betrunken erlebt. Und was James betraf, so war es äußerst komisch zu sehen, wie dieser normalerweise so schüchterne Malory sich über den Zustand seines Bruders fast totlachte, obwohl er selbst alles andere als nüchtern war.
»Das wird ihr gar nicht gefallen«, sagte James, während er einen Arm um Anthonys Schultern schlang, wodurch beide fast das Gleichgewicht verloren.
»Wem?« fragte Anthony herausfordernd.
»Deiner Frau.«
»Frau?«
George stützte Anthony hastig, als die Brüder taumelten, und steuerte mit ihnen auf die
Weitere Kostenlose Bücher