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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebeck
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Meer verscheuchte die Angst. Der Regen hörte allmählich auf und die ersten Sonnenstrahlen kamen hervor. Überall glitzerten die Tropfen wie Edelsteine.
    Endlich, es war fast eine halbe Stunde vergangen, hörte sie Geräusche, die langsam anschwollen. Zuerst dachte sie, es müssten Rauls Schritte sein, dann aber merkte sie, dass es Motorenlärm war.
    »Was war denn das? Hier können doch überhaupt keine Autos fahren?«, murmelte sie argwöhnisch.
    Vorsichtig lugte sie aus der Nische hinaus. Leider konnte sie von dort aus nur das Meer und die Klippen sehen. Alles was hinter, rechts und links von ihr vorging, konnte sie nicht sehen. Und von rechts her kam aber das Dröhnen.
    Sie wollte gerade den Kopf noch weiter aus ihrer Behausung heraus strecken, als sie jemand anbrüllte.
    »Zur Seite, Alisha! Ich bin´s!«
    Raul kam mit einem Hechtsprung angesaust und zog sie mit sich zurück in die Nische hinein.
    »Verdammt! Das war knapp.«
    Keuchend setzte er sich auf und lehnte sich an die verfallene Wand. Seinen Helm legte er auf die Kletterutensilien.
    »Was ist passiert? Was ist da draußen los? Haben sie uns entdeckt?«
    Fast wollte sie seine Antwort gar nicht hören.
    »Ich glaub nicht, dass sie mich gesehen haben und unterwegs hat mich auch keiner angehalten. Aber an den Klippen ist jetzt ganz schön was los.«
    »Was?« Alisha sah ihn entsetzt an.
    »Das musst du dir selbst anschauen. Wir müssen nur sehr vorsichtig sein, damit man uns nicht entdeckt.«
    »Meinst du, ich könnte mal vorsichtig um die Ecke herum lugen?«
    Raul nickte ihr nur zu. Langsam schob sie sich nach vorne und blickte zwischen mehreren Steinen hindurch nach rechts, die Küste entlang. Der Anblick verschlug ihr fast den Atem. Was sie in ungefähr fünfhundert Meter Entfernung sah, wirkte auf sie wie eine Militärübung: Drei in Tarnanzügen gekleidete Menschen standen am Klippenrand und schienen etwas darüber hinab zu lassen. Schräg über ihnen flog ein größerer Helikopter, an dem ein Seil herabhing. Das Ende konnte sie nicht sehen, weil es hinter dem Klippenrand verschwand. Der Hubschrauber schwebte so dicht über dem Felsenrand, dass das herabhängende Seil dagegen schlagen musste. In dem Fluggerät stand an einem geöffneten Eingang eine Person, die immerzu Anweisungen zu brüllen schien.
    »Gib mir bitte mal meinen Rucksack«, forderte sie Raul auf, dessen Kopf so dicht an ihrem war, dass sie seinen Atem spürte.
    »Wozu?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Ich hab´ einen Fotoapparat, der ein ganz brauchbares Teleobjektiv hat. Damit können wir mehr sehen.«
    Raul kramte eine Weile in den Taschen des Rucksacks, zog dann Alishas Kamera hervor und drückte sie ihr in die Hand. Mit leicht zittrigen Fingern zoomte sie die Szene am Klippenrand auf optimale Größe heran und konnte nun die Aktionen dort ganz genau beobachten. Sie sah, dass neben und hinter dem Piloten noch eine weitere, allerdings zivil gekleidete Person saß. Da sich der Himmel in den Helikopterscheiben spiegelte, konnte sie die Gestalten aber nicht genau erkennen.
    Als sie die Rauls Hand bemerkte, die neben ihr herumwedelte, drückte sie ihm den Fotoapparat in die Hand.
    »Da hängt ja einer an dem Seil, die aus dem Heli kommt«, erläuterte er das, was er sah und fuhr fast atemlos fort. »Jetzt scheint der Heli einige Meter weiter zu uns zu kommen. Die Gruppe auf dem Klippenrand folgt ihm und die Gestalt am Seil verschwindet wieder unter dem Klippenrand. Die Leute, die oben auf dem Rand stehen, sichern diese Person mit Seilen. Was geht denn da vor sich?«
    Alisha ahnte was dort gerade passierte. Hoffnung, aber auch Entsetzen machten sich in ihr breit.
    »Die haben die Höhle noch gar nicht gefunden, Raul«, hauchte sie ihm ins Ohr. »Die suchen noch. Sie haben von der falschen Seite angefangen zu suchen.«
    »Wieso von der falschen Seite?«
    »Hätten sie von der südöstlichen Seite der Dingli-Klippen und den Felsen im Meer begonnen, hätten sie die Höhle längst gefunden. Ich bin überzeugt davon, dass sie sich fast am südöstlichen Ende befindet. Darauf verwette ich meine Geige!«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich mich noch sehr gut an die Bootstour mit Axel erinnern kann.«
    Sie spürte, wie Raul bei diesen Worten zusammenzuckte. Es schien ihn zu stören, dass sie von ihrem Freund sprach. Komischerweise gefiel ihr seine Reaktion.
    Er sagte nichts mehr und sie schwieg ebenfalls gedankenverloren. Stundenlang beobachteten sie das emsige Treiben am Klippenrand.

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