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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebeck
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gehen.
    »Ich hätte vollstes Verständnis, wenn du nicht mit zu den Klippen kommst, um die Höhle zu suchen, Raul«, begann sie, das lähmende Schweigen zu durchbrechen. »Ich bring dich doch nur in Gefahr. Noch weiß niemand, dass ich bei dir war, und ich werd´ auch nichts sagen, sollten sie mich erwischen.«
    Rauls Kopf fuhr hoch – er wurde rot.
    »Was denkst du denn von mir? Meinst du, ich lass dich jetzt im Stich?«
    Diese hastigen, heftigen Worte taten ihr gut. Sie hätte ihn am liebsten umarmt.
    »Ich mein ja nur«, murmelte sie, »die Gefahr, deine Arbeit, deine Familie und so.«
    »Hoffentlich ändert er seine Meinung nicht«, dachte sie, ihren Blick intensiv auf den Tisch richtend.
    »Ich hab´ die nächsten Tage keine Arbeit, meine Familie ist es gewohnt, wenn ich mich tagelang nicht melde– und die Gefahr ist für dich alleine viel zu groß«, wischte er ihre Worte weg. »Worüber ich mir im Augenblick Gedanken mache, ist, wie wir am sichersten zu den Klippen kommen.«
    »Wieso? Wir laufen hin.«
    Sie verstand seine Bedenken nicht.
    »Wenn schon solch ein Artikel über dich in der Zeitung steht, dann könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, dass überall Polizeikontrollen aufgebaut wurden.«
    Richtig, das hatte sie nicht bedacht.
    »Deshalb schlage ich vor«, fuhr er fort, »dass du deine Augenbrauen ganz dunkel schminkst und etwas Rouge auf deine Wangen aufträgst. Die Haare solltest du unter einem Tuch verbergen. Sie sind für eine Einheimische nicht dunkel genug. Deine Geige lassen wir hier und deinen Rucksack kannst du unter deiner Jacke verbergen. Wir fahren mit meinem Roller und versuchen zu den Klippen zu kommen. Los geht´s, mach dich fertig.«
    Sie hatte keine bessere Idee. Also gehorchte sie.
    Raul packte noch reichlich Verpflegung in seinen Rucksack und eine halbe Stunde später schlichen sie aus der Wohnung. Sie war heilfroh, als sie hinter ihm auf dem Roller saß und war sich ziemlich sicher, dass sie niemandem aufgefallen waren.

- 8 -
    Obwohl es immer noch windig feucht war, fühlte sich Alisha gut, als sie hinter Raul auf dem Roller saß. Sie hatte seine Taille umfasst und ihren Kopf gegen seinen Rücken gepresst. Der Rücken war so breit und muskulös, wie der von Jens. Vorsichtig lugte sie an seiner Schulter vorbei nach vorne und sah, wie Raul kurz vor dem Busbahnhof in eine kleine Seitenstraße abbog. Den Grund sah sie auch: Ein Polizeiwagen stand neben mehreren Bussen postiert und uniformierte Beamte schienen Passagiere und Passanten zu überprüfen. Schnell versteckte sie ihren Kopf wieder hinter Rauls Rücken.
    »Verdammt!«
    Mehr brachte sie nicht heraus.
    »Halt dich gut fest«, brüllte ihr Raul über seine Schulter zu, »ich fahr´ über einige Feldwege bis hinter Dingli. Von dort aus müssen wir dann den Rest laufen.«
    Sie nickte nur, obwohl sie wusste, dass Raul diese Bestätigung gar nicht sehen konnte. »Verdammte Schergen«, murmelte sie und Tränen schossen ihr in die Augen. Sie hasste sich in diesem Moment für ihre Angst und Schwäche.
    Nach einer halben Stunde hatten sie Dingli durchquert und fuhren direkt auf die kleine, einsame Kirche zu, die unmittelbar am Rand der Dingliklippen stand. Der Wind blies mit ungewohnter Stärke an dieser Stelle, so dass man aufpassen musste, nicht den Halt zu verlieren und in die Tiefe gerissen zu werden. Ohne anzuhalten bog Raul nach links ab und folgte der löchrigen, schmalen Küstenstraße noch fast drei Kilometer. Dort hielt er an und gab Alisha ein Zeichen, abzusteigen. Nachdem sie seiner Anweisung gefolgt war, stieg auch er ab, nahm seinen Helm, eine Version einer leichten Halbschale, ab und schob den Roller durch eine schmale Lücke in dem Steinwall, der entlang der Küstenstraße aufgebaut worden war. Mit einem leichten Ächzen verbarg er den Roller unter einem vertrockneten Busch, der unmittelbar hinter der Mauer wuchs. Dadurch war der Roller von der Straßenseite aus nicht mehr und von der Küstenseite her kaum noch zu sehen.
    »Gib mir deinen Helm«, bat er und hielt ihr auffordernd die Hand entgegen. »Ich versteck ihn an einer anderen Stelle, damit, wenn meine Maschine zufällig entdeckt werden sollte, nicht jeder Depp gleich drei und drei zusammenzählen kann.«
    Wortlos gab sie ihm das Gewünschte und bewunderte seine Umsicht. Sie sah, wie er den Helm hinter einem anderen Busch verschwinden ließ.
    Dabei schaute sie sich um und erkannte die Umgebung wieder. Zu dem Versteck würden sie mindestens zehn Minuten laufen

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