Maltas Geheimnis
sich fast gedacht. Obwohl sie immer noch das Bedürfnis hatte Axels Namen zu rufen, ging sie schweigend weiter.
Der Gang schien endlos zu sein. Sie waren bereits mehr als eine halbe Stunde unterwegs und immer noch war kein Ende in Sicht.
»Hast du eine Ahnung, in welche Richtung dieser Gang führt?«, fragte Alisha etwas unsicher.
»Landeinwärts, aber wohin kann ich nicht sagen.«
Na das hatte sie auch selbst gewusst. Würde der Gang in Richtung Meer führen, dann stünde er vermutlich schon unter Wasser.
Stumm ging sie weiter.
Bei jeder Biegung dachte sie, nun das Ende des Gangs erreicht zu haben, doch dahinter befanden sich jeweils nur weitere kleine Hohlräume. Sie hatte inzwischen, speziell an den feuchten Stellen, Abdrücke von Schuhen entdeckt, die eindeutig das Profil neuzeitlicher Kletterschuhe hatten. Also mussten Axel und Jens hier entlanggekommen sein – dies ließ ihr Herz schneller schlagen und sie beschleunigte ihre Schritte.
Nachdem sie einen größeren Torbogen durchschritten hatten, erreichten sie endlich das Ende des Ganges, so schien es jedenfalls. Sie kamen in einen bedeutend größeren, annähernd quadratischen Raum, der ungefähr zehn Meter lang war. Er war hoch, fast unendlich hoch. Nach oben hin wurde sie immer schmaler, sodass man nicht ausmachen konnte, wo sie dort endete.
Alisha starrte mit offenem Mund nach oben, den Kopf in den Nacken gelegt. Neben ihr tat es ihr Raul gleich. Dieser Raum schien eine Sackgasse zu sein, da es außer der Öffnung, durch die sie selbst getreten waren, keine weitere Möglichkeit gab, wieder aus ihr herauszukommen. Ein weiterer Wagen, baugleich dem, den sie im ersten Raum gefunden hatten, stand an der gegenüberliegenden Wand. Der Boden war trocken und bis auf einige Geröllstücke sogar ziemlich sauber. Spinnweben gab es nur in den Ecken und die waren nicht sehr groß.
Alisha seufzte. «Und wie kommen wir jetzt weiter? Gibt es hier irgendwo eine versteckte Tür, wie in diesen Abenteuerfilmen oder was?«
Raul stand neben ihr, seinen Scheinwerfer nach oben gerichtet.
»Leuchte mal nach oben«, forderte er Alisha auf.
»Wozu?«
Sie wusste, dass das eine überflüssige Frage war, also richtete auch sie ihren Helmscheinwerfer nach oben. Dann sah sie, was Raul meinte. Nur undeutlich, da das Ziel der Scheinwerfer in gut zwanzig Metern Höhe lag, war ein dunkler, massiver Balken zu erkennen, der quer durch den Felsendom verlief. Über dem Balken schien er sich immer stärker zu verjüngen, bis er einige Meter höher in eine Spitze auslief.
Raul ließ den Lichtstrahl in Höhe des Balkens zu den Felswänden gleiten, so als würde er etwas Bestimmtes suchen. Plötzlich hielt er inne »Hey, ich glaube da oben geht´s weiter. Ist ja irre! Ich glaube, die damaligen Bewohner haben hier die Waren von den Wagen genommen«, er wies auf den Karren, der an der Höhlenwand lehnte, »und haben sie dann mit einer Zugvorrichtung nach oben gezogen. Die Menschen müssen mit so einer Art antikem Lasten- und Personenfahrstuhl nach dort oben gelangt sein. Ich schätze, als sie herausgefunden haben, dass der Zugang an den Dingli-Klippen dauerhaft verschüttet ist, haben sie alles nach oben geschafft und den Gang aufgegeben.«
Alisha sah sich in der Höhle um. Rauls Theorie konnte stimmen. Die einstigen Bewohner hatten sogar die Fackeln mitgenommen. Nur die verschütteten Toten hatten sie nicht finden können, sonst hätten sie bestimmt auch diese geborgen.
»Schön. Aber wo sind dann Axel und Jens? Du willst mir doch nicht erzählen, dass sie jetzt dort oben sind? Wie sollen sie denn bitteschön da rauf gekommen sein?«
Raul nickte bedächtig. »Das ist eine gute Frage. Sie könnten theoretisch ein Seil über den Balken geworfen haben und sind dann nach oben geklettert.«
»Das glaubst du doch selbst nicht?«, platzte es sofort aus ihr heraus.
»Man könnte vielleicht einen kleinen Stein so hoch werfen, aber doch kein Seil.«
Ohne zu antworten, hob Raul ein handliches Felsstückchen auf und warf es mit einer ausladenden Armbewegung zu dem Balken hoch. Er kam noch nicht einmal in die Nähe und fiel klappernd ein paar Meter weiter zu Boden.
»Verdammt, und ich war im Weitwerfen doch immer einer der Besten in der Schule«, brummte Raul.
»Du hast Recht, Alisha. So geht´s nicht. Und trotzdem müssen die Beiden irgendwie dort hinauf gekommen sein. Aber wie?«. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und sah sich suchend in der Höhle um.
Alisha schaute sich die Wand von
Weitere Kostenlose Bücher