Maltas Geheimnis
seinen Worten war sie leicht zusammengezuckt, so versunken war sie in den Anblick des Raumes gewesen. Langsam ging er hinüber zu dem Tisch, hob kurz den Leuchter an und stellte ihn sofort wieder zurück.
»Hier scheint es sich um einen unterirdischen Wohnkomplex zu handeln. Ich schätze, dass sich hier überall solche Räume befinden. Auch Küchen und Lagerräume müsste es irgendwo geben.«
»Und Sanitärräume«, ergänzte Alisha seine Ausführungen und musste grinsen. »Die Bewohner müssen sich doch irgendwo gewaschen und erleichtert haben.«
Raul grinste. »Was mich allerdings mehr interessieren würde: Wer waren diese Bewohner und wieso versteckten sie sich in diesem Felsenlabyrinth? Dann irritiert mich der Marmor hier unten. Wie kommt der hierher?«
»Mich würde mehr interessieren, wo Axel und Jens sind«, dachte Alisha bei sich und drehte sich, ohne zu antworten, um. Raul benahm sich wie ein Kind in einem Spielzeugladen, dass mit leuchtenden Augen alles anfassen und kommentieren musste.
Langsam gingen sie weiter.
In jeden Raum, der von dem Saal abging, warfen sie einen kurzen Blick. Es handelte sich ausschließlich um Wohn- und Lagerräume und sie bargen keine Überraschungen mehr. Trotzdem zündeten sie auch dort noch die Fackeln an, die in den Halterungen an der Wand steckten.
»Nimmt uns das nicht zu viel Sauerstoff zum Atmen weg und verqualmt uns die Luft?«, fragte Alisha während sie eine weitere Fackel entzündete.
»Nein, mit Sicherheit nicht. Die Nutzer dieser Anlage müssen genau gewusst haben, dass der Luftaustausch hier unten funktionieren würde, sonst hätten sie Derartiges nicht gebaut. Wir schlagen jetzt gerade zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen bekommen wir einen perfekten Überblick über die Anlage, zum anderen können unsere Verfolger ihre Wärmemessgeräte wegwerfen. Die nutzen ihnen nun nichts mehr. Zuviel Wärme überall, um uns noch aufspüren zu können.«
Schon der erste Grund war für Alisha ausreichend, der zweite wäre ihr nie in den Sinn gekommen.
»Ich hab´ inzwischen hier im Saal und in den Nebenräumen fast zwei Dutzend Tote gezählt – und alle müssen ausgewachsene Männer gewesen sein – und genau das versteh´ ich nicht. Das macht einfach keinen Sinn.«
Alisha sah ihn fragend an.
»Nach welchem Sinn suchst du eigentlich? Ich dachte wir suchen nach Axel und Jens?«
Als er sie ansah, wirkte er fast als hätte er die beiden komplett vergessen. Sogar ein leichter Widerwillen war in seinen Augen zu sehen. Es war nur eine kleine Sekunde gewesen, aber Alisha fröstelte plötzlich. Was, wenn sie nun verschiedene Ziele verfolgten? War er vielleicht besessen von diesem Schatz?
Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. Ein schon fast väterliches Lächeln nahm sein Gesicht ein, als er antwortete »Natürlich suchen wir deine Freunde vorrangig, Alisha. Trotzdem ist es merkwürdig, dass wir bisher keine Frauen und Kinder gefunden haben. Was mich auch wundert ist die Tatsache, dass die Kleidung nur noch in Faseransätzen vorhanden ist.«
»Ich glaub das ist eigentlich gar nicht so verwunderlich, Raul. Die noch lebendigen Bewohner des Höhlenlabyrinths werden sich, um zu überleben, darüber her gemacht haben.«, Raul sah sie schockiert an, »Nein, ich meine natürlich die Insekten und Spinnen. Immerhin waren die meisten Kleidungsstücke aus Stoff. Für Kleinstlebewesen muss das eine kleine Malzeit gewesen sein.«
Raul sah sich suchend um. »Weißt du was noch komisch ist? Ich hab´ noch keinen Helm oder irgendeine Panzerung entdecken können. Um 1693 herum wurden die aber, gerade von Männern, sehr oft getragen.«
»Das bedeutet doch nur, dass sich die Personen hier unten nicht bedroht gefühlt haben, oder?«, erwiderte Alisha.
Raul schien mit dieser Erklärung nicht zufrieden zu sein. Alisha verdrehte die Augen. Da sie Raul aber nicht unnötig verstimmen wollte, schlug sie vor, weiterzusuchen.
Das Gesicht wie eine Zitrone verzogen, forderte er sie auf, weitere Fackeln aufzuheben und mitzunehmen. Immer mehr Fackeln in den Nebenräumen anzündend näherten sie sich dem Ende des lang gestreckten Saales. Dort wartete jedoch eine weitere Überraschung auf sie.
Anstatt einer weiteren Tür führte eine breite Treppe, deren Stufen ebenfalls aus feinstem Marmor bestanden, nach oben.
Raul, der bereits die ersten Stufen erklommen hatte drehte sich fordernd zu ihr um. Sie folgte ihm, zu erschöpft um zu protestieren.
Nach gefühlten hundert Stufen hatte Alisha das
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