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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebeck
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und langen Schlaf, hätte die Zeit nicht ihre Körper verändert.
    Raul näherte sich dieser morbiden Anordnung und hielt seine Fackel dicht darüber. Alisha trat ebenfalls näher und hatte plötzlich das Gefühl, würgen zu müssen. Ein säuerlicher Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Schnell schloss sie die Augen und atmete mehrmals tief durch. Es tat ihr gut, als sie Rauls raue Hände auf ihrer Schulter spürte, die sie leicht drückten. Sie neigte leicht den Kopf zur Seite.
    Als sie wieder ihre Augen öffnete, musterte sie die Skelette genauer, ohne sagen zu können, wonach sie eigentlich Ausschau hielt.
    »Wieso liegen die hier?«, rätselte sie, leise nuschelnd. »Hier ist doch alles noch intakt. Kein Höhleneinsturz. Nach einer Ermordung oder Hinrichtung sieht es auch nicht aus. Also woran sind sie gestorben?«
    »Wenn das zutrifft, was ich vermute, dann sind diese Menschen schlicht und ergreifend vor über 300 Jahren verhungert. Nicht verdurstet, Wasser hatten sie genug. Sie sind verhungert. Für die wenigen in solchen Höhlen überlebensfähigen Insekten, Krebstiere und Spinnen dürften sie allerdings eine langfristige Ernährungsquelle gewesen sein.«
    Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Wieso verhungert? Und wieder schien Raul ihre Frage zu ahnen »Deine Vermutung, dass ein Erdbeben den Zugang an den Klippen verschüttet hat, lässt sich noch erweitern. Das Erdbeben hat sämtliche Zugänge zu diesem Höhlensystem verschlossen, und damit auch alle Ausgänge. Dauerhaft und nachhaltig verschlossen. Die Menschen, die sich hier drin aufgehalten haben, sind dann wohl, als sie nichts mehr zu essen hatten, verhungerten.«
    »Mein Gott, das ist ja grausam«, ging es Alisha durch den Kopf, »und genau das kann auch Axel und Jens passieren, wenn sie sich verirrt haben und wir sie nicht bald finden.«
    Dieser Gedanke trieb ihr Tränen in die Augen. Und Panik stieg in ihr hoch. Schnell schloss sie die Augen. Sie stellte sich vor, wie ihr Axel auf dem Boden lag und von Insekten und Spinnen ganz langsam aufgefressen wurde. Sie presste die Augen zusammen. Diese Reise war ein Horrortrip. Das alles konnte nicht wahr sein. Hoffentlich wachte sie bald wieder auf.
    Als sie die Augen wieder öffnete, stand sie immer noch in der Höhle. Um sie herum die Skelette, die sie aus augenlosen Höhlen anstarrten. Es war kein Traum.
    * * *
    »Also ich denke nicht, dass wir Zeit haben, um zu verhungern«, meldete sich Alisha nach einigen Minuten des Schweigens. Sie blickte zurück zu dem Gang, aus dem sie gekommen waren. »Vorher werden uns vermutlich die Verrückten da draußen umbringen.«
    »Die Waffen und der Schmuck müssen ein Vermögen wert sein! Die sind teilweise uralt aber noch gut erhalten«, unterbrach sie Raul.
    Sie sah, wie er die Spinnweben achtlos wegwischte und einige Gegenstände, die zwischen den Knochen lagen, herausklaubte und intensiv zu betrachten begann.
    »Wow! Das hier ist ein Gürtelschloss aus purem Gold, besetzt mit Edelsteinen und in einer Machart, wie sie vor ungefähr 1000 Jahren im Orient üblich war. Ein sensationeller Fund, Alisha. Sensationell.«
    Raul lachte leise und begann weiter zwischen den Toten herumzuwühlen, um einen Gegenstand nach dem anderen hochzunehmen und genau zu betrachten. Alisha schnaubte. Wie konnte er sich denn jetzt mit solchen Nichtigkeiten beschäftigen? Sie hatte eine Todesangst und wünschte sich nichts sehnsüchtiger, als Axel und Jens zu finden, wieder aus der Höhle herauszukommen und von der Insel zu verschwinden. Und Raul befingerte hier irgendwelchen Goldkram. Das war doch jetzt so unwichtig. Sollten sich doch ihre Verfolger daran erfreuen und daran ersticken.
    »Alle haben scheinbar genauso einen Ring, wie Axel und Jens ihn gefunden hat. Bis auf die Ringe und die Gürtelschnalle lassen wir alles hier liegen. Vielleicht hält das die Anderen etwas auf… Aber jetzt müssen wir weiter, sonst werde ich das keinem mehr erzählen können. Komm Alisha!«
    Er steckte die Ringe und die Gürtelschnalle ein und half ihr beim Aufstehen. Sie war verwirrt. Einen Moment hatte sie den Eindruck gehabt, dass ihm diese Entdeckung mehr bedeutete als alles andere auf der Welt. Sein Blick war gierig und wie im Wahn. Aber nun kam sie zu dem Schluss, dass es wohl nur die Neugierde eines angehenden Archäologen war.
    »Und wo lang jetzt?«, wollte Alisha wissen. Es gab immerhin sechs Möglichkeiten.
    Statt eine Antwort zu geben, ging er zu der Tür, die dem Gang, aus dem sie

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