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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebeck
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hinten müsste der Gang weiterführen. So war es zumindest in dem Saal weiter unten, der mit diesem hier fast identisch ist. Schade, dass er verschüttet ist.«, machte Raul ihr seine Gedanken deutlich.
    Alisha sah sich suchend um. Fast hatte sie schon damit gerechnet, auch hier Skelette zu finden.
    Auch Raul betrachtete die Wände des Saales genau. Dann wanderte sein Blick hinauf zur Decke.
    »Irgendwie lässt mich die Frage nicht los, was es mit dem Reichtum, mit dem jeder Tote und die Räume unten ausgestattet waren auf sich hat. Neunarmige Leuchter aus purem Gold. Unzählige Sterne an der Decke, auch aus Gold. Hier über uns auch schon wieder. Ein Reichtum der nicht nur vor 1693 als extrem feudal zu bezeichnen war. Aber woher stammt er? Und wieder die Frage: ‚Warum haben wir ausschließlich männliche Tote gefunden? Und wer waren die Menschen, die diesen Reichtum besaßen?’ So eine Anhäufung von Reichtümern bleibt doch nicht unbemerkt. Ich hab´ allerdings noch nichts davon gehört, dass die Malteser derartig reich gewesen sind. Im Gegenteil: Sie mussten sich teilweise Geld weltweit erbetteln, um die Festungen und Kirchen zu erbauen und die Schäden nach dem Erdbeben von 1693 zu beseitigen.«
    Alisha schnaubte. So langsam hielt sie es nicht mehr aus. Raul erkannte einfach den Ernst der Lage nicht. Sie befanden sich doch hier nicht in irgendeinem Museum! Axel und Jens schwebten vielleicht in Lebensgefahr oder waren sogar schon tot und er schwafelte hier was von Maltesern und Schätzen. Wieder musste sie daran denken, wie seine Augen im flackernden Licht der Fackeln gestrahlt hatten, als er sich die Gürtelschnalle und den Neunstern angeschaut hatte.
    Wieder stieg die Panik in ihr hoch und sie musste ein paar Mal schlucken. Nur die Ruhe bewahren, Alisha!
    Sie würde sich auf ihn verlassen müssen, auf Gedeih und Verderb. Der Gedanke an die vergangene Nacht kam in ihr hoch und sie ekelte sich vor sich selbst. Wie hatte sie nur so weit gehen können? Das war ein großer Fehler gewesen.
    Während sie verbittert ihren Gedanken nachhing, hatte sie nicht bemerkt, dass Raul inzwischen zu der Doppeltür auf der linken Seite gegangen war, die dem eingestürzten Teil des Saales am nächsten lag. Schnell näherte sie sich ihm wieder. Es schüttelte sie vor Angst, plötzlich allein in der Halle zu stehen. Sie fühlte sich irgendwie beobachtet und leise Schauer jagten ihren Rücken hinab.
    Mit aufgeblähten Wangen versuchte Raul gerade einen Flügel der Tür zu öffnen.
    »Hilf mir doch mal, Alisha«, presste er hervor, »diese Tür muss schon ewig nicht mehr bewegt worden sein. Die scheint eingerostet zu sein.«
    »Wozu wollen wir sie denn dann öffnen? Dann können doch auch Axel und Jens nicht durch diese Tür gegangen sein«, dachte sich Alisha, wollte sich aber nicht wieder irgendeinen altklugen Kommentar anhören müssen und zog deshalb so gut sie konnte an dem wuchtigen Griff.
    Ganz langsam begann sich der Flügel zu bewegen. Quietschend und schabend. Als er sich etwa einen halben Meter bewegt hatte und einen Spalt freigab, der ausreichte, um sich hindurch zu quetschen, hörten sie auf zu ziehen.
    Ein muffiger Geruch strömte ihnen entgegen. Alisha drohte übel zu werden. Sie sah, wie Raul mit zittriger Hand eine Fackel durch den Spalt hielt und versuchte, einen Blick in den Raum dahinter zu werfen.
    Sie sah Raul im Seitenprofil, und wie sich sein Mund und seine Augen weit zu öffnen begannen. Sie glaubte fast zu erkennen, wie sich seine Nackenhaare sträubten und er leicht schauderte.
    Der abgestandene, leicht süßliche Geruch war ekelhaft. »Wie in einer Gruft«, dachte Alisha, als Raul sie plötzlich zur Seite stieß und begann mit aller Kraft die schwere Tür wieder zuzudrücken. Heftig atmend blieb er mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt stehen, nachdem er sie wieder geschlossen hatte.
    »Oh mein Gott! Das war… «, er würgte, »da drinnen liegen mindestens 100 Tote.«
    Damit hatte Alisha nicht gerechnet. Sie keuchte.
    »Ein Massengrab?«
    »Nicht im Sinne dieses Wortes. Hinter dieser Tür verbirgt sich eine reich ausgestattete Kapelle. Ich würde sagen, dass sich in diesen Raum die meisten Eingeschlossenen zum Sterben zurückgezogen haben. Sogar quer über dem Altar liegt ein Skelett. Vor einem riesigen Kreuz sitzt ebenfalls ein Verendeter. In den Bänken sind sie teilweise übereinander gefallen. Ein schrecklicher Anblick.«
    Bisher hatte sie Raul für absolut cool und unerschütterlich gehalten. Die

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