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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebeck
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Gefühl, dass ihre Beine nicht mehr existierten. Wie um zu prüfen, dass dem nicht so war, sah sie an sich herab.
    Neben sich keuchte Raul schwer atmend »99 Stufen. Das bedeutet, dass wir jetzt ungefähr 15 Meter höher sind. Und es war der einzige Weg, der aus dem Saal hinausführte. Alles andere waren Wohnräume. Axel und Jens sind auch hier entlanggekommen.«
    «Meinst du?«, auch wenn Rauls besserwisserische Art ihr langsam auf die Nerven ging und sie kaum noch zuhörte, wurde Alisha bei der Erwähnung der beiden Männer hellhörig.
    »Wie kommst du darauf?«, wollte sie wissen.
    »Weil deine Helden einen der wichtigsten Grundsätze der Höhlenforscher verletzt haben: ,Wirf nie etwas weg. Verlass die Höhle so, wie du sie betreten hast.’ Hier aber liegt achtlos weggeworfen die Verpackung eines Schokoriegels.«
    Sie sah, wie sich Raul kurz bückte und knisternd ein Stück Papier aufhob und es ihr vor die Nase hielt. Sie fühlte sich ein bisschen wie bei einer dieser Krimiserien, bei denen ein sonnenbebrillter Detective ein wichtiges Indiz unter einem Sofa entdeckt. Jetzt hätte nur noch ein triumphierendes »Aaaha!« gefehlt. Leider musste sie aber zugeben, dass es sich bei dem Schokoriegel wirklich um jene Sorte handelte, die sie so manches Mal bei Jens gesehen hatte. Sie waren also auf der richtigen Spur. Erleichterung keimte in ihr auf. Vielleicht gab es hier oben einen Ausgang und die Beiden befanden sich längst im Hotel. Aber wenn das stimmte, dann hätten sie doch schon vor Tagen dort erscheinen müssen – dann hätten die Bewohner vor über 300 Jahren den Ausgang erst recht entdeckt.
    Alishas Magen knurrte laut. Als sie den feinen Duft nach Schokolade roch, den die weggeworfene Verpackung verströmte, konnte sie nur noch ans Essen denken.
    Ganz automatisch warf sie zum ersten Mal einen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte erstaunt fest, dass sie schon seit fast fünfzehn Stunden auf den Beinen waren. Die Zeit war vergangen wie im Flug. Wie weit waren sie wohl inzwischen in das Höhlenlabyrinth eingedrungen sein? Wie tief konnten solche Höhlensysteme sein?
    Sie fragte kurz entschlossen Raul. Der wusste so etwas bestimmt.
    Die Antwort kam prompt, so als hätte er diese Fragen längst erwartet »Höhlensysteme können zig Kilometer lang sein. Ich schätze, wir sind mindestens sechs bis sieben Kilometer tiefer ins Landesinnere vorgedrungen. Aber wo wir sind, weiß ich nicht genau– obwohl ich das Gefühl habe, es wissen zu müssen. Schließlich sind Höhlen ja mein Spezialgebiet.«
    Was sollte denn dieser Spruch?, dachte Alisha. Wollte er sich wichtigmachen? Bei dem Zickzackkurs im Dunklen, den sie hinter sich hatten, konnte doch niemand sagen, wo sie wirklich waren.
    Sie sah Raul nur mit der Hand winken und weitergehen. Nachdenklich folgte sie ihm. Sie musste wieder an den Schokoriegel von Jens denken und fühlte wie sich ihr Magen abermals meldete. Sie nahm beim Gehen den Rucksack ab und holte ein, inzwischen vertrocknetes Brötchen heraus. Als sie hinein biss und noch einen kräftigen Schluck aus ihrer Wasserflasche nahm, meinte sie, noch nie etwas Köstlicheres zu sich genommen zu haben. Sie bewunderte Raul dafür, dass er immer noch nichts aß – oder hatte sie es nur nicht mitbekommen?
    Der Höhlenraum, in dem sie sich jetzt befanden, war wiederum sehr lang gestreckt und schien früher eher als breiter Gang gedient zu haben. Die Decke war naturbelassen und nur die Wände waren teilweise durch Mauern gestützt. Der Boden bestand allerdings immer noch aus feinstem hellbraunen Marmor und war nur an wenigen Stellen nicht mehr ganz eben.
    Eine ganze Weile später ging es erneut eine Treppe nach oben. Wieder waren es 99 Stufen. Sie stutzte – schon wieder die »Neun.« Die Stufenhöhe erschien ihr allerdings geringer als bei der Treppe zuvor.
    Oben angekommen, standen sie in einem Saal, der dem vorherigen, viel weiter unten, in nichts nachstand. Allerdings war dieser Raum etwas niedriger und es gab nur drei Doppeltüren, die gewaltige Ausmaße hatten. Sie waren prächtig und erinnerten sie an Kathedralentüren. Und es gab keinerlei Möbel. Der Raum war, so weit das Licht der Fackel reichte, komplett leer.
    Fast schon routiniert zündeten sie Fackeln an und steckten sie in Halterungen. Als der Raum allmählich mit Licht durchflutet wurde, sahen sie den entscheidenden Unterschied zu dem unteren Saal: Der gesamte hintere Bereich war eingedrückt und offensichtlich verschüttet.
    »Hm, ich denke dort

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