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Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Mamas, deren Partner zu den sechs Prozent gehören, die ein Jahr Elternzeit in Anspruch nehmen, möchte ich ans Herz legen: Lobt sie und sorgt dafür, dass sie beim Fußball oder bei Partys so vielen ihrer Kumpels wie möglich davon erzählen, wie toll es doch ist, Klein-Emilie beim Großwerden zuzusehen. Meine Freundin Dani hat sich die Elternzeit zum Beispiel mit ihrem Freund geteilt. Beide arbeiten im selben Büro, für dieselbe Firma. Beide nahmen sechs Monate Elternzeit. Sie die ersten sechs Monate, er die bis zum ersten Geburtstag von Leni.
    »Es ist so lustig«, erzählte sie mir. »Neulich war ich mit ihr mit dem Buggy unterwegs, und als er später dazu kam, schimpfte er, dass sie keine Mütze anhat. Ist doch eigentlich ein Mama-Ding.«
    Der Hamburger Journalist Tillmann Bendikowski schrieb sogar ein Buch mit dem Titel »Allein unter Müttern« über seine Erfahrungen als Vollzeit-Vater von drei Jungs, und wie er an sich selbst irgendwann Mutter-Züge feststellte.
    In einem Baby-Massage-Kurs kommt es gleich am Anfang seines Buches zum Eklat mit der Kursleiterin. Diese attestiert: »Das Kind braucht eine Mutter«, und Bendikowski erwidert: »Ich bin die Mutter.«
    Herrlich, so geht es also auch!
    Und wenn es gar nicht möglich ist, den Mann zu einer längeren Elternzeit zu überreden, dann muss man eben auf eine andere Art der Fremdbetreuung zurückgreifen: Die Kita.
    Spätestens ab 1. August 2013 hat jede Familie mit einem Kind ab dem 1. Lebensjahr einen Anspruch darauf.
    Doch was heißt das praktisch? Dass ich zum Anwalt rennen und meinen Bezirk, meine Ortschaft oder meine Stadt verklagen muss, wenn dem nicht so ist? Ich bin da nach wie vor skeptisch …
    Von Freundinnen habe ich mir erzählen lassen, dass die Situation um die Kita-Platz-Knappheit allerorts gleich ist. Also in München, Hamburg, Köln oder auch im Bergischen Land auf dem Dorf. Man rutscht irgendwo rein, weil gerade ein Platz frei geworden ist, ansonsten geht es ab auf die Warteliste. In Berlin lebte ich 2012 mit Maxime in einer der größten Kita-Wüsten Deutschlands. Auf der Warteliste bei der Kita bei mir um die Ecke in Prenzlauer Berg standen damals 150 Namen. Überall an den Kitas hingen in den Fenstern Schilder mit der Aufschrift: »Keine Plätze für 2012«, die an den Tonfall der Hinweise »Wir haben Scharlach« erinnerten, als würden sie den ständigen Ansturm panischer Eltern befürchten und abwenden wollen.
    Das Problem hat sich längst rumgesprochen. Einmal sprach mich sogar ein Fernsehteam eines großenöffentlichrechtlichen Senders an, ob ich als junge Mutter hier im Kiez nicht vor der Kamera über die Missstände reden wolle. Journalisten-Kollegen riefen mich diskret an, ob ich auch mal an einem dieser sagenumwobenen Kita-Castings teilgenommen hätte, die durch die Zeitungsredaktionen der Stadt wie eine urbane Legende geisterten. Dabei ging es darum, dass kleine elitär angehauchte Elterninitiativen oder eben private Kitas Eltern zu einem sogenannten Kennenlern-Treffen einladen sollten, die allerdings nur getarnte Vorstellungsgespräche für die Eltern und das Kind waren.
    Gab oder gibt es so was wirklich? Nun, sehr verklausuliert: Ja!
    Da wir im angeblich kinderreichsten Kiez Deutschlands leben, hatte ich mich als Zweckpessimist schon auf Schwierigkeiten eingestellt.
    Mit dem nicht einmal zwei Monate alten Maxime auf meinem Schoß rief ich pro Tag mindestens 20 Kitas an und schrieb dieselbe Anzahl an E-Mails. Ich war noch fröhlich und optimistisch. Das konnte doch nicht so schwer sein. Doch mit jedem Anruf wurde mein Gesicht länger.
    »Warteliste. Nichts vor 2014. Ich will Ihnen da keine Hoffnung machen.«
    »Nur noch für Geschwisterkinder.« Nach einem Tag war ich gereizt. Jetzt wusste ich, wie sich Telefonverkäufer fühlen. Aber es musste ja auch nicht Prenzlauer Berg sein, versuchte ich mich zu trösten. Ich konnte ja morgens auch ein bisschen fahren. Also telefonierte ich die Kitas in Wedding und Mitte durch. Und tatsächlich: Von geschätzten zehn Anrufen endeten vier mit einer Terminvereinbarung.
    Eine städtische Kita in Mitte gefiel mir besonders gut.Zur Besichtigung stand ich zwischen 30 Mamis in Winterjacken mit Babys in einem viel zu heißen Raum.
    »Wie viele Plätze gibt es denn eigentlich«, fragte eine aus unserer Gruppe die Kita-Leiterin.
    »Na, keine. Aber wir sind verpflichtet, diese Führungen zu machen.«
    Plötzlich stand allen inklusive mir der Mund offen. Was für eine Zeitverschwendung. Hätte man

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