Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
tanzen und die Schritte und Figuren mit Ausdruck und Leidenschaft füllen. Sie hatte Feuer gefangen und wurde mit gerade mal 19 Jahren Profitänzerin. Doch nach zwei Jahren als Leistungssportlerin zog ihr Tanzpartner in eine andere Stadt und Günes sattelte um. Sie studierte BWL und Marketing, lernte Spanisch in Sevilla und ging nach New York. Durch mehrere Nebenjobs schaffte sie es, sich ihr Studium selbst zu finanzieren. Nicht verwunderlich also, dass sie als Thema ihrer Diplomarbeit für den Master-Abschluss an der New Yorker Universität NYU Die Motivation von dezentral arbeitenden Menschen wählte.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland zog sie erst mal zu ihrem Verlobten in das 20 000-Seelen-Städtchen Mühldorf am Inn und arbeitete für einen deutschlandweiten Online-Vermarkter. Dort lernte sie über mehrere Jahre das Handwerk, von dem sie als Projektleiterin von mamikreisel , noch heute profitiert. Sie kümmerte sich um die Anwerbung von neuen Kunden und Werbepartnern, um Online-Marketing oder auch den Aufbau einer Online-Gemeinschaft in Foren oder auf Internetbörsen.
Mit 29 Jahren wurde Günes dann das erste Mal schwanger, ihr Sohn Matteo ist heute drei Jahre alt. Zwei Jahre später folgte Malik. Wie viele Mütter stand auch Günes vor dem Problem, einen Kita-Platz zu finden; in München war das nahezu unmöglich. Statt sich mit einer endlosen und nervenaufreibenden Suche zu belasten, nahm sie die Sache selbst in die Hand und gründete getreu ihrem Motto »Die sicherste Art, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie selbst zu gestalten«, mit befreundeten Müttern selbst eine Kita.
Eine Frau, eine Tat: Am 6. Januar 2010 ließ sie ihren Verein Karl und Liesl e. V. eintragen, zunächst eine Elterninitiative für Kinder von eins bis drei Jahren. Heute ist der Verein Träger einer doppelt so großen Kita mit Vollzeit- und sogar Hortplätzen. Die Kita liegt im Stadtteil Giesing an der Grenze zu Au, dem Geburtsort des Kabarettisten Karl Valentin, der mit seiner Partnerin und großen Liebe Liesl Karlstadt berühmt wurde, weshalb die Kita den Namen des bekannten Paares trägt. Im Nachhinein, findet Günes, war die Gründung der Kita und ihr Aufbau eine aufregende Zeit, in der sie Erfahrungen gemacht hat, die sie heute nicht mehr missen möchte. Zwischendurch war sie sich da jedoch gar nicht so sicher; die bürokratischen Hürden, die sie nehmen musste, und ihre Irrwege durch die Ämter brachten sie an ihre Grenzen. Dass die Kita-Gründung schließlich doch noch klappte und sogar zu einem großen Erfolg wurde, liegt sicherlich nicht nur an Günes Tatendrang, sondern vielleicht auch daran, dass bei ihr nicht immer alles perfekt sein muss. Denn anders könnte sie ihr Familienleben mit zwei Kleinkindern, die Leitung der Kita und ihre Arbeit bei mamikreisel.de überhaupt nicht miteinander vereinbaren.
Nicht perfekt sein zu wollen, wo Perfektionismus nicht angebracht ist: Ein Grundsatz, an den ich im Alltag mit Maxime oft denken muss. Ich habe festgestellt, dass sich Mütter (auch ich!) häufig unnötig verrückt machen. Günes hat uns gezeigt, dass man sein Kind auch mal einen Tag lang in fleckigen Klamotten rumlaufen lassen kann. Oder dass man keine schlechte Mutter ist, wenn das Kind mal hinfällt, sondern dass solche Erfahrungen auch zum Lernen und Leben dazugehören. Von Günes habe ich gelernt, dass man seinem Kind auch mal sagen kann: »Mama ist jetzt zwar zu Hause, hat aber keine Zeit.« Nur so findet die voll berufstätige Mutter Zeit zum Kochen, ihrer Art der Entspannung, Zeit, die sie mit ihrem Mann Hauke verbringt oder eben Zeit, um die eine oder andere Mail mit Fragen aus ihrem Forum zu beantworten. Denn Mütter müssen Müttern helfen, ob in der Kita, in der Nachbarschaft, im Büro oder eben im Netz, findet Günes.
Die Beliebtheit des Forums mamikreisel zeigt, dass diese Solidarität unter Müttern weitverbreitet und erwünscht ist. Und das zeichnet doch ein sehr positives Bild der heutigen Mütter-Generation!
Tipps zur Gründung einer Elterninitiative oder einer Kindertageseinrichtung
Der erste Schritt ist, sich mit zwei oder drei Müttern, Vätern oder Elternpaaren zusammenzuschließen. Drei bis vier Gründungsmitglieder sind eigentlich ideal, weil man sich bei dieser Größe einfacher absprechen kann, aber auch immer jemand da ist und einspringen kann, wenn ein oder zwei Parteien krank oder beschäftigt sind.
Und dann geht es los: gründet einen Verein. Die Rechtsform »eingetragener Verein« bringt viele
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