Mamas Gluecksbuch
dürfen Jannes und Hannes sich etwas aussuchen aus der Glücksschale.
Ein Steinchen oder ein Sternchen, das macht die Welt einfach bunter.« Nein! Genau mein Ding! Steinchen oder Sternchen, ja, das macht die Welt wirklich einfach bunter. Ich gucke mich um. Bei uns in der Wohnung ist ja gar nichts bunt. Draußen regnet es auch noch zu allem Übel. Aber Moira und Jürgen scheinen von innen heraus. Wie machen sie das? Warum kann es nicht auch bei uns so scheinen? Klein und mickrig sitze ich daneben und lausche mit offenem Mund den Berichten. Währenddessen frage ich mich betreten: »Wieso machen eigentlich die anderen immer alles viel, viel besser?«
»Aber Mama«, gähnt Jannes, »diese Steinchen-Sache machen wir doch ewig schon nicht mehr.« – »Und die Friedenssprüche gingen doch Papa so auf den Senkel, dass er meinte, er kommt erst zum Essen, wenn dieser Teil erledigt ist«, meint Hannes. Moira und Jürgen schweigen ein bisschen und leuchten dabei etwas weniger. »Na ja«, sage ich erstaunt, »dann können wir das ja jetzt zusammen fortsetzen!« Mein Mann bekommt einen akuten Lachanfall. »Kommt nicht infrage. Das macht bei uns doch keiner mit. Nicht mal du selbst!« Stimmt. Habe ich vergessen. Überhaupt: gar nicht so schlimm, unsere Wohnung, eigentlich ganz gemütlich. »Trotzdem auf den Frieden!« , rufe ich und wir stoßen zusammen an.
An diesem Abend wurde uns klar: Es gibt sie einfach nicht, die besseren Eltern. Es reicht ja, wenn wir einfach nette Eltern sind. Wer soll das auch sein, die Eltern, die alles besser machen und bestimmt auch ideal erziehen können? Würden wir eine Umfrage starten, was »ideale Erziehung« bedeuten könnte, kämen so viele unterschiedliche Antworten heraus, wie es unterschiedliche Menschen gibt. Dafür ist das Zusammenleben zwischen uns Menschen zu verschieden, als dass man eine Regel für den richtigen Weg formulieren könnte.
Aber wir sind bestimmt einer Meinung, wenn wir sagen, dass es uns glücklich macht, wenn unsere Kinder zufrieden, selbstbewusst und respektvoll sind. Und das ist – ganz klar – ohne Probieren und Irren, ohne Fehler eben nicht möglich. Auf diesem Weg haben wir aber auch viele Erfolgserlebnisse, von denen aus wir fortfahren können.
Vergleiche haben dabei allerdings gar nichts zu suchen. Bestimmt ist es dir längst selbst aufgefallen: Vergleiche hindern am Zufriedensein! Immer wieder gerate ich in diese Falle und male mir schillernd aus, wie viel besser es doch woanders ist.
»Bei denen gibt’s bestimmt nicht so viel Krach, wenn sie Mittag essen. Vermutlich machen die mit ihren Kindern auch am Wochenende immer ganz besondere Ausflüge. Wahrscheinlich haben sie auch genug Geld, um dieses Jahr Ferien in der Karibik zu machen. Und dann ist es da vermutlich auch sehr viel schöner als auf unserem ollen Zeltplatz an der Ostsee, den wir nun schon seit Jahrhunderten besuchen.«
Dieses Idealisieren kann einen ganz schön belasten und bremsen. Und es klingt zu sehr nach Wettbewerb. Kann es im Leben zwischen Eltern, Kindern, überhaupt zwischen Menschen, im Wesentlichen um Wettbewerb und »Bessermachen« gehen? Nein, bestimmt nicht. Für Goldmedaillen wurden ja nun extra die Olympischen Spiele erfunden. Im wahren Leben und Lieben dürfen wir das Vergleichen und Wettbewerben ruhig beiseitelassen, denn: »Wenn du unbedingt möchtest, dass es dir schlecht geht, brauchst du dich nur mit anderen zu vergleichen. Falls du lieber glücklich bist, lass das Vergleichen bleiben«, so Brigitte Diete von der Caritas-Familienberatung Berlin. Stellen wir jemanden auf ein Podest oder schubsen ihn wieder davon herunter, so blendet das die Wirklichkeit aus. Es hat nichts mit der Persönlichkeit – dem Menschsein – des anderen zu tun: seinen Stärken,
Schwächen, Stimmungen, Schwankungen und unterschiedlichen Seiten, deren Summe sie oder ihn ausmachen. Und es blendet auch den Blick auf uns selbst aus. Hinter den Kulissen ist es nämlich überall sehr ähnlich. Wir alle haben mit unseren Sorgen zu kämpfen, mit unseren Gewohnheiten, mit unseren Strategien und mit unseren Wünschen.
Wie steht es überhaupt mit unseren Vorbildern? Was steckt hinter unserem Schwärmen? All die schönen Eigenschaften, die wir an anderen bewundern und uns selbst nicht zutrauen, schlummern erwartungsvoll in uns. Wir können sie uns nach und nach zu eigen machen. Jawohl: Wir sind genauso genial. Und manchmal auch kleinkariert und fehlbar. So, wie unsere Vorbilder es auch sind. Das nennt man
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