Mamas Gluecksbuch
grundsätzlich eine gesunde Reaktion. Sie gehört zu uns. Sie ist wichtig. Ein Alarmsignal, das deutlich sagt: Hier geht es mir gerade zu weit!
Es gibt viele Situationen, in denen sich ein »ganz normaler« Wutanfall anscheinend kaum vermeiden lässt. Dabei kann es sich bei den Auslösern um Lappalien handeln. Heute, Sonntag, zum Beispiel: Lea steht um fünf Uhr auf und ruft ununterbrochen: »Kakao – und zwar sofort!« Nach ebenso vielen freundlichen Ermahnungen können wir Eltern uns nicht mehr halten und wüten sie an. Nun sind alle wach – und unausgeschlafen. Wäre das vielleicht anders gegangen?
Wut kann ein deutlicher Hinweis auf quälende Ohnmachtsgefühle sein, die sich mit einer solchen Explosion einfach Luft machen müssen. Sie zu unterdrücken ginge nach hinten los: Dann überrumpelt sie uns und unser Kind vielleicht noch viel stärker in einem von dieser Situation losgelösten Augenblick. Sind unser Selbstwertgefühl und unsere Balance sowieso gerade etwas angeknackst, kann die Wut schlagartig die Regie übernehmen. Sie bricht sich Bahn, wenn alles andere nicht (oder nicht schnell genug) klappt. Und das ist es, was daran nicht gut ist: Nicht wir haben die Wut im Griff, sondern sie uns. Es kann dann passieren, dass wir vollkommen unbedachte Dinge sagen oder unser Kind viel zu fest anfassen.
Rutscht uns im Affekt die Hand aus, geben wir gar einen Klaps, dann sind wir definitiv zu weit gegangen. Einem Kind körperlich (oder seelisch) wehzutun, darf nicht passieren. Es verletzt sein Vertrauen zu uns und zur Welt. Und wir missbrauchen unsere vermeintliche Stärke.
Jede Mutter findet sich ab und an in einer solchen spannungsgeladenen Situation wieder. Wenn sich unsere Wut so entlädt, sei es mit Worten oder Taten, dass es unserem Kind und uns dabei nicht gut geht, sollten wir unsere Ausdrucksform überdenken. Dann müssen wir dringend mit Ursachenforschung beginnen. Das schlechte Gewissen hilft uns da leider nicht weiter. Viel mehr sind es pragmatische Fragen, die uns voranbringen.
Was heißt hier »beste Mama«?
Wie kann man behaupten: »Ich bin die beste Mama«, obwohl so etwas gerade passiert ist und eine andere Mutter garantiert viel besser mit der Situation umgegangen wäre?
Du bist die beste Mama, denn du und dein Kind, ihr geht gemeinsam diesen Weg – mal seid ihr dabei unausstehlich, mal mittelmäßig und mal wunderbar. Genauso wie jede andere Mutter auch, der die schwierigen Situationen bestens bekannt sind.
Ihr entwickelt euch. Diese Entwicklung heißt Leben. Es bedeutet: Unglaubliches schaffen, eine Menge aushalten, ebenso viel meistern, Fehler machen, daraus lernen, neue Schritte gehen, neue Fehler machen, sich verändern, sich annähern und wachsen.
Hilfreiche Fragen
Wann treten solche Momente auf? Wenn ich erschöpft bin oder überfordert? Wenn ich unter Zeitdruck stehe? Wenn
ich etwas sofort möchte, und es dauert mir zu lange? Was war der Anlass und was kann ich tun, damit es sich nicht beim nächsten Mal wiederholt?
Was will ich genau? Und passt das, was ich möchte, zum Bedürfnis meines Kindes? Sind meine Erwartungen angemessen? Tun sie meinem Kind gut? Will ich Ruhe, Harmonie, brave Kinder? Oder vielleicht selber Dampf ablassen?
Was kann mein Kind in seinem Alter? Was kann es noch nicht? Was kann ich meinem Kind in diesem Alter an Regeln und Rücksichtnahme beibringen?
Wo sind meine eigenen Grenzen? Und wie kann ich sie rechtzeitig ankündigen? Wie kann ich dafür sorgen, dass ich unabhängig von äußeren Situationen ruhiger bleibe?
Während wir dies durchdenken und beantworten, können wir zu Einsichten gelangen, die helfen, sowohl unsere Kinder als auch uns selbst besser einzuschätzen.
Es stellt sich also bei einem lautstarken Konflikt generell die Frage: Geht es auch anders? Und vor allem: Geht’s mir gut damit? In manchen Fällen ist es nicht um einen wichtigen Inhalt gegangen und wir haben vielleicht kein Porzellan zerschlagen, auch wenn uns der Kragen geplatzt ist. In anderen Fällen kann es passieren, dass wir ausfallend sind, kränkend oder gar handgreiflich werden. Momente, die wir anschließend bereuen. Durch unterstützende Techniken können wir lernen, diese Aussetzer in den Griff zu bekommen.
Notfallstrategien zum Aussuchen
Es ist eine wahre Kunst, in kritischen Momenten vernünftig und sachlich zu reagieren. Man kann sie aber etappenweise erlernen. Das Zauberwort ist: mentaler Abstand – und zwar bevor uns die Emotionen überwältigen. Hier ein paar
Weitere Kostenlose Bücher