Mamas Gluecksbuch
Du übernimmst eine Menge Verantwortung, ganz schön mutig.
Es findet etwas Erstaunliches und Besonderes in deinem Leben statt: ein inneres Wachstum, ausgelöst durch das kleine Menschenwesen, das es sich bei dir gemütlich eingerichtet hat. So wie dein Kind äußerlich wächst, so wächst du nämlich nach und nach innerlich an Erfahrung, an Liebe und du entwickelst neue Energien.
Wir können es tatsächlich so bildlich sehen: Ein Baby lernt laufen, ein Kind lernt schreiben, ein Jugendlicher lernt selbstständig werden, wir lernen Eltern sein.
Manchmal sind das die bekannten zwei Schritte vor und einer zurück. Dass wir dabei auch mal stolpern oder wieder
neu anfangen, ist ganz natürlich. Und genau diese Schritte sind es, die uns schließlich stärken.
Der Genuss und zugleich auch die Herausforderung, am Großwerden unserer Kinder teilzuhaben, lieben und geliebt zu werden, staunen zu dürfen und viel lachen zu können, bringt Veränderungen und Wandlung mit sich. Und so beinhalten auch schwierige Momente wie explosive Trotzphasen, Krankheiten und Konflikte Entwicklungschancen. Möglicherweise bewirken sogar nur schwierige Situationen notwendige Veränderungen? Vielleicht geht es dir so wie mir: Erst wenn es richtig unbequem und unangenehm wird, fange ich an, mich überhaupt zu bewegen!
Mein Name ist Bond, Jane Bond …
… und meine Mission zum Thema »Inneres Wachstum« lautet heute: nicht aufregen, nicht laut werden. Schon geht es los. Es klingelt, ich öffne die Tür: »Hallo, mein Großer, da bist du ja!« Felix kommt herein und schimpft ohne Vorwarnung: »Finde ich saufies, wenn ich nicht den Film bei Lenni noch weitersehen darf!« Wütend tritt er auf seine am Boden liegenden Klamotten. Nun gilt es, flink, geschickt und entwaffnend zu reagieren. »Weißt du was«, schlage ich vor: »wir machen jetzt was Tolles zusammen. Was hältst du von Spionspielen?« Felix stampft wortlos und schnaubend ins Badezimmer, klick-klack macht das Schloss. Na gut, ich sage jetzt mal eine Weile nichts. Inzwischen ist es spät geworden. Ich klopfe an die Tür. Felix ruft: »Gleich!« Ich sage also missionsgemäß: »Gut, in Ordnung ...«, denn wir sind ja offensichtlich einen Schritt aus der Angriffsphase gekommen.
Ich warte also. Und warte. Normalerweise wäre ich schon explodiert. Heute überlege ich bloß: »Ist das richtig, dass
Felix jetzt machen kann, was er will? Ist das jetzt ein besserer Weg?« Keine Antwort. Woher auch, ich bin im Neuland. Also warte ich noch ein bisschen. Dass einer so lange wartet bei »007«, das habe ich noch nicht erlebt. Aber die Minuten bei der Herstellung eines Films sind ja auch richtig teuer.
Schließlich kommt Felix aus dem Bad. Hat sich etwas beruhigt. »Liest du wenigstens was vor?«, mault er. Oje, das wollte ich heute eigentlich nicht. Habe doch ein wichtiges Date mit meinem Computer! Aber was soll’s. Und überhaupt: Wir holen uns noch ein Dutzend Kuscheldecken, Kerzenschein kommt dazu und ich erhole mich ein bisschen mit den beiden. Mission impossible? Nix da, wir haben’s geschafft. Ich schaffe es noch zur Spitzenagentin in Sachen »Familie ohne Kampfallüren« – und mein Team wird auch immer besser.
Wachstumsschmerzen
»Auch Erwachsene können Wachstumsschmerzen haben«, weiß Hannah Janßen, Psychologin und Leiterin der Friesenhörn-Nordsee-Kliniken für Mütter und Kinder. Wir Eltern wachsen, wenn nicht körperlich, so doch geistig – und das kann manchmal genauso wehtun wie die Wachstumsschmerzen beim Kind. Schmerzen, Kummer, Widerstände sind so manches Mal Zeichen einer seelischen Entwicklung. Kinder nehmen durch ihr Anders-als-wir-Sein, durch ihre eigene Denkweise und durch das Verfolgen ihrer eigenen Wege oft das ganze Sein der Eltern in Anspruch. Und sie müssen uns herausfordern, denn sie möchten an uns ihr eigenes Leben und ihre eigene Persönlichkeit erproben.
Mir scheint, wir sind gewissermaßen Dompteure wilder Tiger und zugleich zartbesaiteter Feenwesen. Wir müssen
taktieren, welche Methode für welchen Moment geeignet ist, um ihre besten Seiten zum Ausdruck zu bringen. Kinder brauchen von uns sowohl Unterstützung und Beifall als auch unseren Widerstand. Neues wagen, Verbotenes ausprobieren, »mal gucken, was nun passiert!«.
Für uns Eltern kann das die reinste emotionale Achterbahn sein. Denn unsere Kinder decken bei diesen Prozessen unweigerlich auch unsere sonst gut verborgenen unzulänglichen Seiten auf. Sie konfrontieren uns mit Ungeduld,
Weitere Kostenlose Bücher