Mamas Gluecksbuch
ähnlich rücksichtsvoll und bedacht zu reagieren. Aber mit uns als Vorbild werden sie es nach und nach gewiss auch lernen.
Natürlich: Wenn etwas die eigenen Grenzen deutlich überschreitet, dann ist irgendwann nicht mehr Langmut, sondern klare Grenzverteidigung gefragt, damit man nicht untergeht oder überschäumt. Allerdings – nicht ganz leicht – sollten wir immer besser unterscheiden lernen zwischen unserer eigenen Ungeduld und einer Grenzüberschreitung unseres Kindes.
Wut, Ungeduld, sich nicht gut behandelt fühlen vom Kind – das sind so laute, schnelle, starke Emotionen, die überdecken die im Gegensatz hierzu etwas stillere Geduld in Windeseile. Eben noch die sanfte Ruhe selbst – schwupps – sind wir fahrig und gereizt.
Geduld mit dir selbst
Es ist eine ziemlich große Aufgabe, ruhig und bestimmt zu bleiben, während ein kleines Rumpelstilzchen uns gerade nach allen Regeln der Kunst in den Wahnsinn treibt. Kinder sind die größte Herausforderung, wenn es gilt, gefasst zu bleiben. Das Wesentliche ist dabei nicht, dass wir geduldig mit unserem Kind sind, sondern mit uns selbst. Wenn du eine überbordende Ungeduld in dir spürst, weil die Dinge nicht so laufen, wie du gerade möchtest: Sei geduldig mit dir.
Vielleicht bringt dich die Vorstellung in Raserei: »Ich muss Punkt neun beim Termin sein!« oder »Marlene müsste sich in dem Alter längst selbst anziehen können!« usw. Was wäre, wenn wir uns nicht von der Uhrzeit und von unseren Erwartungen antreiben lassen würden? Marlene wird sich
irgendwann ganz alleine anziehen, das ist klar (und weiß der Himmel, was das dann für Klamotten sind). Vielleicht helfen wir jetzt noch ab und zu beim Anziehen und schenken uns dabei gegenseitig ein bisschen Aufmerksamkeit. Vielleicht freuen sich unsere Kinder über unsere Unterstützung und Nähe. Irgendwann können sie es womöglich kaum erwarten, aus dem Haus zu sein. Schön, dass sie jetzt noch gerne zu Hause sind.
Gibt es also vielleicht neue Möglichkeiten, um zusammen rechtzeitig loszugehen, ohne Druck und Ungeduld? Vielleicht finden wir etwas, das unsere Kinder freut, wenn sie sich selbst angezogen haben? Wir müssen sie nur auf den Geschmack bringen.
Das alles kann zum Beispiel behilflich sein, unsere Kinder anzuspornen: Wettkampfatmosphäre, eine versprochene Vorleserunde »danach«, Punktesystem oder Bonusheft: An die Wand wird ein Bild mit Kreisen gehängt (beliebt ist zum Beispiel eine Raupe aus Kugeln), bei jedem Erfolg bekommt das Kind einen Aufkleber auf eine Kugel. Ist alles beklebt, gibt’s eine Überraschung. Notfalls: Süßigkeiten und andere Bestechungen (muss ja nicht zur Regel werden).
Wenn wir das Leben mit Kindern täglich mit etwas mehr Geduld angehen und dabei merken, wie gut es allen tut, gewöhnen wir uns glatt daran.
Ich weiß, ich weiß, geduldiger zu sein, das klappt nicht immer! Das muss es auch gar nicht. Wir vergessen es wieder – und üben es noch einmal. Und wenn es ab und zu klappt, wenn eine Stimmung entschärft, eine brenzlige Situation erleichtert werden kann, dann leuchten schon ein paar Freudenfunken mehr in den Augen unseres Kindes und in unseren eigenen. Und auf Dauer werden daraus ziemlich viele Funken, die das Leben schöner machen.
Humor – die verschmitzte Zauberformel
Mit deinem siebten Sinn für Humor fällt Geduld ein bisschen leichter, denn: Geduld ist, wenn man trotzdem lacht. Situationskomik findet sich auch in den schrägsten Augenblicken. Vielleicht erschließt sich die komische Seite einer hektischen Situation nicht gleich auf Anhieb, aber mit deinem Kind wirst du sie leichter entdecken.
Kinder tragen viel Lebensfreude und Witz in sich, sie warten nahezu auf jede Gelegenheit, Freude am Leben haben zu können:
Kitzel deinen Kleinen, wenn es dir selbst nicht so gut geht.
Pfeif deiner Kleinen was vor, wenn alles zu lange dauert.
Überleg dir irgendeinen schönen Unsinn, wenn sie sich nicht anziehen wollen, und hab Geduld: Sie werden sich anziehen, sie schlafen ein, sie brauchen nur etwas Zeit. Ihre eigene Zeit nämlich.
Dass unser Baby immer größer wird, bemerken wir zweifellos von selbst. Aber was bestimmt untergeht bei all dem Trubel, ist etwas anderes: Wir wachsen mit! Wie eine Blume werden wir groß – und schön.
So? Der Blick in den Spiegel sagt gerade etwas anderes? Müde, augenberingt und sorgengefältelt? Das ist nur die eine Seite der Medaille – die andere, viel wichtigere ist: Du bist flexibel, fantasievoll und ideenreich.
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